Die Selezione Italia war einmal mehr einen Besuch wert. Denn kaum sonst wo wird der „Wein-Planet“ überschaubar und verständlich aufgegliedert. Doch Christian Bauer, die Spürnase des vinophilen Kulturaustausch mit dem Nachbarland, schafft es auch, aus einem vermeintlich bekannten Eck wie der Toskana Neuheiten nach Wien zu lotsen. Das Hotel Borgo San Felice kennt man zwar vom Weg von Siena in die Berge von Castellina im Chianti. Dass es dort auch einen feinen Wein gibt, blieb der Vorstellung von Fabrizio Nencioni (kleines Bild links) vorbehalten.
Er kennt das Problem der Ungeduld. Und so ist sein Chianti Classico von einer wunderbaren Zugänglichkeit, der bei aller Säure, auch viel weniges „Fleisch“ mitbringt. Assam-Tee und Kornell-Kirsche (Dirndl) im Duft zeigen diese beiden Stärken schon auf. Der erste Schluck bringt Weichsel und etwas schwarzen Pfeffer auf den Gaumen, die Säure des 2016er Jahrgangs liefert einen guten Zug – und am Ende wartet mit einem floralen-herben Bitterl ein Touch Veilchen.
Dazu gab es ein Wiedersehen mit dem Conte Emo, dessen Weingut zu den Geheimtipps der Colli Euganei gehört. Der Trachyt des Markus-Platzes im nahen Venedig stammt von den vulkanischen Hügeln, die Thermen-Plantscher und Golf-Freunde kennen, aber eben auch Top-Weine. Giordano Emo Capodilista hatte auch seinen Spumante mitgebracht, der aus der lokalen Sorte Fior d’arancio gekeltert wird. Mit einem niedrigen Alkohol, dafür mächtigem Restzucker, bietet er die pure Frucht. Pfirsisch in Reinkultur, wie ein leicht prickelnder Weinchadeau, stellt vielleicht nicht den klassischen Apéro dar, aber einen wunderbar fruchtigen Wein, zu dem man sich in der Sekunde Cantuccini-Kekse wünscht oder eine Gänseleber-Torte.
Großartig neben den lokalen Raritäten – der Graf kultiviert auch den roten Raboso – war aber das Cabernet-Duo. Während der Cabernet Sauvignon, aktuell war es der 2013er, namens „Ireneo“ noch viel Zeit vor sich hatte und neben den dunklen Früchten auch noch satte Röstnoten (Espresso), Thymian und Tannin mitbrachte, glänzte der Cabernet Franc aus dem Jahr 2016 schon in den besten Tönen der Sorte. Reif und mit einem unverkennbaren Rauchpaprika-Touch, der neben der Frucht – dunkle Brombeere – aber die zweite Geige spielt. So muss reifer „CF“ schmecken. Denn immer wieder blitzt bei all der dunklen Beerensammlung (Holunder, Johanannes- und Brombeeren) ein würziger Widerrist auf. Es ist ein saftiger Wein, der aber nie plump, breit doer zu süß wirkt. Eine echte Empfehlung zum Steak oder – wie sie bei Emos Tischnachbar Fabrizio Nencioni in der Toskana sagen würden – zur Bistecca Fiorentina!
Bezugsquelle:
Tenuta San Felice, Chianti Classico 2016 ist um EUR 19,50 bei Wein & Co erhältlich, www.weinco.at
La Montecchia (Conte di Emo), Cabernet Franc „Part.200“ 2016 ist um EUR 11,30 erhältlich, der Cabernet Sauvignon „Ireneo“ 2013 um EUR 23,60, per Mail an: weinpro@weinco.at.