145 Jahre ist es her, dass der erste Louis XIII. gefüllt wurde – und bis heute erfüllt der Cognac mit dem Namen des Bourbonen-Königs „Ludwig der Gerechte“ seine Rolle als Flaggschiff von Rémy Cointreau. Wir tranken ihn zum vierten Mal. Die Lehre des ausführlichen ersten Tastings (es steht hier beschrieben und liegt 5 Jahre zurück) mit Morgan de Premorel bestand darin, die Phasen des Cognacs beim Verkosten in Zeitdimensionen zu übersetzen. Der aktuelle Markenbotschafter Julian Tröger wiederum rät dem p. t. Publikum im Wiener Grand Hotel genau zuzuhören, als er die Herstellung dieses seltenen Brands schildert. Denn da stellt sich eine Ehrfurch schon beim Hören ein.
1.200 Eaux-de-vies, in möglichst neutralen und teilweise knapp 100 Jahre alten Fässern gereift, werden für den Louis XIII. „vermählt“. Sie allesamt stammen aus dem eng umrissenen Herz-Stück der Appellation Cognac, der Grande Champagne. Und irgendwann landen die besten dieser Destillate im ikonischen Flakon von Baccarat, der einer Flasche des 17. Jahrhunderts nachgebildet wurde, die am Schlachtfeld liegen blieb. So weit die Legende.
In Frage dafür, eines der 1.200 Eaux-de-vies zu werden, die in eine Assemblage des Flaggschiffs kommen, kommt laut Julian Tröger „was bereits 40 Jahre im Keller hinter sich hat und nun noch Potential hat“. Rechnet man das schnell um, dann befinden sich Rémy-Destillate aus zwei Jahrhunderten im Glas, das man uns reicht – und das natürlich eine ähnlich edle Kristallglas-Ausführung darstellt wie der Flakon des Cognacs.
Dass der Blick zurück schwenkt, bei einer solchen Rarität, liegt nahe. Der Duft des „Louis Treize“ evoziert aber auch die eigene Kindheit. Denn er riecht nach Trauben-Schokolade (gab’s mal als 300 Gramm-Tafel), Rum-Kokos-Pralinen und mit Kakao ummantelten Haselnüssen. Naturgemäß bleibt es bei einem derart komplex verfassten Destillat nicht bei diesem Ausflug ins Süßwaren-Geschäft; gelbe Früchte gesellen sich dazu, je länger der Cognac atmen durfte. Nektarine notieren wir uns, aber auch einen Anflug von Tropenfrucht.
Mit viel Gewürzen beginnt der intensive Erst-Schluck und hat auch eine leichte Schärfe (bei milden 40% Alk.) zu bieten. Macis, Piment und Kakaopulver sind aber nur die Vorhut des Geschmacks. Denn der Mittelteil entpuppt sich als eine einzige Wolke von traubigen Noten. Rosinen sind naheliegend, aber auch ein Touch von der herben Säure eines Verjus blitzt immer wieder durch. Mandelmilch und Schokolade schließen inzwischen zur Gruppe auf und begleiten dann die dritte Phase des „Louis Treize“: Sie gehört den Nüssen, konkret Walnuss und Erdnuss, wobei erste für würzige, zart rauchige Noten sorgt. Die Erdnuss wieder breitet die cremigen Noten wie eine Decke aus, die lange im Nachhall noch lange wärmt. Eine luxuriöse Decke, fürwahr.
Bezugsquelle:
Rémy Martin, „Louis XIII“ ist um EUR 2.750,- bei Weisshaus erhältlich, www.weisshaus.at