Batman-Fans werden das Etikett lieben (es erinnert an den Arkham Asylum-Insassen Professor Pyg), Kunstkenner sowieso – Deborah Sengl, yes! – und die Weinfans werden wieder wissend nicken: „Jo, jo, da Hauns“. Hans Schwarz hat eine neue Weinlinie kreiert, die seinen Spitznamen trägt. „The Butcher“ besteht optisch aus einem „Jugendfoto vom Vota vor der Pubertät“ ((c) Michael Schwarz), das Herbert Lehmann gemacht hat, aber Deborah Sengl mit ihrer Tierkopf-Trademark verfremdet hat.
So weit, so schön, aber Etiketten stillen keinen Durst. Also ad vinum! Das markante Bild ziert Blaufränkisch, Pinot Noir und eine Cuvée (50% Merlot, 30% Cabernet Sauvignon, 20% Cabernet Franc) aus St. Georgen. Hier in „Schurldorf“ wurden schon die gemeinsam mit Seewinkel-Nachbar Heinz Velich gefüllten Panta rhei-Weine geerntet, der Boden ist ein guter für Pinot, wie man auch hierorts nachlesen kann.
Wer braucht Meditationsburgunder?
Die erste Cuvée aus dem rund zehn Jahre alten Rebanlagen in St. Georgen duftet nach Schokolade und Kirsche, am Gaumen schillert die jugendliche Säure vor einem Hintergrund aus dunklen Früchten (Johannesbeere und Brombeeren). Mit den nussigen Anklängen, die sich ebenso dazugesellen, ergibt sich eine schöne Balance, ein wenig Flaschenreife wird dem „Fleischer“-Trio aber noch gut tun. Ganz anders punkto Trinkfreude zeigt sich der Pinot Noir 2012, anhand dessen wieder einmal die Diskussion beginnt, wie ein österreichischer Pinot denn sein sollte. Der Hardcore-Burgunder-Fraktion ist diese Butcher-Variante „zu würzig“ (!), sie träumt vermutlich von seidig-weichem Erdbeer-Stoff, der über den Gaumen schwebt wie ein Gespenst. Dass es kein mächtiger Holzeinsatz sein darf, darauf einigen wir uns, dann enden die Gemeinsamkeiten. Denn für uns ist der von Michael Schwarz eingeschenkte Wein ein nahezu perfekter Austro-Pinot.
Und warum? Weil er erstens die prototypischen Kennzeichen mitbringt – helle Farbe, deutliches Beeren-Aroma (konkret: Himbeere im Duft) – dazu aber zweitens eine tiefgründige Note addiert. Denn auf die zarte Himbeer-Aromatik, vielleicht auch ein wenig Blutorange, folgt der Übergang in die herbale Richtung. Zitronenmelisse und Minze sind zu spüren, ehe es im Abgang nochmals ganz anders schmeckt. Da wird ein zartbitteres Finale eingeläutet, dessen Hauptbestandteile Wachholder und Espresso darstellen. Damit mögen die Pinot-Lover gehadert haben, doch gerade der Widerrist am Ende macht diesen Wein so faszinierend.
Man bedenke: Wir haben feinste Pinots, doch für den Einsatz in der Gastronomie soll es auch nicht zu weich werden. Wer gerne burgundische Meditationen hält, kann ja den privaten Weinkeller zum Ashram erklären. Wer Pinot Noir gerne trinkt, vielleicht gar zum Essen, wird den roten „Butcher“-Burgunder lieben. Denn angesichts eines Fleischerbeils am Etikett ist das sowieso feinste Klinge.
Bezugsquelle:
Hans Schwarz, Cuvée und Pinot Noir „The Butcher“ 2012 sind jeweils um EUR 20 ab Hof erhältlich, www.schwarz-weine.at