Premiere für das westlichste Weinbau-Gebiet Niederösterreichs: In den tiefen Kellern der Wiener Genusshandlung „Porta Dextra“ stellten 15 Traisentaler Winzer erstmals gemeinsam ihre Riedenweine der aktuellen Jahrgänge vor. Dass das Schwergewicht auf Riesling und Grünem Veltliner liegen würde, war klar. Die Fortschritte der kleineren Betriebe, vor allem auch abseits der beiden Paradesorten, sorgten für einige Überraschungen. In den besten Fällen blitzte eine orientalische Würze bei den Abfüllungen durch, mit der das gerne unter „ferner liefen“ abgespeicherte Gebiet ein sehr eigenständiges Geschmacksprofil zeigte. Und das, gleich vorweg genommen, bei grossteils konsumentenfreundlichen Preisen.
Von der „Stoaried“, der größte Weinriede Bernhard Steyrers in Kuffern, stammte ein geradezu aberwitzig mineralischer Weißburgunder. Die nach Süden ausgerichtete Hanglage bringt Urgestein mit, die relativ hohe Seehöhe (bis zu 350 Meter) sorgt für Kühle, die die Sorte liebt. Das Ergebnis, der „Stoaried“ 2017, duftet nach Kreide, Ananas-Renette und Kumquats. Der zitrusfruchtig-helle Charakter wird im Mund dann von einer Orangen-Note aufgenommen, aber auch an Papaya erinnert der Pinot blanc bis zum mittleren Gaumen. In Erinnerung bleibt Steyrers Wein aber vor allem wegen seinem Biss im Finale, das pfeffrige Element wird hier fast zu einem chili-artigen Nachklang, der würzig und lang haften bleibt. Eine echte Werbung für die unterschätzte Rebsorte!
Ein mutiger Wein – mit fast 28 Gramm Restzucker – war der Traminer aus dem Traisental, den Tom Dockner (kl. Bild links) servierte. Der „Pletzengraben“ 2017 bringt die Rebsorte mit ihren typischen Noten – ein wenig Rosenwasser und Orangenblüte – ins Glas, im Duft kommt auch noch eingelegter Ingwer dazu. Der satte, fruchtsüße Beginn überrascht angesichts des Zuckerwerts nicht, der Zug, den dieser Traisental-Traminer an den Tag legt, aber schon. Auch die Mineralik blitzt nämlich durch (Dockners Wein steht auf Konglomerat-Boden). Eine überraschende Variante für Freunde der Sorte, die durchaus auch pur begeistert, mit Geflügelleber dazu sowieso. Von der gleichen Lage stammte der Riesling Dockners, dieser „Pletzengraben“ zeigt wieder die exotische Würze, die den besten Riedenweinen des Gebiets eigen war: Kühl und rauchig im Duft, den vor allem säurige Ananas bestreitet, setzt der 2017er mit einem an Yuzu, Bergamotte und Limette erinnernden Gaumen-Eindruck fort. Dass im Finish die Würze eine Dosis Curry liefert, trägt zur Eigenständigkeit dieses Weins bei. Großartig gemacht und herrlich Appetit anregend!
Zwei Gesichter des Grünen Veltliners, um einmal bei dieser Hauptsorte zu bleiben, servierte Viktor Fischer. Vom Bio-Weingut kam zunächst der animierende „Kagran“ ins Glas, dessen exotische Noten an eine türkische Patisserie erinnerte: Rosenwasser, aber auch Orangenblüten und Türkischer Honig sorgen für ein animierendes Duftbild. Auf die fein ziselierte Mineralik bereiten diese intensiven Noten nicht vor, auch die Zitrusfrüchte, die am Gaumen zwischen Limette und Blutorange changieren, sind Teil seines trinkanimierenden Charakters. Ganz anders fällt dann der nach Germteig, Gelbem Apfel und etwa Lychee riechende „Rosengarten“ aus. Dieser Veltliner ließe sich am ehesten mit „elegantes Bitterl“ vorstellen. Die Mineralik ist hier etwas merklicher, dazu kommen gelbe Frucht-Akzente wie Quitte und Zitronenschale, ein leicht bitterer Zug sorgt hier für den Trinkfluss, der sich mit der leichten Salzigkeit des 2017er „Rosengarten“ vermengt.
Und Fischer hatte auch einen der beiden Rotweine aus dem Traisental mitgebracht. Doppelt „exotisch“ wird es bei der Sorte, denn St. Laurent findet man eher selten im westlichen Niederösterreich. Das Erstlingswerk, ausgebaut in einem mehrfach benutzten Barrique von Biowinzer und Ex-Klassenkollegen Franz Landauer-Gisperg aus der Thermenregion, überrascht positiv: Sauerkirsche in Reinkultur, meldet die Nase, dazu Bienenwachs und eine ordentliche Dosis Schwarzer Pfeffer.
Mit roten Noten wie Himbeere und Hibiskus beginnt der St. Laurent, mit dem beinahe „neutralen“ Holzfass wurde aber auch die Würze erhalten. Sie ist fein, erinnert an Kräuter, und sorgt für ein Finale, das an gute Pinot Noirs erinnert. Der Rote aus der „Ried Bergen“ klingt nicht einfach aus, er verhaucht. Richtiggehend ätherisch ist dieser Abgang – und auch den Preis dieses Bio-Roten könnte man als „sanft“ bezeichnen.
Bezugsquellen:
Weingut Steyrer, Weissburgunder „Ried Stoaried“ 2017 kostet EUR 7 ab Hof bzw. im Web-Shop, https://shop.weingut-steyrer.at/
Tom Dockner, Traminer „Pletzengraben“ 2017 ist um EUR 18,70, der Riesling „Pletzengraben“ 2017 um EUR 18,90 erhältlich, beide beim Weinhandelshaus Döllerer, www.weinhandelshaus.at
Biohof Fischer, Grüner Veltliner „Ried Rosengarten“ 2017 kostet EUR 8,20, der Grüne Veltliner „Ried Kagran“ 2017 ist um EUR 6,80 erhältlich und der St. Laurent „Ried Bergen“ 2017 um EUR 12,50, alle ab Hof bzw. im Webshop, www.fischer-abhof.at