Stamm-Leser dieses Weblogs werden sich an die „7EVEN Gods of Fortune“ nicht nur wegen der eigenwilligen Schreibweise dieser Whisky-Serie erinnern. Japans Kult-Destillerie Chichibu hat 2022 begonnen, die flüssigen Glücksgötter zu lancieren. Aktuell hält man bei der fünften Veröffentlichung, die sich dem Glücksgott Fukurokuju widmet. Um das Einzelfass dafür zu finden, traten wieder die Kostkommissionen in den Niederlanden und Österreich zusammen. Es sind die Länder, in denen Salud Spirits tätig ist, für den Ichiro Akuto exklusiv die Fässer mit den japanischen Mythen-Figuren füllt.
Diesmal wurde es der älteste bisherige Malt, ein neun Jahre alter Whisky, der aus einem Ex-Bourbon-Fass kam. Destilliert wurde in diesem Fall Gerste der Sorte Odyssey und von dem Brand in Fassstärke (61% vol.) gingen sich 188 Flaschen aus. „Fukurokuju“ zeigt dabei den Naschkatzen vertrauten Geruch von Mignonschnitten – röstige Haselnüsse und dunkle Kuvertüre sind sofort da. Spannender als diese Malz-Noten ist aber ihre Begleiterscheinung. Eine attraktive helle Fruchtigkeit, bei der man nie ganz sicher ist, ob man Pfirsich oder Maracuja vor sich hat, versucht nämlich die dunkle Seite der Macht ins Licht zu drehen.
Schützenhilfe für den maskulinen Part liefert hingegen ein hauchzarter Rauch-Ton. Vor dem Hintergrund des ABV, also des Alkoholgehalt von 61 %, ist diese Duftigkeit allein eine Sensation. In diese Frucht will man reinbeißen! Tut man das in der gebotenen Form, indem man den Chichibu trinkt, dann zeigt sich ein fast Mandel-artiger Ton, der zumindest klarstellt, dass man es in der Tat mit Steinobst-Geschmack zu tun hatte. Es ist Nektarine, die man schmeckt, allerdings nur dann, wenn man dem Whisky auch etwas Wasser angedeihen lässt. Da öffnet sich der Japaner dann und wird zu einem fast cremigen Erlebnis am Gaumen.
Wie immer sollte man sich Zeit lassen, um der Flasche mit dem vier-stelligen Preis ihre Nuancen zu entlocken. Der Nachklang etwa erinnert dann an Amaretto ohne dessen Süße. Und noch Minuten später meldet sich erneut ein Pfirsich-Tönchen. Und was soll man sagen? Im Rückaroma findet man dann sogar die Passionsfrucht wieder. Sie hatte sich wohl hinter einem Holzstapel versteckt, der sich geschmacklich kurz verdeckte. Aber vergebens. Die Frucht des Chichibu brach sich doch die Bahn.
Die Engel hatten Durst auf unseren Liebling
Ebenfalls für eine „Gods of Fortune“-Abfüllung vorgemerkt war das Fass Nr. 4569 – bei unseren Blindverkostungen im März der erklärte Liebling der Holländer und Österreicher. Es wurde auch für diese Sonderedition markiert, doch dann nahm die Natur ihren Lauft. Denn noch nie der Geschichte von Chichibu hatte ein Fass so viel an Inhalt verloren. Lediglich 75 Flaschen kamen am Ende zusammen. Da das mehr als der natürliche „Angels‘ share“ war, stand der Name der Sonderabfüllung für die Eigenmarke „Spirits of Salud“ schnell fest: „Angels‘ Favourite“. Das Label mit dem Engel, der das Fass vor dem Verdunsten schützen will, passt ebenfalls ins Bild dieser Rarität. Dass damit der Preis über den üblichen hohen Chichibu-Tarifen liegt, ist leider auch klar.
Vor allem aber interessiert uns vom Koster-Team, was aus dem Single Cask wurde, das mit 63,5% natürlicher Stärke gefüllt wurde. Der Rauch jedenfalls ist feinst eingebunden. Zwar herrscht kein Zweifel, dass man es mit „peated“ Malt zu tun hat, aber die Phenole haben nie die Überhand. Immer wieder grätscht die Frucht dazwischen, die erstaunlich hell und klar wirkt. Melone ist dabei, sie lässt die orangen Fruchtfleisch-Noten an die Nase. Aber auch an Pfirsich und Bergamotte – dank des herben Rauchs – denkt man. Als hätte jemand einen Lapsang-Tee irrtümlich mit Aromen versetzt.
Im Mund läuft das Spiel ähnlich, wenn auch in anderer Abfolge. Denn der Rauch darf in Vorlage treten und deckt mit dem „partner in crime“, den 63,5 % dieses Whiskys, die fruchtigen Akkorde zu. Doch sobald sich die Früchte am Quell – nennen wir unsere drei Tropfen Wasser so – erfrischt haben, sieht die Sache anders aus. Dann schmeckt man Williamsbirne, Nuss-Strudel-Walnüsse und erst am Ende darf der Torfrauch das letzte Wort haben. Wobei auch das nicht 100%ig stimmt. Denn während die „smoky notes“ sich allmählich verlieren, gewinnt die grünschalige Birne (und ein aus dem Nichts erschienener Apfel) an Kraft. Tolles Finale, mehr kann man da nicht sagen. Außer: Daß die Engel offenbar Geschmack haben!
Bezugsquellen:
Chichibu, „7 Gods of Fortune – Ed. 5: „Fukurokuju““ kostet EUR 1.499,- z. B. bei Whiskyagents, https://whiskyagents.com
Chichibu, „Spirits of salud: „Angels‘ Favourite“ wurde um EUR 1.700,- beim Händler „Passion für Whisky“ gesehen, www.passionforwhisky.com