Dass es die unterschiedlichen Gegenden sind und nicht die eher fade Haupt-Rebsorte Ugni Blanc, die den Cognac-Geschmack macht, weiß man vielleicht. Doch wie unterschiedlich fallen die Assemblagen aus? Läßt sich erkennen, ob etwa die Trauben aus der Petite und der Grande Champagne um Lesegut aus den Borderies ergänzt wurde? Diese Frage bildete den Sub-Text bei der Verkostung, die der weltweit jüngste Cognac-Educator Reinhard Pohorec in der Wiener Bar „Tür 7“ moderierte. Drei V.S.O.P.-Cognacs, also mindestens viereinhalb Jahre gelagerte Weinbrände, standen auf dem Programm. Und natürlich ging es in dieser Blind-Probe auch um die Holz-Frage, ein stil-entscheidendes Kriterium der Cognac-Häuser.
Denn die aus der Auvergne stammende Tronçais-Eiche (auch das von Winzern gerne verwendete Allier-Holz stammt von hier) bringt die feineren Poren für die Fässer mit. Was sich Laien als engmaschiges oder fester gefügtes Holz vorstellen dürfen, gibt auch weniger Aroma an das Destillat ab. Die Tannine, der später gefühlte Gerbstoff, sind hier milder als bei der Limousin-Eiche. Und das schmeckte man in der Tat recht klar heraus beim Trio von Courvoisier, Hennessy und Rémy Martin, mit dem wir begannen, ohne allerdings zu wissen, was im Glas tanzte.
Lediglich der Nachbarregion Limousin vertraut man im Traditionshaus Rémy Martin, das für seinen VSOP zu 55% auf Trauben aus der Grande Champagne und zu 45% aus der Petite Champagne setzt. Im Duft bringt das eine deutliche Orangen-Note, die mehr an frisches Fruchtfleisch, denn an Zesten gemahnt. Auch Muskatnuss und schöne Karamell-Töne riecht man im Glas. Die Fruchtigkeit bleibt auch im Mund erhalten, nur ist es jetzt eher Birne, die man zu schmecken meint. Saftig im Beginn, wird diese Frucht mehr und mehr unterspickt mit den nussigen Noten des VSOP; im Finale kommen dann die „hard spice“-Aromen vieler Cognacs dazu. Als da wären: Piment, Muskat und etwas grüner Pfeffer.
Donnerwetter, Tronçais: Man kann es schmecken!
Das 1843 errichtete Schloß von Courvoisier in Jarnac ist die Heimat der Nummer 2 in unserem Holz-Vergleich. Pfirsich und eine Ladung Tropenfrüchte – am zahlreichsten vertreten ist die Mango – mischen sich mit den Toffee-Noten des Fass-Holzes. Das war in diesem Fall aus der Tronçais-Eiche. Es ist ein runder und saftiger Eindruck, den der Courvoisier am Gaumen hinterlässt: Orange, eine cremige Schokonote, die man sich wie den Geschmack von „Milky Way“ vorstellen kann, und deutliche Nuss-Aromen sorgen für eine gewissen „Süffigkeit“. Das Finale bringt noch etwas Würze, sagen wir: Piment und Zimtrinde, mit. Es ist der elegante der drei Cognacs, so viel lässt sich vorwegnehmend sagen.
Trauben aus vier verschiedenen Anbaugebieten (Grande Champagne, Petite Champagne, Borderies und Fins Bois) vereint der letzte Cognac – und das schmeckt man auch. Toffee und auch etwas Bratapfel bringt der „Fine de Cognac“ von Hennessy mit. Die jüngeren Destillate im Blend frischen ihn mit einer minzigen Duftnote auf, die sich um einen Kern aus Schokolade und Weichsel legt. Auch der Kostschluck bringt Kakaopulver und trockene Aromen wie Espresso mit. Die Erklärung Pohorec‘, dass hier reine Limousin-Eiche im Einsatz im Keller gewesen sei, lässt sich in diesen röstigen Aromen nachvollziehen. Ein wenig erinnert der Hennessy an „Blockmalz“-Zuckerl, erst ganz im Finish blitzt Frucht auf. Die roten Tropenfrüchte wie Papaya ändern aber nichts am insgesamt robusteren und kantigeren Charakter.
Wer den Fass-Geschmack mag und auch gerne röstigere Noten im Brand findet, sollte zu dieser Version greifen. Denn wie sagt Reinhard Pohorec so schön: „Cognac ist so viel mehr als das ewige Lederfauteuil-Klischée mit dem Riesen-Schwenker und der Zigarre in der Hand“.
Bezugsquelle:
Rémy Martin, Cognac VSOP ist um EUR 34, 90 erhältlich, der Courvoisier VSOP Cognac um EUR 29,90 sowie Hennessys „Fine de Cognac“ um EUR 36,90, alle beim Weisshaus-Shop, www.weisshaus.at