Anlaß-Weine. Gibt es das? Braucht man’s? Die große badische Genossenschaft Hagnau jedenfalls hat sich für einen Winzersekt entschieden, um auf Weihnachten und den Jahreswechsel – biegen ja beide schon um die Ecke, bald – anzustoßen. Doch speziell zum Rinderbraten (aber auch -Rouladen) empfiehlt man bei der Genossenschaft auch die oberste Stufe ihres Spätburgunders „Burgstall“. Der in mehreren Varianten gekelterte Pinot Noir hat hier einen Ausbau im Barrique erfahren. Das „Beste Fass“ soll einen bewusst mit Holz vermählten Weintypus darstellen, den die Bodenseer als „romanisch“ kennzeichnen. Mit 14 Volumsprozent hat er auch einige Kraft, wirkt allerdings nie alkoholisch. Womit wir schon bei den Kostnotizen des „Feiertagsweins“ wären.
Die vielschichtige Art des Badener Burgunders erinnert einen Verkoster gleich zu Beginn an Lebkuchen. Die zarte Vanille wird von einer herben Note – Darjeling-Tee – und zartem Nelkenöl-Duft begleitet. Die Kirschfrucht fällt so dunkel aus, dass sie mitunter an Dörrzwetschken erinnert. Einen Schluck später weiß man auch, dass das Alter aktuell für den 2015er arbeitet, sanft im Antrunk, ruht er in sich. Eine Facette nach der anderen spielt er aus wie Trumpfkarten.
Da wäre zunächst die auffrischende Würze. Sie erinnert erst später an Schwarzen Pfeffer, läßt sich aber schon von Beginn weg so deutlich fühlen wie die noch präsente Säure. Die Holznoten bringen Bitterschokolade ein, die erst im Finish auch Gerbstoff mitbringt, denn dazwischen liegt die „zwetschgige“ Fruchtphase des Spätburgunders. Danach klingt er lange aus, das von schwarzem Tee geprägte Rückaroma hat eine Eleganz, die uns fast schon festlich stimmte.
Bezugsquelle:
Winzerverein Hagnau, Spätburgunder Burgstall „Bestes Fass“ 2015 ist um EUR 19,80 erhältlich, und zwar im Webshop der Genossenschaft, https://hagnauer.org