In diesem Fall, darf man wohl wirklich von „Kreativbier“ sprechen. Denn Brauton begann auf Basis der Diplomarbeit von Leo-Constantin Scheichenost. Sein Graphic Design-Studio HFA kam uns hier schon einmal unter. Gemeinsam mit Phill Zezula und Peter Kreyci beließ man es nicht bei einer fiktiven Markenentwicklung. Um in der Businessplan-Sprache zu bleiben: Der USP ist, dass jedem Sud des Trios ein eigenes Musikstück entspricht. „Das Bier wird aber auch mit diesem Sound beschallt“, so der auch als Schallplatten-Händler (im Salzburger Musikladen) tätige Kreyci. Begonnen wurde mit den lokalen Rockern Steaming Satellites und „Back from Space“.
In einem satten Bernstein-Ton kommt das Pale Ale ins Glas. Auch Laien oder der gerne zitierte „Normalbiertrinker“ werden sofort die Aromahopfen als Stachelbeer-Duft und Mango erkennen. Fast pikant wirkt die Hopfung in der Nase, da auch ein Touch Gelbe Paprika mitschwingt. Das Mundgefühl des „Back from Space“ ist cremig und gibt dem „Austronauten“ eine kurze Verschnaufpause – dann setzt die intensive, aber gut dosierte Hopfendröhnung ein. Auch hier ist viel Würze im Spiel – „hintergründig und gehaltvoll“ nennt es Kreativbrauer Kreyci! Final kleidet dann Grüner Pfeffer den Mundraum aus. Das pikante Element animiert natürlich auch zum Weitertrinken.
Mit einem Zwickl setzten die Brautöner ihr Werk fort, das „Welcome to Kookoo Island“ wurde mit Musik von CariCari gebraut. Orangegelb im Glas, steht hier der Hopfen an zweiter Stelle; Wiener- und Caramalz erinnern im Duft an Honig und Salzbrezeln, etwas Orange verleiht den exotischen Touch. Und doch denkt man an ein bayrisches Festbier bei diesem Duft. Die Rezenz am Gaumen ist toll, ihr folgt ein cremiger Mittelteil, der erneut die Malznoten in Stellung bringt. Final kommt dann die Bittere (18 IBU) auch zu ihrem Recht. Man könnte die trinkanimierende Art mit einem der internationalen Surfer-Biere vergleichen. Nur, dass in Salzburg kein Mais im Spiel ist und viel mehr Nachdrücklichkeit auf die Biskuit-artige Geschmacksdichte einwirkt. Das wahre Asset auf „Kookoo Island“ ist aber die Balance: Weder die Hallertauer Hopfen, noch das Malz spielen sich in den Vordergrund.
Da ist Koji-Reis in meinem Bier!
Womit wir beim dritten Streich wären, der in punkto Rezeptur der spannendste ist. Zum einen, weil man das belgische Weizenbier Wit als Basis nimmt. Und diesen Stil mit einem unkonventionellen japanischen Zugang paarte: Koji-Reis aus Japan gibt dem neuen „Umami-Bier“ sein Aroma, musikalisch erweist man der Electone EX-42-Orgel von Yamaha und ihrem 1970er-Virtuosen Shigeo Sekito eine Hommage. Kreativ ist aber nicht nur der Inhalt, auch die 440-Milliliter-Dose stellt ein Novum der Firmengeschichte dar. Die Bier-Beschaller füllten die Dose exklusiv für die Mochi Ramen-Bar. Der besagte, mi Koji fermentierte Reis (ebenfalls besorgt vom Mochi) kam während des Brauens dazu. Die Rezept-Idee war, dass Peter Kreycis Lieblingsgericht „Tonkotsu-Ramen“ zum Bier passen sollte. Mittlerweile reicht man am Vorgartenmarkt aber auch die Nudel-Schale „Maze Soba“ gern dazu.
Wie bei jedem Bier von Brauton wurde auch hier mit Beschallung gearbeitet. Hier ist es die Hommage an den 2021 verstorbenen Shigeo Sekito – das Yamaha-Orgel-Stück „The Word II“ sollte das Umami-Bier stilecht begleiten. Optisch ist das japanisch inspirierte Bier eine Freude: Satter, weißer Schaum krönt ein Weizen-goldenes Bier, das schon von weitem Naseabstand Grapefruit, Orangenspalten und Mango erkennen läßt. Frische Kohlensäure am Gaumen setzt den hellen Malz-Noten etwas entgegen, die „drinkability“ ist von Anfang an gesichert. Dazu kommen der Reis und die Getreideflocken, die ihr Werk verrichten und eine cremige Note einbringen. Einen kurzen Sushi-Moment liefert ein Anflug von gesäuerten Reis – und doch ist das Wit stilistisch klar erkennbar: Die stiltypische Orangennote bringt beständig eine herbe Fruchtigkeit ein. Im Nachgeschmack erhält dann Japan erneut aromatische Geltung: Eine zarte Erinnerung an Junmai-Sake bringt sich da ein. Ein herrlich sommerliches Bier ist da gelungen, dass dank des Umami-Versprechens seine Aromatik auch lange behält. Selbst zart warm geworden (wir hörten dabei zu lange den Sekito-Soundtrack), überzeugt es noch.
Bezugsquelle:
Brauton, Pale Ale „Back from Space“ kostet EUR 32 (Karton zu 12 Flaschen à 0,33 Liter), das Zwickl „Welcome to Kookoo Island“ ist ebenfalls um EUR 32 (Karton zu 12 Flaschen à 0,33 Liter) zu haben, während das Umami-Bier „The Word II“ EUR 45 (12 Dosen à 0,44 Liter) kostet – alle drei im Webshop der Brauer, https://brauton.at