Im ersten Teil ging es um die Rassigkeit des Blaufränkisch, also eine Stil-Ausprägung bei der Paradesorte des Mittelburgenlands, die von den DAC-Weingütern aktuell wieder gepflegt wird. Doch es gibt natürlich auch die kräftige „Abteilung“, was aber nicht zwangsläufig in merkbarem Holz-Ton enden muss. Großes Holzfass, weniger Toasting und vor allem eine entsprechende Lagerzeit (inkl. der in Österreich immer gern negierten Flaschen-Reife!) bewirken hier dann eine Harmonie, die bildlich wie ein Samt-Tuch mit knallroten Spitzen ausfällt. Denn die Würzigkeit braucht einen Träger – umso schöner, wenn das eine saftige, zart schokoladige Grundierung ist.
Dann knallt der Chili so richtig, kann der Wacholder lange nachhallen und die Oliven-Paste im Abgang pikant den Durst auf das nächste Glas erhöhen. Kurz: Es wird Zeit für Teil 2 der Blaufränkisch-Revue 2019! Und wir beginnen nicht reinsortig, sondern mit einer BF-Cuvée. Mit seinem „Zion“ geht Bernhard Ernst (kl. Bild rechts) seit langem den Weg des trinkfreudigen Weins. Das wollte der Deutschkreutzer auch bei 14 Volumsprozent im warmen 2015er Jahrgang erreichen und hat somit nur mehr zwei Rebsorten (statt bisweilen fünf wie früher) im Blend: 60% Blaufränkisch, 40% Cabernet Sauvignon stehen zu Buche und die beiden ergänzen sich prächtig. Beeren-Noten der dunklen Art (Hollerkoch, wer’s kennt), dazu etwas Macis-Blüte und wieder satte Brombeeren, je länger man hineinriecht, machen neugierig.
Saftiger Beeren-Mix ist aber nur die eine Seite der Medaille. Denn zu ihm gesellt sich eine würzige Ader des „Zion“, die an Oliven, Schwarzen Pfeffer und Lorbeerblätter erinnert. Immer noch mit großem Potential ausgestattet, öffnet sich der 2015 gerade erst einmal.
Das zeigt auch der aus dem gleichen Jahrgang stammende DAC vom Goldberg, ein Blaufränkisch, der nach Schwarzer Johannisbeere, Brombeeren (Wieder! Ist das ein Haus-Ton? Isst sie der Bernhard gerne?) und auch etwas Vanille riecht. 20 Monate im 500 Liter-Fass hinterlassen eben doch Spuren. Das Ergebnis zählt und es ist ein Deutschkreutzer Buddha, der zwar keine Weisheiten für unser Leben parat hat, aber herrlich in sich ruht. Mächtig sitzt er da der Gold(berg)-Buddha und prunkt mit seiner Kraft, die sich aus dunklen Beeren speist wie aus einem undurchsichtigen See voller Aromatik. Als kleines Schwänzchen hängte Winzer Ernst noch einen dezenten Gerbstoff am Ende hin, der sorgt dafür, dass man über den gravitätischen Blaufränker dann doch schmunzeln kann – keine Ironie, kein Spott, nein, der Trinkspaß lässt einen lächeln.
Ebenfalls kein Leisetreter ist der „Weißleit’n“ der Winzerfamilie Weber aus Lutzmannsburg. Treten musste man früher allerdings schon, nämlich hügel-aufwärts, „auf den „sonnenbeschienenen Weg zu den Weingärten, der dann fast weiß schien“. Ihm verdankt die Riede den ungewöhnlichen Namen im Blaufränkisch-Land, leitete Tanja Weber die Vorstellung dieses 2013ers ein. Es ist ein Blaufränkisch der samtigen Art, man könnte auch volkstümlicher – und ebenso richtig – sagen „mit Schmalz“. Auf die dunkle Nase nach Weichseln, schwarzen Nüssen und würzige Schokolade, die auch an Roggenbrot denken lässt, folgt eine Verwandlung. Denn die hellere Kirscharomatik prägt den Gaumen – doch was am „Frucht-Regler“ an Dunkelheit zurückgefahren wird, legt man an Würze drauf.
Aus der Milch-Schoko-Seligkeit, die sich am mittleren Gaumen einstellen will, weckt einem der Mix aus Piment, Wacholder und Lorbeer, der den „Weißleit’n“ dann ausklingen lässt. Es ist einer der Rotweine, die Einsteiger verstehen, aber auch Kenner schätzen – zumal wir heute schon einem gut trinkbaren Roten, abseits der Wuchtigkeit des Jahrgangs in seiner Jugend sprechen können.
Bezugsquellen:
Weingut Ernst, Cuvée „Zion“ 2015 kostet ab Hof bzw. im Web-Shop EUR 17, der Blaufränkisch „Goldberg“ 2015 ist um EUR 14 ebenda erhältlich, www.weinguternst.at
Weingut Familie Weber, Blaufränkisch „Weißleit’n“ 2013 ist ab Hof um EUR 24,50 noch erhältlich, www.weingut-fam-weber.at