Es gibt viel zu lachen beim Verkosten mit Georg Wieder, dessen Weingut noch den Namen seiner Mutter Juliana trägt. Vergessen sollte man aber neben den Klassikern des Blaufränkisch-Könners (Hochberg, Kohlenberg) aber nicht auf die rareren Flaschen. Die aktuelle Auswahl führte einem das wieder deutlich vor Augen. Konkret anhand der Cuvée Morandus des Jahres 2011. Die Hauptsorte ist – fast möchte man sagen: natürlich – Blaufränkisch, ergänzt durch Zweigelt, Cabernet Sauvignon, Merlot.
Der Morandus, benannt nach einem Elsässer Heiligen mit starkem Österreich-Bezug übrigens, duftet nach herb-frischen Preiselbeeren. Auch konzentrierte Aromen, etwa eines Aceto Balsamico, sind zu merken; wie beim Balsam aus Modena glimmt immer ein leicht säuriger Zug bei ansonsten üppigen Aromen auf. Auch am Gaumen machen nicht einzelne Früchte den Geschmack aus, vielmehr findet man würzkräftige Parallelen: Lorbeer, schwarze Oliven, am ehesten wird roter Apfel zu nennen sein. Herb wird es besonders gegen Ende, hier kommt noch Espresso und Bitterschoko dazu.
Eine Cuvée für Fortgeschrittene und für den Preis, den Georg Wieder dafür aufruft, definitiv viel Wein – und mit schöner Prognose. Denn wie die Weine des Hauses altern, führte dann die Blaufränkisch Reserve aus dem Jahrgang 2006 vor Augen. Leichte Brauntöne verzeiht man dem Wein in der Sekunde, wenn man die erdige Würze riecht. Enzianwurzel, etwas Jod und andere Medizinaltöne lassen für’s erste keine Frucht durch. Am Gaumen allerdings setzt sich eine reife Zwetschke in Szene, zart ist auch Schwarzkirsche zu erahnen, aber dieser Wein ist über Kirschigkeit erhaben und spielt die „Powidl“-Karte. Dazu noch etwas Kochschokolade und fertig ist ein wunderbarer Wein, der jetzt am Punkt ist, im Herbst aber auch zum Wildbret gute Figur machen dürfte.
Bezugsquelle:
Juliana Wieder, Cuvée Morandus 2011 um 18,40 EUR, der Blaufränkisch Reserve 2006 um EUR 32 erhältlich, beide bei Weinhandel Wild, www.weinhandel-wild.at