Feiner Rauch zieht sich durch das Livingstone in Wien. So gehört sich’s ja für ein Steakhouse. Doch diesmal war im Restaurant-Bereich des immer noch eindrucksvollen Planter’s Club nicht nur der Griller am Werk. Torfrauch aus Islay in gut dosierter Form ist eines der Markenzeichen von Bowmore. Und die neue Serie aus vier Whiskys stand im Fokus der Verkostung, zu der Brennerei-Eigentümer Suntory geladen hatte. Das Quartett unterscheidet sich durch die Reifung in Sherry-Fässern von den „normalen“ Qualitäten von der Hebrideninsel.
Den Auftakt der deutlich hochpreisiger als die Standard-Range eingetakteten Reihe macht der „12 years“. Er stapelt fast ein wenig tief, was schon bei der sanften Stärke von 40% vol. beginnt. Doch er ist sicher der Schluck, den Freunde des Torfrauchs am meisten mögen werden. Erdnuss-Snips und Rauch-Noten liegen über der dezenten Fruchtigkeit. Für uns erinnert sie an getrocknetes Kirschen-Fruchtfleisch. Zart herb und weniger marzipanig oder säurig, wie es die frischen Früchte wären. Der Geschmack hat von Anfang an würzigen Charakter; dazu kommt die pikant-säurige Mischung, die Briten gerne als „briny“ bezeichnen. Rauch-Chili ist zu schmecken, etwas Salz und in Summe auch eine leichtgängige Art. Die 20 bis 25 parts per million (ppm) Rauch am Malz ergeben so einen deutlich milderen Eindruck als die Torfmonster à la Ardbeg oder Laphroaig. Hier wirken die Sherry-Fässer zusätzlich als eine Art Filter.
Die schmeckbare Prägung durch Oloroso-Fässer liefert dann der nächste Schluck. Es ist der „15 years“. Und der ist eine andere Nummer. Eine, die nach gegrillten Bananen und Zwetschkenröster riecht, nämlich. Diese intensiven und divergierenden Frucht-Düfte sind sogar stärker als der Rauch-Charakter. Der pausiert aber nur, denn im Geschmack darf er – wenn auch da nicht als erste Geige – wieder aufschrammeln. Vorneweg ist dieser Bowmore aber typisch salzig, so wie sich Kenner noch an den „Vault No. 1“ aus der Destillerie am Meer erinnern (hier ist er beschrieben).
Nuss-Granulat und Vanille weichen erst allmählich dem sanften Rauch-Akkord, der von Trockenfrüchten wie Papaya und Pfirsich im Nachgeschmack abgelöst wird. Trotz seiner Süße zeigt sich hier die Komplexität dieses Leckerbissens. Er mag sich von der DNA eines Islay-Malts ein wenig entfernen, aber hat sicher seine Freunde. Als eine Art komplexes Konfekt mit grillierten Extranoten.
Bratlfett ohne Trinkwiderstand: 18 Years Sherry Oak Cask
Der 18-jährige Vertreter aus der neuen Serie kann die Sherry-Prägung auch nicht leugnen. Er hat sogar etwas von einem „Nasen-Whisky“: So intensiv und anmutig sind die Aromen, dass es der Gaumen schwer hat, dieses Feuerwerk zu toppen. Richtiggehend speckig lässt sich hier der Rauch an, man denkt an Schuhwichse und Bratlfettn. Schokolade und Kirsch – ja, die Schwarzwälder Torte kann man sich auch vorstellen! – unterstreichen die Extraschippe Komplexität des „18 years“. Sie verdankt sich auch dem Anteil an PX-Fässern, die zu den Ex-Oloroso-Gebinden hinzukamen.
Allerdings ist er demgegenüber sehr „straight“. Dass es kaum Trinkwiderstand für den Whisky mit 43% vol. kann man durchaus auf die Haben-Seite buchen. Nuss-Fülle eines Kipferls, dazu rote Früchte und ein Rauch-Ton wie knusprige Croissants, liefern einen knackigen Single Malt. Auch das trockene Finish trägt zu diesem Eindruck bei. Zugänglich und aus einem Guss ist dieser Islay-Whisky. Aber die „Fettn“ aus dem verführerischen Duft löst er nicht ein. In Freundesrunde geleert wäre er aber schnell. Was ja auch kein Widerspruch ist.
Die Diskussion rund um den „21 years“ aus der Sherry-Edition drehte sich dann um eine andere Frage: Hat die Karamell-Sauce zum spanischen Flan einen eigenen Namen? Denn genau wie diese riecht es aus dem Glas, wenn der 46,8% vol. starke Whisky eingeschenkt ist. Haselnuss ergänzt diesen nussig-süßen Eindruck. Doch Obacht! Nach mehr als zwei Jahrzehnten wären das etwas flache Eindrücke. Der „21er“ aber ist ein 3D-Whisky! Das zeigen die immer stärker auftauchenden Kräuteraromen. Was zu Beginn wie Salbei wirkt, erweist sich als Eukalyptus, je länger man dem Single Malt Zeit lässt.
Doch warum sollte man? Denn der Eindruck am Gaumen ist eine Kombination aus allen Eindrücken des Geschmacksdiagramms alias „Spider Graph“. Salz, Umami, stängeliges Grün, viel Würze und natürlich auch ein Quäntchen Rauch versammelt dieser Bowmore. Im Nachgang darf es dann auch klar Sherry sein – hier kommen elegante, weil nie überbordende, Fruchtnoten hinzu.
Als spezielle Überraschung öffnete man bei Bowmore aber noch eine weitere Flasche. Der „25 years“ fand außer Konkurrenz statt, zeigte aber schon mit seinem kupferroten Schimmer im Glas an, das hier intensive Reifenoten aus der Synthese von Destillat und Fass warten. Großartig, weil kaum zu trennen voneinander, verwoben sich Salz, Nusslikör-Noten und Nougat mit den roten Frucht-Akkorden. Sanft und fast mineralisch war hier der erste Schluck, dem ein extremer Sherry-Nachhall folgte. Die nach drei Minuten einsetzende Säure lieferte einen nachgerade weinigen Nachgeschmack. Womit für uns einmal mehr klar war, dass jenseits der 20 (aber unter den 30!) Jahren der perfekte „sweet spot“ für Torfrauch-Malts im Sherry-Fass-Ausbau liegt. Großes Kino!
Bezugsquellen:
Bowmore, 12 Year Old Sherry Oak Cask kostet EUR 52,90 (0,7 Liter-Flasche), der 15 Year Old Sherry Oak Cask wird um EUR 104,90 angeboten und der 18 Year Old Sherry Oak Cask um EUR 189,90 – alle drei Whiskies über Weisshaus, www.weisshaus.at
Bowmore, 21 Year Old Sherry Oak Cask wird um EUR 370,- bei Trinklusiv offeriert, https://trinklusiv.at