Für die junge Geschichte des Weinguts (Jungfernlese 1993) ist es bereits ziemlich legendär. Aber immerhin standen an der Wiege der Tenuta Luce in Montalcino Vittorio Frescobaldi und Robert Mondavi. Jahrhunderte alter italienischer Hochadel trifft auf kalifornischen Visionär, könnte man die Begegnung übertiteln. Zumal auch der Wein, den die beiden Granden machen sollten, auf dem Gegensatz zwischen der Eleganz des autochthonen Sangiovese und der Fülle des Merlot aufbaute. „Luce“, das Ergebnis der Kooperation, wird seit 2004 von den Marchesi Frescobaldi alleine weitergeführt. Und so oblag es Lamberto Frescobaldi als Steuermann des Projekts den 25ten Jahrgang „Luce“ zu feiern. Das passt. Denn er war als junger Önologe bereits zu Beginn des Projekts mit an Bord.
Die edle Jubiläumsflasche kommt im eigenen Karton, in bunter Schrift ziert ein Gedanke des Weingut-Gründers Marchese Vittorio die ikonische Flasche: „Hier liegt die Erinnerung an den Weinberg und die Arbeit, an die Erde, die Sonne, den Klang der Zeit und das Lied der Jahreszeiten”. Darüber prangt wir üblich das Sonnen-Emblem von Luce mit seinem zwölf-flammigen Strahlenkranz. Es stammt übrigens vom Altar der Kirche Santo Spirito in Florenz, einem Werk von Filippo Brunelleschi für die Familie Frescobaldi. Das rote Zentrum wiederum soll die Böden der Toscana symbolisieren. Sie tragen die Rebsorten für die Weinikone des Betriebs – und vor allem der Merlot wurde 2017 herrlich reif.
Die Sonne der Toscana, der Boden Montalcinos
Das sagen nicht nur die Wetterverläufe und die Datenblätter am Weingut in Montalcino – auch die Nase meldet saftigste Eindrücke bei der „25 Anni“-Edition. Die Brombeer-Frucht, die einen hier in purezza trifft, ist nicht nur ein Kennzeichen des Merlot, sondern auch sehr nachdrücklich in ihrer satt-dunklen Ausprägung. Einmal mehr denkt man bei sehr gutem Rotwein auch an Tinte, auch wenn viele diesen Geruch nicht nachvollziehen können. Wohl mangels Füller und Tintenfass. Im Falle des Jubiläums-„Luce“ ist dieser Zug aber so stark, dass er fast schon an Sepia heranreicht. Würze durchzieht diesen Beeren-Wald, aber keinesfalls die üblichen, dem Eichenholz geschuldeten „Verdächtigen“. Etwas Veilchen, ein typisches Sangiovese-Gerücherl, mengt sich dazu, aber auch frisch gemahlener Langpfeffer und ein wenig Lakritze.
Den blauen Beeren-Charme finden wir auch am Gaumen wieder – zum Glück etwas weniger expressiv als in der Nase. Mit der Säure und dem Tannin hat sich der Geschmack hier eher in Richtung Maulbeeren und Heidelbeeren verschliffen. Das Herausragende ist aber die Textur dieses nicht anders als „seidig“ zu bezeichnenden Weins. Er neigt sich zwar schon in Richtung 15% Alkohol (konkret: 14,65%), aber das ist keine Sekunde zu merken. Man kann sich die Selektion, die hinter diesem reifen Lesegut stand, bildlich vorstellen. Denn die beiden Sorten werden getrennt vinifiziert (und zwar in Zementbehältern) und lagern anschließend für volle zwei Jahre in französischen Barriques (80% davon sind neu; 20% Zweitbelegung).
Und da wir in Italien sind, ist auch die Flaschenreife obligat. Sie beträgt weitere sechs Monate. Das mag zum Teil die Früh-Form erklären, in der sich der „Luce“ 2017 heute schon zeigt. Denn auch weitere 15 Jahre machen einem Wein wie diesem nichts aus, doch bietet er auch als „Baby“ getrunken gewaltiges Vergnügen. Ein leichter Rauch, kräftige, aber wie erwähnt: seidige, Tannine und eine noch merkliche sanfte Säure durchziehen den 2017er „Luce“. Denn man so gesehen locker auch zum 30er der Tenuta aufmachen könnte. Denn hier ist nicht nur die Verpackung ein Kunststück, das alle Jubiläen ziert. Auch der Inhalt veredelt jeden privaten Feiertag.
Bezugsquelle:
Tenuta Luce, Luce della Vita 2017 („25 Anni“ – anniversary edition) ist um EUR 100,74 beim Italien-Spezialisten Superiore erhältlich, www.superiore.de