Nach Salzburgs Tannen, Tiroler Zirben und steirischen Lärchen waren heuer die niederösterreichischen Bäume dran: Rund um die Hinterbrühl machte sich Axel Kiesbye auf die Suche nach Schwarzkiefern für das 2014er „Waldbier“. Wie immer entsteht auch die vierte Auflage mit einem Rohstoff aus den Österreichischen Bundesforsten. Konkret kamen 65 Kilo der ei-förmigen, grün geernteten Zapfen in den Sud, daraus wurden im Bierkulturhaus in Obertrum 25.000 kleine und 8.500 Flaschen mit 0,75 Litern Fassungsvermögen gefüllt.
Der Baum selbst wurde wegen seiner historischen Verwendung – mit dem Harz der Pinus nigra wurden einst Bierfässer abgedichtet – ausgewählt. Die Zapfen kombinierte Axel Kiesbye mit Aurora-Hopfen und Karamellmalzen, alle Zutaten des nicht filtrierten Biers stammen aus Österreich. Die Bittere selbst ist verhältnismäßig niedrig, erläutert der Brauer, sie entspricht einem Märzen-Bier, „allerdings kommt zur Hopfenbittere auch noch die Harz-Bittere dazu“. Dieser Zug, von dem noch zu reden sein wird, stellt eine geradezu dezente „Waldigkeit“ dar, misst man Kiesbyes aktuelle Edition an den mit Zirbe (2012) oder der Lärche (2013) aromatisierten Bieren. Diese waren manchem Konsumenten „too much“ mit ihrer Harzigkeit, die weit vom bierigen Mainstream angesiedelt war.
Diesmal lässt der Baum auf der schmucken Verpackung (aus vier Großflaschen-Kartons kann man praktisch seinen eigenen Schwarzkieferwald bauen) fast mehr erwarten, als dann im Glas an waldiger Aromatik da ist. Doch variatio delectat – und somit kommen wir zum Verkosten: Die vierte Waldbier-Edition duftet nach Papaya und anderen Tropenfrüchten, dazu macht sich ein nussiger Zug (eher Hasel-, als Walnuss) bemerkbar. Mit etwas Luft kommt sogar eine Rosmarin-Note dazu. Malzige Süße schon im Antrunk lässt einerseits an Kirschen denken, aber auch an Porter-Biere. Mit einer herzhaften Perlage, die das Breit-Werden am Gaumen verhindert, und einer herben Grundstilistik sorgt das an sich schwere Waldbier (8,7 % Alkohol sind halt auch etwas) dennoch für Trinkanimo. Ein Anflug von Schokolade setzt ab dem Mittelstück ein, das Finale gehört der angekündigten Harz-Bittere, die ein wenig an Hustenbonbons erinnert.
Bezugsquelle:
Axel Kiesbye, Waldbier 2014 „Schwarzkiefer“, ist um EUR 2,20 (0,33 Liter-Flasche) bzw. EUR 9,90 (0,75 Liter) bei Getränke Ammersin erhältlich, www.ammersin.at