Zunächst einmal: Happy birthday, his Bobness! Wir gratulieren dem Nobelpreisträger mit seinem eigenen Whiskey. Die Brennerei in Nashville (Tennessee) hat ebenfalls einen Tribut an ihren Namenspatron parat: Wer an seinem Geburtstag Whiskey kauft, unterstützt damit eine Obdachlosen-Charity. Doch wenden wir uns einmal den Whiskeys zu, die hierzulande noch nicht lange erhältlich sind und für die Bob Dylan seinen weltbekannten Namen hergibt. Respektive den eines Songs: „Heaven’s Door“ heißt der Whiskey, die dazugehörige Brennerei in der alten Elm Street Church soll heuer noch ihre Türen öffnen. Es ist aber keine Seltenheit mehr, dass „non-distilling producers“ ihre Flaschen ohne Brennblasen liefern. In Dylans Falle kauft das Unternehmen Spirits Investment Partners (SIP) Bourbon und Rye Whiskey am freien Markt und reift sie nach seinen Vorstellungen.
Das Artwork, in dem sich einige Metallskulpturen Dylans wiederfinden, wirkt jedenfall gelungen: Steht die Flasche verkehrt und scheint Licht durch, sieht das wie ein Scherenschnitt aus. Die 2018 erstmalig vorgestellte Kooperation geht in den USA selbst mittlerweile reicht weit, analog zu der „Bootleg-Series“ des legendären Musikers gibt es auch eine limitierte Serie mit Whiskey. Den Auftakt macht ein Bourbon in der Keramikflasche (verziert von einem Dylan-Gemälde), der in japanischen Wassereichen-Fässern gereift wurde. Hierzulande können sich Dylanologen aber über die drei Einstiegsabfüllungen freuen, für die jeweils Ryan Perry die Reifung überwachte. Und für Leute, die aus Tennessee bisher nur Jack Daniel’s kannten, der bekanntlich keinen Bourbon (sondern Tennessee Whiskey) darstellt, wartet hier die erste Überraschung. Denn durch den Verzicht auf die Ahorn-Holzkohle als Filterung steht bei Heaven’s Door stolz „Tennessee Straight Bourbon“ am Etikett.
I wanted to create a collection of American Whiskeys that, in their own way, tell a story.
Bob Dylan
Süß wie Karamell-Popcorn, mit einer deutlichen Eichenholz-Note, kommt dieser 42%-ige Tennessee Bourbon an die Nase. Mit Luft gesellen sich auch noch Erdnuss-Splitter dazu, das alles aber immer recht fruchtig und ohne Salzigkeit oder säurige Duftnoten. Das Mundgefühl fällt so sanft aus, dass es ein wenig dauert, bis man überhaupt Nuancen wahrnimmt. Milchschokolade kleidet den Gaumen aus, aber alles sehr dezent: Da ist ein bisserl Vanille, dort der süße Cerealien-Geschmack von Kelloggs Smacks. Der Abgang hingegen ist typisch Bourbon-artig mit einer feinen Süße, in die sich Kompottgewürze (Nelken und Zimt) mischen.
Für die zweite Abfüllung, einen „Straight Rye“, wiederum hat Master Blender Ryan Perry eine Art flüssiges Ferrero Rocher aufgeboten: Haselnuss-Splitter und etwas rauchige Schokolade-Noten („Rumtrüffel“ war das Wort, das wir suchten!) leiten ein, mit der Zeit kommt auch ein Spritzer Orangenblüten-Wasser in der Nase dazu. Der zarte herbe Pralinen-Duft gehört zu einem Roggenwhisky, der in den zigarren-förmigen französischen 300 Liter-Fässern aus Vogesen-Eiche nachreifte. Das ungewöhnlich milde Fass-Toasting sorgt für Sanftheit, auch wenn der Rye ebenfalls ein „Spätzünder“ ist. Medizinale Töne und etwas Sägespäne lassen sich erschmecken, während sich der „spicy“ Pumpernickel-Fenchelsaat-Mix des Roggens erst allmählich intensiver. Viel Pfeffer ist auch da im grundsätzlich weit trockenerem Mundgefühl als erwartet. Ein Nachhall von Tomaten-Marmelade und Papaya, in den sich auch noch Leder-Noten des Holzes mischen, schließt den Rye ab. Gibt man – trotz der „nur“ 46% Alkohol – Wasser zu, wird es süßer, dann erstrahlt auch etwas Orangenabrieb am Gaumen. Hat da vielleicht wer einen „Old Fashioned“ damit?
Der trockenste des Dylan-Trios ist auch der kräftigste – mit 50,4 % kam der „Double Barrel“ in die Flasche. Der Duft nach geriebenen Mandeln, Oolong-Tee und Strudelblatt steht für eine Mischung aus Bourbon und Rye, die nach dem Blenden ein weiteres Jahr im Fass reifen durften. Rund sieben Jahre ist dieser Whiskey nun gereift und entsprechend reichhaltig ist hier der Eindruck im Mund nach dem Manner-Schnitten-artigen Geruch: Tropenfrüchte, die fast schon an Mango anstreifen, werden von Schoko-Streuseln und Keksteig-Noten begleitet. Das alles trägt der höhere Alkohol sehr fein, aber nie „schnapsig“ ins Finale.
Dort explodiert dann förmlich die würzige Seite. Geriebene Muskatnuss, Piment und ein Touch Espresso lassen den „Double Barrel“ ausklingen. Fazit: Für uns klar die wertigste der drei Heaven’s Door-Abfüllungen. Oder, in den Worten von His Bobness (aus „North Country Blues“): „And the room smelled heavy from drinking“. An seinem Geburtstag darf man das gern nachstellen – cheers!
Bezugsquelle:
Heaven’s Door, „Tennessee Straight Bourbon“ und „Straight Rye Whiskey” kosten jeweils EUR 69,90 (0,7 Liter-Flasche), der „Double Barrel” EUR 84,90, alle im Weisshaus-Shop, www.weisshaus.at