Jubel! Als erstes Urlaubsziel weltweit hat das Gailtal sich als Slow Food Travel-Region zertifizieren lassen. Statt abgepackter Marmeladen regieren am Frühstücksbuffet regionale Spezialitäten, freute sich Barbara van Melle. Und da kommt auch Bier ins Spiel. Nicht als Getränk allerdings, sondern im Brotkorb. Denn die lokale Bäckerei Matitz hat sich auf eine Tradition besonnen, die der Urgroßvater 1902 begründet hatte. Sauerteig is back! Und so entstehen nicht nur herrliche Brote und formschöne Handsemmeln (wer eine der ersten Pressen sehen will, die deutlich langsamer als der Bäcker, dafür aber „regelmäßige“ Semmerl stanzt – Thomas Matitz hat sie noch). Mit den lokalen Zutaten von Sepp Brandstätter, dem Retter des Weißen Landmais‘, und eben dem Brau-Malz von Alois Planner und Klaus Feistritzer von Loncium hat Matitz zwei Gailtaler Baguettes kreiert.
Täglich ausverkauft seien die 25 Kilo, die vom Brau-Baguette aus der Backstube kommen, freut man sich bei den mutigen Retro-Bäckern (und natürlich bei Slow Food Austria). Ob das an der „Schwarzen Gams“ liegt, dem dunklen Bier, dessen Malz Verwendung findet, mag man selbst im „Dorf der Dickköpfe“ (© Edelgreissler Herwig Ertl) nachkosten. Persönlich ließen wir uns inzwischen ein Austrian Amber Ale der Mauthener Brauer schmecken. Es steht für alles, was gutes Bier auszeichnet – und das ist zuvorderst einmal Balance.
Die zarte Süße im Geruch, irgendwo zwischen Cornflakes und Südfrüchten (Orange und zarte Banane, der Kenner denkt gleich „obergäriges“ Brauen) angesiedelt, lässt einen noch ein wenig die Schultern zucken. So riechen schließlich viele Biere, die mehr vom Malz gesehen habe. Doch der Clou bei diesem Loncium zeigt sich erst beim Trinken: Wie sich aus diesem malzsüßen Antrunk nahtlos eine Hopfenbittere entwickelt, hat echte Klasse.
Die Bittere kann man „merklich“ nennen, sie stört aber nie (IPA-Trinker brauchen es also gar nicht versuchen damit). Denn das Malz hält schon dagegen bie diesem 5,6%-igen Bier. Erstaunlich lang und mit einem guten Trinkfluss, der gleich mal Laune macht auf den nächsten Schluck, klingt das Amber Ale aus „Kö-Mau“ aus. Mangels eines Gailtaler Baguettes gab es übrigens Chili con Carne dazu – auch das passt bestens. Vielleicht aber nicht gleich als Frühstück.
Bezugsquelle:
Loncium, „Schwarze Gams“ ist um EUR 2,05 (0,33 Liter-Flasche), das „Austrian Amber Ale“ um EUR 1,75 bzw. um EUR 39 im 24er-Pack bei BeerLovers erhältlich, http://beerlovers.at