Wie’s so ist, wenn man beim Wein sitzt: Man redet über noch mehr Wein. In diesem Fall drehte sich das Gespräch mit dem Direktor des Hotels Santo in Karlsruhe um den deutschen Riesling. Kaum waren wir uns einig, dass man viel mehr feinherben Riesler (dazu gleich mehr) braucht, hatte Patrick E. Seiffert auch einen Tipp parat. Denn seit einiger Zeit „dreht“ sich in seiner Wirkungsstätte ein 11%-iger Riesling besonders stark. „Die Gäste lieben ihn“, schwärmte der Deutsche und da wollten wir doch auch mal ein Fläschchen kosten. Zumal „Birds“ ja auch ein feiner Name für Wein ist. Zwitschern und so.
Dankenswerter Weise kam mit dem Paket nicht nur der zwar technisch nicht mehr, sensorisch aber doch trockene Riesling (=Definition von „feinherb“), sondern auch sein tatsächlich trocken gekelterter „Bruder“. Als Winzer steht Manuel Brixius hinter der zeitgeistigen Weinlinie. „Brix“, so sein Spitzname, stammt von der Mittel-Mosel. Maring-Noviand (bei Bernkastel-Kues), wer’s genauer wissen will. Nach seinem Studium der Önologie in Geisenheim, sammelte er u. a. Erfahrungen im US-Staat New York (dem größten Riesling-Anbaugebiet der USA) und übernahm 2016 in 7. Generation das kleine Weingut seiner Eltern. Für „Birds“ liefert er die Weine – und das, wie gesagt, in unterschiedlichen Versionen. „Original“ heißt der süßere, „Trocken“ ist auch unter den Vogel-Weinen selbsterklärend.
Mit ihm starteten wir und seine Riesling-Note ist kenntlich, aber nicht aufdringlich im Duft – zu satten Pfirsich-Tönen gesellen sich auch kühle Melonen. Mit einem Fruchtspitzerl beginnt der trockene „Birds“ dann im Mund, fast sind es auch tropische Früchte, die man zu schmecken meint. Eigentlich kann man ab diesem Punkt alle Aroma-Kästchen anklicken: Zarte Mineralik, dazu ein mundfüllend-saftiger Orangen-Touch und ein leicht herbes Finish stehen zu Buche. Bei aller Leichtigkeit der 11,5% Alkohol ist das ein überkompletter Wein, der einfach Spaß macht.
Bei der mit mehr Restzucker gefüllten Variante tritt der sortentypische Pfirsich im Duft ein wenig zurück. Dafür gibt es süß-saure Noten beim „Original“, die an Orange, aber auch PEZ-Zuckerl erinnern. Der feinherbe „Birds“ bringt dieses Spiel auch am Gaumen mit: Nie als „zu süß“ empfunden von den Verkostern, wird die Fruchtigkeit (hier eher Mandarine und Zucker-Melone) von einer feinen Säure aufgefangen. In einem engen Temperatur-Bereich passt das wunderbar; zu warm getrunken sollte der Riesling nicht werden. Da hebt er nicht ganz so ab. In jedem Fall am Boden bleibt der Preis – wie auch bei seinem feinherben Pendant.
Bezugsquelle:
BIRDS, Riesling „Original“ 2016 ist wie der Riesling „Trocken“ im 4er-Pakat zu EUR 37,82 im Webshop erhältlich, www.wearebirds.de