Wie versprochen geht die Serie der Kosteindrücke vom heurigen SALON Österreich Wein weiter. Und zwar mit den Rotweinen, wobei hier vor allem die Burgunder und Cuvées unser Interesse fanden Den Zweigelt, der in zwei Kategorien – „Fruchtige Rotweine“ und „Zweigelt“ – beim Weinbewerb punkten konnte, ließen wir ebenso aus wie die reine Burgenland-Wertung des Blaufränkisch. Hier matchten sich bekannte Namen wie Tesch, Braunstein, Gager und Kiss sowie der Winzerkeller Neckenmarkt.
Dass in der Top 3 der Kategorie „St. Laurent & Pinot Noir“ kein einziger Pinot zu finden war, schmerzte uns alte „Burgundernasen“ ein wenig, dafür zogen die drei St. Laurents die Register von würzig bis kräftig und holzdominiert. Da wir in einer Burgunder-Kategorie eher die schlanke Linie bevorzugen, konnte der SALON Sieger 2017, der Golser Markus Iro mit dem 14,4%-igen St. Laurent Reserve „Herrschaftswald“ nicht ganz bei uns landen. Denn in der Jugend dominierten hier die Vanille- und Kokostöne des massiven Holzkontakts.
Zugänglich wie ein Schmeichelkätzchen hingegen kam Leo Aumanns 2015er St. Laurent-Reserve daher. Schoko und Kirsche schon im Duft, kündigten einen Wein an, der trotz seiner Jugend nur mehr Spuren von Tannin enthält. Zumindest signalisierte der Gaumen statt Gerbstoff Samtigkeit. Pure Kirsche, begleitet von den schokoladigen Aromen, dreht fast in Richtung Marzipan ab. Eingefangen wird dieser Ansatz von üppigen Hüften mit einem würzigen Gürtel, der an Muskatnuss denken läßt. Fazit: Viel Wein, guter Preis bei Aumann; so macht der verkannte Laurent Spaß.
Dass man sich auch im Burgenland auf die Sorte versteht, hat sich herumgesprochen. Tobias Friedrich allerdings kannten wir vorm SALON nicht (und genau für solche Entdeckungen hat er seine volle Berechtigung auch nach 30 Jahren. Hier wurden die reifere Kirschfrucht notiert, „Amarena“ steht in den Kostnotizen neben Balsamico und der ebenfalls intensiven Fruchtnote vom Zwetschkenröster. Es geht auch schmelzig-fruchtig im Mund weiter, der St. Laurent aus Weiden am See ist ein saftiger Frucht-Korb, der einfach jedem schmeckt, leicht gekühlt im Sommer, aber auch zum Zwiebelrost- oder sonstigen Herbstbratl haut der „Classic“ von Friedrich bestens hin.
Wenige Kilometer weiter, nämlich in Jois, findet sich dann die beeindruckendste rote Cuvée der Verkostung: Hannes Steurer hat seine Komposition aus Blaufränkisch, Cabernet Sauvignon, Zweigelt und Syrah merklich im Fass reifen lassen. Kokosnuss, Zedernholzkistl (Zigarrenraucher kennen den Geruch gut!) und auch ein Anflug von „Mon chéri“ erschnuppert man beim „Fam Steurer“ des Jahrgangs 2015. Saftig wie ein „Bounty“, um im Süßwaren-Metaphern-Lager zu bleiben, beginnt die Reserve wieder mit viel Kokos. Das ganze erinnert an die mittlerweile etwas unmodern gewordene „New World“-Stilistik, doch dieser Steurer-Wein zeigt noch mehr als Intensivfrucht plus mächtigem Holz. Kurz blitzt die herb-erdige Kurkuma-Note auf, dann wieder melden sich rote, exotische Früchte, die mit der Blaufränkisch-Kirsche nichts gemein haben: Papaya etwa und Guave schälen sich aus dem vielschichtigen Aromen-Mix heraus. Gebaut für die Langstrecke, aber auch im Sprint schon als Könner zu erkennen, könnte man zu den Qualitäten notieren. Und man muss sagen, dass hier ein gekonnter Holzeinsatz zu bemerken war. Nicht immer konnten die 2015er Cuvées in ihrer Jugend so punkten.
Bezugsquellen:
Leo Aumann, St. Laurent Reserve 2015 ist um EUR 13,50 bei Gawein Bruckner erhältlich, www.gawein.at
Weingut Tobias Friedrich, St. Laurent „Classic“ 205 ist um EUR 9,30 ab Hof in Weiden erhältlich, www.weinbau-friedrich.at
Hannes Steurer, Cuvée „Fam. Steurer“ 2015 ist um EUR 36 bei Wine at Home erhältlich, www.wineathome.at