Man reibt sich die Augen: Kennen wir doch, dieses Logo! Aber die Farbgebung? Was soll man sagen, der berühmte „Striding man“ des schottischen Welt-Blends Johnnie Walker lernt auf seine alten Tage noch den Umgang mit TikTok. So ähnlich liest sich das zumindest im Pressematerial zur Einführung des neuen „Johnnie“. Dieser hört auf den Namen „Blonde“, was seine Sonderstellung gleich noch einmal unterstreicht. Zu den berühmten Abfüllungen „Black Label“ und „Red Label“, den weit weniger bekannten „Gold Label“ und dem großartigen „Green Label“ hätte es ja auch ein „Yellow Label“ werden können. Doch der neue steht quasi am anderen Ende der schottischen Farbskala vom ikonischen 200 Euro-Whisky „Blue Label“.
„Blonde“ also, wie bei Semmeln, Bieren und Gauloises. Doch die neue Färbung hat schon einen Sinn; denn aromatisch reiht man sich unter dem „Red Label“ ein. Denn was Eigentümer Diageo damit im Sinne hat, ist einen explizit zum Mixen gedachten Blended Scotch zu lancieren. Selbst das Whisky-Cola, das viele mit dem Red Label überhaupt erst kennen gelernt haben, ist nämlich für neue Zielgruppen zu altbacken. Wie man die ehrwürdige, gelagerte Spirituose verjüngt, hat der Irische Whiskey (was im Wesentlichen meint: Jameson) vorgehüpft.
Die keltischen Cousins legen nun mit einem für die „jüngere Generation im Alter von Anfang/Mitte 20“ gedachten Scotch nach. Statt Mais hat man beim Grain Whisky des Blends auf den noch sanfteren Weizen gesetzt, was auch den Blonde als Namen ein wenig schlüssiger macht. Aktiv empfohlen wird auch, einen Longdrink mit Zitronen-Limonade damit zu reichen. Einen Kostschluck später können wir das durchaus nachvollziehen. Denn der Whisky für die „Generation Z“ in seiner poppigen Flasche duftet exakt so wie die französischen Milch-Karamell-Bonbons mit der braunen Kuh am Einwickelpapier. Auch am Gaumen besteht er aus purem Weich-Toffee. Erst im Nachhall kommt Würze – aber eben auch in Form von Piment und zarter Gewürznelke (kein Pfeffer weit und breit!) – auf.
Die „Mixability“ des neuen Johnnie ist allerdings hoch, speziell Zitrustöne und ein Säurekick kann hier das Aromenspektrum ergänzen. Wobei wir nicht an „Sprite“ und „Seven up“ denken, sondern eher etwas wie die „Victorian Lemonade“. Wer bisher mit den Eichentönen haderte, sei beruhigt: Im Gegensatz z. B. zu Einstiegs-Bourbons sind beim „Blonde“ auch keinerlei Fass-Noten zu spüren. Und der Preis macht es ebenfalls leicht, diesen Whisky einmal im Highball seiner Wahl zu verkosten. Von Cola als „Filler“ raten wir aber ab. Auf der Agenda im Mixzentrum des „Trinkprotokolls“ steht aber „Bitter Orange“ – das könnte pfeifen wie ein Muffin für Erwachsene!
Bezugsquelle:
Johnnie Walker, „Blonde“ ist um EUR 17,90 (0,7 Liter-Flasche) bei Whic.de im Webshop zu haben, https://whic.de