Lackenbach kennt man meist vom Vorbeifahren am Weg in die großen Weinorte des Mittelburgenlands. Quasi im Alleingang hielt dort Maria Kerschbaum den Anspruch auf Rotwein von Rang aufrecht. Ihr zur Seite steht David Kerschbaum, der sich vom relaxten Youngster zum ernsthaften Winzer gewandelt hat. Insofern freut uns ein Wiedersehen mit ihm immer, denn die Weine werden – pauschal, aber nicht weniger richtig gesprochen – immer besser. Auch bei den Preisen vermag man zu überraschen.
Viel Wein für das Geld bietet vor allem der Zweigelt – wie der bei Kerschbaum auch gepflegte rare Cabernet Franc eine rote Sorte abseits des gebiets-dominierenden Blaufränkisch: Zwetschkenfrucht in Reinkultur, dazu die würzig-fleischige Art einer Tapenade (schwarze Oliven-Paste) prägen seinen Duft. Die Fruchtigkeit erweitert sich am Gaumen um etwas Heidelbeere und dunkle Kirsche. Das ist ein Wein, den man in großen Schlucken trinken will! Lorbeer und schwarzer Pfeffer verleihen ihm bei aller Zugänglichkeit ein schönes, mittellanges Finish.
Ein Klassiker des Hauses, auch weil der Name an asiatische Gangsterfilme erinnert (und ergo leicht merkbar ist), kommt als nächstes. Die „Triade“ bündelt drei Rebsorten (neben dem Blaufränkisch auch Merlot und Cabernet Sauvignon) zu einer Mischung, die vom Espresso über Brombeere, Rosmarin und Bockshörndl einige Duftnoten mitbringt. Dunkel und saftig fiel der Jahrgang 2012 aus, der mit seiner dichten, fast fleischigen Art begeistert. Brombeere, Graphit und eingelegte schwarze Nuss schmecken wir, immer noch von den massiven Noten des Holzes begleitet. Der Abgang ist jetzt schon lange und mit Pfefferwürze versehen, eine echte Lagerempfehlung – und auch hier überzeugt das Preis-Genuss-Verhältnis.
Tiefer in die Börse muss man beim „KXI“ greifen, dem vin de garde von David Kerschbaum, der qualitativ noch über der nach ihm schon zu Jungwinzer-Zeiten benannten „David’s Show Reserve“ steht. 18 Monate im Barrique haben der Blaufränkisch-Reserve aus der bekannte Ried Dürrau kräftige Kokos-Töne mitgegeben. Wie viele große Weine bringt der „KXI“ auch Noten außerhalb der üblichen Kategorien mit: Rote Rübe, Kreuzkümmel und Schokolade mischen sich. Schmelzig und saftig wie ein Mon chéri legt sich dieser Wein auf den Gaumen. Kirsche und Schoko wechseln sich als Eindrücke ab, die Frucht ist immer merklich, doch nie kitschig.
Statt vordergründiger Süße wird hier eine intensive Stilistik gepflegt, der aber eine noch im Anfangsstadium stehende Würzigkeit gegenüber steht. „Verlässlichkeit für viele Jahre“ würde auf dem Dürrau vulgo „KXI“ stehen, wenn er eine Waschmaschine wäre. Das nächste Mal vielleicht doch nach Lackenbach abbiegen, lautet unsere Empfehlung.
Bezugsquelle:
Rotweingut Maria Kerschbaum, Zweigelt 2015 ist um EUR 6,80, die Cuvée „Triade“ 2012 um EUR 9,90 und der Blaufränkisch Reserve „KXI“ 2011 um EUR 29,50 erhältlich, alle ab Hof, www.weingut-kerschbaum.at