Rot wie Santa Claus‘ Mütze schimmert es im Glas, unser heuriges Weihnachtsbier. Technisch ist es zwar keines der beliebten „Kerst“-Biere aus Belgien, also ein stark eingebrautes Weihnachtsbier der Marke „Winter Warmer“. Mit 8,9% Alkohol hat es aber dennoch genug Kraft, um Wintertagen eine lange Nase zu drehen. Der Nachteil des besagten Biers – es gibt nur 500 Flaschen davon, denn Michael Mauer und Johannes Kugler von Brew Age in Mariahilf haben zwei Rotweinfässer damit „verseucht“. Doch keine Angst, der Eintrag von Milchsäure-Bakterien (Laktobazillus), wie man sie aus dem Yoghurt kennt, und der wilden Brettanomyces-Hefen gehört zu diesem Bier-Stil, einem Flanders Red. Sauerbier allein war für das „Red Out“ (endlich steht hier, wie das Bier heißt!) aber nicht genug, daher kamen noch die Fässer zum Einsatz.
In ihnen hatte zuvor Richard Zahel seine Rotweine gelagert, nun startete hier die zweite Gärung mit besagten „Laktos“ und „Bretts“. Insgesamt dauerte es 33 Monate, ehe das Bier endlich im Handel war, denn danach folgte auch noch eine Flaschen-Gärphase. Hier kamen noch St. Laurent-Trauben zum Einsatz, die ebenfalls vom Weingut Zahel stammten. Begonnen hatte der Weg des „Red Out“ nämlich schon im Dezember 2014, auch das ein guter Grund, sich das Flanders Red zu Weihnachten zu gönnen. Wie es sich für eine festliche Rarität gehört, feierte das „Red Out“ eine regelrechte Premiere – und zwar bei Alice Sieghardt und Alfred Greiner im famosen Känguruh Pub zu Wien.
Das Ergebnis bringt die erwarteten säuerlichen Duftnoten mit; „Red Out“ riecht nach Kirschen-Yoghurt, aber auch cremig-karamellig wie Werther’s Echte-Zuckerl. Die roten Frucht-Noten sind dann auch im Antrunk sofort da. Sauerkirsche wird von einer anfangs merklichen Kohlensäure getragen, die dem Fass-Charakter eine frische Note gegenüber stellt. Die Lagerung im Holz – immer ein Geduldsspiel und nicht ganz steuerbar in ihrem aromatischen Einfluss auf Bier – sorgt nämlich für einen schokoladigen Grundzug. „Gesoftet“ durch die auch verwendeten Haferflocken im Bier ergibt das eine cremige Note, die für ein Spiel zwischen den Frucht- und Säure-Eindrücken sorgt. Das „Red Out“ schafft die Vereinigung der beiden Welten, des malzigen Anteils und des Milchsäure-Charakters, bestens, vor allem sind die oft zu intensiven „Brett“-Noten hier gut gerundet, keine Spur von Sattelleder ist zu vermelden!
Ja, das rote Sauerbier aus Wien entwickelt mit seinen 8,9% Alkohol einen schönen Trinkfluss. Dazu trägt auch das zarte Ribisl-Aroma im Rückgeschmack bei. Und um auf Weihnachten zurück zu kommen – wir empfehlen „Red Out“ zum Truthahn mit Cranberry-Semmel-Fülle. Frohes Fest und Guten Durst!
Bezugsquelle:
Brew Age, „Red Out“ (Barrel Aged Wild Ale) ist um EUR 13,90 (0,33 Liter-Flasche) beim Biergreissler online erhältlich (so lang der Vorrat reicht), www.bieronline.at