Die Regel, die erst von Ausnahmen bestätigt wird, kennt man auch in der Toskana. Denn Jahrgänge mit einem Zweier am Ende bringen dort normalerweise nicht viel Glück, meint Emilia Nardi. Nachsatz: Aber das gilt nicht für den 2012er. Was also ist dran am Brunello der Tenute Silvio Nardi, die mit 50 Hektar Rebfläche zu den größten Gütern des Anbaugebiets gehört? Genauer gesagt, reden wir vom „Silvio Nardi“. Denn in Casale del Bosco, einem Ortsteil von Montalcino, keltert man gleich drei Versionen des Brunello, „Silvio Nardi“ heißt der Einstieg in die toskanische Rotweinwelt, dazu gibt es die „cru“-Lagen Manachiara und Vigneto Poggio Doria.
2012 war ein durchgängig warmes Jahr in der Toskana, die schneereichen Wintermonate bildeten aber eine beträchtliche Wasserreserve. Der September-Regel setzte rechtzeitig ein, am Ende wurde es Jahrgang mit hohem Alterungspotenzial, dessen Ernte auch bis in den Oktober hinein andauerte. Für Önologen Emanuele Nardi war das Ergebnis „exzellente Reife auf allen Parzellen bei eindeutig geringerer Menge“. Je zwölf Monate in Allier-Eiche und slawonischen Fässern folgten, dazu ein weiteres halbes Jahr Flaschenreife, bis der Brunello dann am Kost-Tisch stand.
Sein anfangs kühler Duft nach Zwetschke weicht mit etwas Luft und Wärme rasch einer satteren Note, die an Erdbeer-Konfit erinnert. Beide Züge sind im Wein angelegt, das zeigt sich auch beim Trinken schnell. Da wäre zum einen die runde Art, nennen wir sich das Frucht-Erbe, am besten mit saftiger Zwetschke umschrieben. Doch vom Beginn weg hängt sich auch eine würzige Klette an diesen geschmeidigen Wollknäuel von einem Sangiovese. Anfangs dunkler und diffuser (Graphit steht da gerne in Kostnotizen, also: Graphit), kommt bald der klarere Ausdruck eines Weines durch, den man in seiner Heimat „pepato“ nennen würde.
Der schwarze Pfeffer ist es auch, der den Brunello 2012 ins Finish trägt. Das fällt lang und entsprechend würzig aus. Unsere Prognose: Wenn sich diese beiden Adern noch mehr auf sich zubewegen, dann wissen wir, was 2020 zum Steak serviert wird. Denn Lagerfähigkeit (siehe oben) sollte hier kein Problem sein – und diese Geduld auch belohnen!
Bezugsquelle:
Tenute Silvio Nardi, Brunello di Montalcino, ist um EUR 29,90 bei Italvinus erhältlich, www.italvinus.de