Da war doch noch was. Nach den Blaufränkischen, die uns – quer durchs Burgenland – bei der heurigen Jahrgangsverkostung gefielen (es sind diese hier) und den weißen Lieblingen der RWB-Winzer geht es nun um die weiteren, roten Favoriten. Mit Fokus auf die bereits erhältlichen Weine, denn einige Feinheiten dieses Tastings wird es erst im Herbst zu kaufen geben. Als konsumenten-freundliches Empfehlungsblog wollen wir aber nicht eineinhalb Quartale über lange Zähne machen. Und beginnen daher gleich mit einer ungewöhnlichen Abfüllung, die sich Zuspruch verdient hat.
Schwierig als Sorte erweist sich im Burgenland der Cabernet Franc. Alle Jubeljahre wird er so reif, dass ihn jene Winzer gesondert füllen, für die er sonst die Würze einer roten Cuvée beisteuert. RWB-Obmann Kurt Feiler hat sich in Rust aber entschlossen, seine immerhin schon 20 Jahre alten Reben extra auszubauen. Davor gaben sie der „1000er“-Weinen, die fortlaufend nummeriert waren (1008, 1009…) aus Rust ihr Profil. Der Jahrgang 2016 allerdings zeigt, wie viel Freude er auch ohne Verschnittpartner bereitet. Klar, noch zeigt sich Cabernet Franc etwas verschlossen im Duft – Glasschwenken und einige Minuten später kommen erdige Duftnoten nach Artischocke, Malzkaffee und Zichorien durch. Doch nur einen Schluck später zeigt der 2016 Feilers seine Klasse.
Der tolle Sortenausdruck – die Rote Paprika schimmert in allen Facetten von würzig bis fruchtig – und eine dezente Säure stehen zu Buche und zeigen die Reife des 2016 geernteten Cabernet Franc an. Die feine Klinge dieses Weins spürt man noch lange, das endlose Finish liefert einen regelrechten Film aus Beeren-Mus (Holunder und Johannesbeere) sowie Langpfeffer am Gaumen ab.
Wunderbar gelungen unter den Cuvées ist der „Peccatum“, der Klassiker aus dem Hause Leberl. Blaufränkisch trifft dabei auf Merlot und Cabernet Sauvignon, wobei letzterer beim aktuellen Jahrgang 2016 etwas zurückgenommen wurde. Der 2015er, den Alexander Leberl zum Vergleich einschenkt, bringt hingegen im Duft schon gedämpfte grüne Paprika mit. Der 2016er „Peccatum“ hingegen hebt sich diese Überraschung auf. Er duftet nach sonnenbeschienenem Ziegelstein, Ribisln und etwas Langpfeffer. Rund und mit kaum merklicher Holz-Note beginnt er im Mund aktiv zu werden; da ist viel Erdbeere, wenn auch in kühler Form. Dann aber, kaum dass den Jüngling etwas Luft wach geküsst hat, gibt es einen Flash von Cabernet-Würze, den man nur mit „Kotányi Paprika edelsüß“ beschreiben kann. Herrlich in seinem Trinkfluss, bleibt vor allem dieser Moment in Erinnerung, als hätte der Winzer kurz ein (Paprika-)rotes Lämpchen angeschaltet.
Einen ähnlichen Sortenmix wie Leberl pflegt man auch in Horitschon beim Weingut Kerschbaum, die Cuvée Impressario 2017 enthält dazu aber auch noch Zweigelt. Und er scheint in der Jugend des Kostmusters auch deutlich durch: Zwetschken-Duft mischt sich mit Lakritze und zarten Apfelschalen-Noten. Intensiv legt sich der neueste „Impressario“ von Michael Kerschbaum auf den Gaumen, Sauerkirsche und Sandelholz sind die ersten Eindrücke, die wir notieren. War der Zweigelt in der Nase „vorlaut“, kommt nun der füllige Schmelz des Merlot gut zur Geltung. Er ist es, der die Cuvée ins Finale trägt, wo dann eine feine Spur von Safran an den soeben gekosteten Wein erinnert. Großes Lager-Potential, kann man jetzt schon attestieren.
Bezugsquellen:
Feiler-Artinger, Cabernet Franc 2016 kostet EUR 29 ab Hof bzw. im Web-Shop, www.feiler-artinger.at
Weingut Leberl, Cuvée „Peccatum“ 2016 ist um EUR 22 ab Hof bzw. über die Webseite erhältlich, www.leberl.at
Weingut Kerschbaum, Cuvée Impressario 2016 ist ausverkauft und war zu EUR 29 ab Hof zu erwerben, für 2017 steht noch kein Preis fest, www.kerschbaum.at