„Bottled in bond“. Das hat er sich auf den Oberarm „pecken“ lassen. Daran glaubt, darüber spricht der Whiskey Professor Bernie Lubbers (das „ü“ führte noch der Opa im Namen, die Familie stammt von der deutsch-holländischen Grenze). Rhinestone-Gürtel und Schlangenlederboots weisen ihn aber als echten „man from Kaintuck“ aus. Und so weist er auch gleich darauf hin, dass die Heaven Hill Distilleries in Bardstown sich nicht nur in US-Besitz befindet, sondern „100% Kentucky-owned“ ist.
Das „Bottled-in-Bond“, das er als Markenbotschafter stolz trägt, besagt vereinfacht, dass der Bourbon unter staatlicher Aufsicht erzeugt wurde (ganz entfernt unserer Qualitätswein-Prüfnummer für Wein vergleichbar). So muss der Whiskey in der gleichen Destillerie gebrannt und bei 50% Vol. abgefüllt werden, mindestens vier Jahre in Zolllagern reifen und darf nur aus einer Destillations-Saison stammen. Er trägt also auch einen Jahrgang. Wie der Rittenhouse Rye, von dem später die Rede sein wird. Neben den vielen Vorschriften führt Lubbers aber auch trinkend in die Geschichte und Anekdoten rund um den Whiskey ein. Etwa wenn er das Rezept George Washingtons für seinen eigenen Whiskey für die US-Kavallerie verrät. Der Ex-Präsident setzte auf einen Blend aus 65% Roggen, 25% Mais und 10% Gerste. Oder, wenn er endlich die ominösen „XXX“ auf den Trinkbechern von Cartoon-Figuren entschlüsselt: „Jedes X steht für einen Destillationsdurchgang, damit erhöht sich auch die Alkoholintensität“. Triple X steht also für einen ziemlich versoffenen Comic-Charakter.
Der US-Liebling: Orangen-Schokolade
Doch kommen wir zur Cash Cow des Hauses. Denn der zweitbeliebteste Bourbon (nach Jim Beam) Amerikas stammt ebenfalls aus Bardstown. Master Destiller Parker Beam läßt den „Evan Williams Kentucky Straight Bourbon Whiskey“, kurz: Evan Williams Black Label länger als gesetzlich vorgeschrieben reifen, es geht als in Richtung sieben Jahre im Eichenfass. 1783 gründete der namensgebende Mr. Williams am Ohio River die erste kommerzielle Destillerie Kentuckys. Mit den Anfängen – Whiskey war leichter über lange Strecken zu transportieren als der Mais – hat die heutige, moderne Produktion nur wenig zu tun. Auch wenn 1783 am Label steht.
Im Duft sind zunächst die jodig-würzigen Noten – Estragon und Bohnenkraut, auch etwas Alge – präsent, ehe sich die weiche Kombination Orangenzeste und Vanille durchsetzt. Der „Black Label“ erinnert in seiner weichen und eher dezent süßen Art an dunkle Schokolade mit einer zarten Kirsch-Aromatik, dazwischen blitzen wieder Orangenblüten auf, ehe er im Finish nach schmelzender Milchschokolade schmeckt.
Eleganz ehrt den „Father of Bourbon“
Auch das Label Elijah Craig ehrt einen der lang verblichenen Brenner-Pioniere. Die Legende besagt, dass ein Brand die Fässer in der Whiskyscheune in Mitleidenschaft zog, Mister Craig aber den Geschmack des Whiskies besser fand wie des Bourbons in „un-getoasteten“ Fässern. Es gibt zwar auch eine pragmatischere Erklärung, die der Whiskey-Professor referiert: „Fässer waren teuer, man griff also auf bestehende Gebinde zurück, häufig welche mit Gemüse in Salzlake. Da man diesen Geschmack ja nicht im Whiskey haben wollte, kohlte man sie aus“.
Doch zurück zum 12-jährigen Single Barrel in memoriam Craig: Sattes Nougat, „Ildefonso“ in Reinkultur, auch eine leicht rauchige Note, dazu würzige, wahlweise an getrocknete Tomaten oder Thymian gemahnende Akzente, setzen die Nase des Premium Small Batch-Bourbons (nur 100 Fässer werden jährlich gefüllt) von weichgespülten Produkten ab. Am Gaumen beindruckt das Mundgefühl, viskos und cremig perlt der „Elijah Craig“ über die Zunge, eine Spur von röstigen Aromen, Haselnuss vor allem, hinter sich lassend. Im Finish wird es fruchtiger, getrocknete Marille und ein eleganter Abgang zeichnen diesen Whiskey aus.
Roggen für Reiter: Rittenhouse
Voll im Trend zu Rye Whiskey („den wir zum Glück früh erkannten“, so Lubbers) liegt der Rittenhouse Rye, der mit 51% Roggen (39% Mais, 10% Gerste) den gesetzlichen Mindestanteil an Roggen für einen „Rye“ gerade erfüllt. Allerdings entspricht das dem ursprünglichen American Whiskey-Stil; unter 10%-Maisanteil geht man bei „Heaven Hill“ aber ohnehin bei keinem Rezept, „sonst müßten wir die Vergärung mit Enzymen starten“, erläutert Prof. Whiskey, denn die startet normal der Zucker des Mais, Roggen allein ist zu kleinkörnig. Vier Jahre reift der Rittenhouse in den Lagerhäusern von Heaven Hill, und ist natürlich „Bottled-in-Bond“, was dem Whiskey Professor wieder das Oberarm-Tattoo schwellen läßt.
Karamell wie bei „Werther’s Echte“, dazu Kokosnuss und eine nicht klar zu definierende herbe Wurzelnote (etwa wie Pastinaken oder Ginger Beer) prägen den Duft des Roggenwhiskies. Am Beginn wirkt er wie flüssiges Karamell, ab dem mittleren Gaumen fährt man aber den aromatischen Lautstärkeregler hoch: Marille, Zimt und ein deutlicher Alkohol wie bei einer Weinbrand-Praline tragen den Rittenhouse ins Finale. Da denkt man glatt ans Abspülen des Präriestaubes aus der Kehle – definitiv ein Herrengetränk.
Bezugsquellen:
Heaven Hills Bestseller, „Evan Williams Black Label“, ist um EUR 16,99 (0,7 Liter) bei Merkur und OMV-Tankstellen erhältlich, www.merkurmarkt.at
„Elijah Craig“ gibt es neben dem Gastro-Großhandel (METRO) um EUR 27,90 (0,7 Liter) bei Getränke Del Fabro, www.delfabro.at
Der „Rittenhouse Rye“ ist ab Herbst 2014 erhältlich, er soll circa EUR 28,90 (0,7 Liter) kosten.