Die alte Abtei und die Jahreszahl 1125 zieren immer noch die offiziellen Schriftstücke der belgischen Brauerei St. Feuillien. Doch die Mönche sind lange nicht mehr die Braumeister in der wallonischen Gemeinde. Die vierte Generation der Familie Friart besorgt die Geschäfte der Brauerei in der Provinz Hainaut, die vor allem mit ihrem Weihnachtsbier bekannt wurde. Traditionell stärker eingebraut, macht es allein fast zehn Prozent des Bierumsatzes des Hauses aus. Doch bis Weihnachten ist noch Zeit und daher schenkte Pierre Hensenne einstweilen das St. Feuillien Triple ein.
Das Triple aus Le Rœulx duftet nach Blüten und Cerealien, erst allmählich kommen die fruchtigeren Noten durch: Zarte Banane, vor allem aber Papaya. Auch am Gaumen sind durchaus Ähnlichkeiten mit kräftigeren Weizenbieren (das Triple hat 8,5 Volumsprozent) da, die Cornflakes merkt man ebenso wie eine Honignote, die gut zum brotigen Geschmackshintergrund passt. Sehr knackig ist dieses Triple und mit einem guten Trinkanimo versehen. Die oft süßliche Schwere viele Biere dieses Stils hat man hier zugunsten der Drinkability hintangestellt. Dass es das Triple in Österreich auch in Großflaschen gibt, ist so gesehen alles andere als ein Fehler.
Das Aushängeschild, mit dem auch reihenweise Preise bei den internationalen Bier-Bewertungen eingeheimst wurden, stellt aber das „Grand Cru“, ein obergäriges „Extra Blonde“ mit zweiter Gärung in der Flasche, dar. Seit 2011 hat St. Feuillien das mit Styrian Golding hopfen-gestopfte Bier im Programm und die Duftnoten nach Windringerl, weißer Schokolade und einem ganzen Korb Zitrusfrüchten machen neugierig auf den Verkaufsschlager.
Die Champagner-Hefe, die für die Spezialität eingesetzt wurde, hat jedenfalls ganze Arbeit geleistet: Perlige Säure im Antrunk und ein cremiges Mundgefühl zugleich, notieren wir die nur scheinbar wiederstrebenden Eindrücke. Wie Weizenflocken so trocken und crisp, ist dieses Bier, das auch fruchtige Noten – vor allem getrocknete Mango – mitbringt und erst knapp vorm Abgang die Bittere merken lässt. „Wir suchen nicht nach der Bittere“, erklärt Export-Manager Hensenne am Stand der Brauerei. In einem aber sind wir einig – der Alkohol von gut 9% wird zu keiner Zeit spürbar. Balance und Spritzigkeit sind hier oberstes Gebot.
Ja, auch so kann also „dry hopping“ enden, liebe IPA-Extremisten!
Bezugsquelle:
St. Feuillien, „Triple“ ist um EUR 47,90 (3-Liter-Flasche) bei Getränke R. Ammersin erhältlich, das „Grand Cru“ (0,33 Liter) um EUR 2,99 im deutschen Craft-Beer-Shop, www.ammersin.at bzw. http://craftbeer-shop.com