Die Frage war gut: Was kostet ein Kilo Trauben in der Napa-Valley-Ecke, in der Buccella seine Rebflächen hat? Gehandelt wird in Kalifornien zwar in ganzen Tonnen, doch der Kilopreis von gut 10 Euro ist schnell berechnet. Eigentlich braucht man hier als Traubenbesitzer gar keinen Wein mehr machen. Die Vorbemerkung soll aber erklären, wie relativ die Preise des mit sechs Varianten nur 30.000 Flaschen produzierendenWeinguts sind, das 2006 gegründet wurde.
Genießen Sie also die Weinbeschreibungen ohne Preiszettel, so wie wir die kalifornischen Roten verkostet haben, ohne stets zu relativieren. Denn die Abfüllungen Buccellas lassen einen viele Vorurteile überdenken in Sachen Neue Welt. Nicht alles, das dicht und konzentriert wirkt, ist auch eine Trinkmarmelade. Ganz im Gegenteil, manchmal tut die Intensität eines solchen Weins auch wieder gut, um die Eigensicht zu kalibrieren.
Der „Mica“, eine Cabernet Sauvignon-Füllung aus dem Jahr 2012, in der auch wenig Petit Verdot und Merlot zu finden sind, bereitet das Feld einmal auf. Leder, Thymian und Tintenblei notieren wir, das sortentypische Cassis ist allenfalls in Spuren und fast gedämpft vorhanden. Am Gaumen ist die Säure noch recht präsent und stützt den kraftvollen Wein, der mit seinem deutlichen Tannin an einen stark extrahierten Espresso erinnet. Auch im Abgang ist der Gerbstoff da, die ersten Anlagen des „Mica“ zeigen aber, dass hier einiges an Potential vorliegt.
Fast 75% des Weinguts von Bill und Alicia Deem ist mit Cabernet-Stöcken bepflanzt. Die Expertise mit der Sorte spielen die Weine auch aus, der lateinische Name Buccella, der für das österreichische „Mäu voll“ steht, paßt da gut dazu. Der zweite Cabernet des Hauses, der einfach auch Cabernet Sauvignon heißt, hat wenig mit den bekannten Duftnoten der Sorte in Europa gemeinsam. Dafür gibt es auch einen technischen Grund: Im kalifornischen Weinrecht müssen es nur 75% der am Etikett angegebenen Rebsorte sein, die in der Flasche stecken (85% sind es hierzulande). Wer weiß, wie sich schon 10% eines dominanten Cuvéepartners auswirken, wird wenig überrascht sein, dass der Einfluß des Merlots hier schon einen ganz anderen Typus von Cabernet ergibt. Zumal mit Malbec und Petit Verdot auch noch andere Sorten das erlaubte Viertel „Fremdreben“ ausmachen.
Reife Weichseln, Bockshörndl, aber auch Lakritze und dunkle Beerentöne steigen aus dem Glas. Am Gaumen ist hier keine Spur von Cassis, wenn man eine Frucht benennen will, an die der Kalifornier erinnert, wäre das eine Brombeere. Dunkelst gereift. Doch dominant sind noch schwärzere Aromen, Tinte, aber vor allem auch Espresso, das ganze wird aber von einer frischen Säure getragen, was insgesamt einen Typus Wein ergibt, der bei allem Embryonal-Zustand des 2012ers so in Österreich nicht wächst. Die beachtliche Kraft fällt gar nicht auf, auch nach dem Alkohol – jenseits der 14 % – schielt man nicht, denn alles geht hier in den Geschmack.
Kalifornische Rhône-Freunde at work
Wirklich gelungen ist auch ein Experiment, das 2012 zum zweiten Mal gefüllt wurde und die Passion der Deem-Family für die Weine der Rhône in kalifornische Sprache übersetzt. Aus dem GSM-Blend (Grenache-Syrah-Mourvedre) wurde hier ein mehrheitlich auf Syrah (44%) aufbauender Blend namens „Mixed Blacks“ , dem aber auch kräftige Anteile Mourvedre, Grenache und Petite Sirah-Anteile Würze verleihen. Und diese Würze hat es in sich: Senfkörner, Kreuzkümmel und grüner Speck steht bei den Duft-Noten am Verkostzettel. Die satte Schwarzkirsche am Gaumen sorgt für eine dunkle und würzige Grundierung, dazu blitzen aber immer wieder elegante Splitter vom schwarzen Pfeffer durch, wirklich beachtlich ist auch die Länge des „Mixed Blacks“. Dass der Wein 2012 knappe 15 Volumsprozente aufweist, merkt nur, wer danach fragt. Denn am Gaumen zählt diese würzig-elegante Mischung, die immer wieder hinter der Frucht-Wand vorlugt und schwer in Worte zu kleiden ist. Großer Wein, großes Potential!
Überexplizites Johannesbeer-Joghurt
Der Name des mit Abstand teuersten Weins (zehn Flaschen süffelten die Austro-Verkoster allein an einem Nachmittag davon weg) ist aber irreführend: Die „Cuvée Katrina Eileen“ ist eine Riedencuvée, in der wenig überraschend die besten Cabernet-Fässer aus den verschiedenen Lagen zum Blend verschnitten werden. 1.500 Flaschen sind das Jahresmaximum, das davon produziert wird. Cassis und Maulbeere sind hier fast schon obszön deutlich im Duft, dazu kommt auch eine Dosis schwarzer Pfeffer. Der erste Schluck des 320-Euro-Weins erinnert mit seiner Süße an Johannesbeersaft, mit seiner cremigen Ausprägung aber an Joghurt mit dunklen Beeren. Holunder und auch Brombeeren ergänzen diese Note, der intensive Cassis-Ton liegt aber immer in Front. Als Drüberstreuer hat der Katrina Eileen aber auch noch grüne Würze zu bieten, vor allem im Finish wirkt das wie ein Biss in grüne Pfefferkörner. Ein mächtig eigenwilliger Wein, den man aber mögen muss in dieser Über-Expressivität.
Das Logo, um am Ende nicht von Geld zu sprechen, bildet übrigens die alte Weinkoster-Schale (Tastevin) nach, die markanten Flaschen sind damit leicht zu erkennen. Suchen muss man sie ohnehin angesichts der geringen Menge.
Bezugsquelle:
Buccella, Cabernet Sauvignon „Mica“ 2012 ist um EUR 83,64 erhältlich, der „Cabernet Sauvignon“ 2012 sowie der „Mixed Blacks“ 2012 um jeweils EUR 101,64 und die „Cuvée Katrina Eileen“ kostet EUR 319,68 via „Fine Wine-Shop“, www.finewineshop.com