Bolgheri als bekanntester Wein-Teil der toskanischen Maremma ist nach wie vor ein Hoffnungsgebiet vieler Winzer. Der jüngste Neuzugang trägt einen recht poetischen Namen: „Campo alle Comete“, das Kometen-Feld, ist seit dem Vorjahr der Toskana-Außenposten von Feudi di San Gregorio. Die Familie Capaldo erweitert damit ihr Wein-Reich, das neben dem Perl- und Schaumwein-Erzeuger „Dubl“ auch Partnerschaften mit der Weinkellerei Sirch im Friaul und Federico Graziani für Weine des sizilianischen DOC-Gebiets Etna umfaßt.
Es ist eine interessante Ergänzung für das bekannte Weingut, das von Sorbo Serpico in Kampanien aus agiert. Der Süden schlägt hier weiter nördlich zu und tut das nicht mit einheimischen Rebsorten wie rund um den Vesuv (wo man sich um den Aglianico verdient machte), sondern setzt in den Colli Metalliferi auf Merlot, Cabernet Franc, Cabernet Sauvignon und Petit Verdot. Zumindest beim ersten Wein, der nur deshalb bereits am Markt ist, weil die einzelnen Bestandteile der Cuvée noch der Vorbesitzer gelesen hatte. Mit einem Staunen, so die Übersetzung des „Stupore“ aus dem Jahrgang 2015, beginnt also die Geschichte des Kometen-Weinguts unter Antonio Capaldo, während der geplante Spitzenwein erst 2018 auf den Markt kommen wird. Für heuer sind noch ein Rosé sowie ein reiner Cabernet Sauvignon angedacht.
Der Bolgheri DOC, den Jeanette Servidio und der Önologe Stefano Di Blasi, zusammengestellt haben, wird aber auch weiterhin der wichtigste Wein des 15 Hektar großen Maremma-Gutes sein. Den Löwenanteil der geplanten 120.000 Flaschen Jahresproduktion werden das Label des „Stupore“ tragen. Dieses wurde von der Malerin Nicoletta Ceccoli gestaltet, der weltbekannten Kinderbuch-Illustratorin aus San Marino. Ein Mädchen im Ballon schaut darauf wie in einem Märchen zu den Sternen auf. Wird man auch zum 2015er Stupore aufschauen?
Diese Frage beantwortet das Öffnen der eleganten Flasche, die gleich einmal Vanille und reife Himbeeren in die Nase steigen lässt. Im Glas und mit mehr Luft werden dann auch noch die würzigen Noten des neuen Bolgheri DOC dazu kommen. Sie erinnern an Bohnenkraut und Estragon. Die jugendliche Säure, die die Himbeeren bereits im Geruch andeuteten, brechen sich auch am Gaumen ihre Bahn. Ribisl schmeckt man zuerst, aber auch Sauerkirsche. Der saftigen Weichsel-Note folgt ein bald einsetzendes Tannin-Gewitter, das insgesamt zum trinkanimierenden Charakter des Stupore – wegen des trock(n)en(d)en Ausklangs – beiträgt. In dieser Form stellt der Vorbote vom Kometen-Feld einen typischen „Sommer-Roten“ dar: Leicht gekühlt serviert, begleitet er würziges Grillfleisch (bei uns drängt sich gerade Tandoori-Hühner-Spieß auf) sicher fein.
Bezugsquelle:
Campo alle Comete, „Stupore“ 2015 ist um EUR 18,70 bei Uvinum erhältlich, www.uvinum.de