Und das im Jubiläumsjahr! 30 Jahre gibt es den „SALON Österreich Wein“ heuer, von den drei Siegesanwärtern auf den Sieg der Kategorie Welschriesling schmecken aber zwei nach Sauvignon Blanc. Die Reinzuchthefe und die kalte Vergärung (in einem Fall), da war(en) sie wieder. Vieles hatte man seitens der Österreichischen Weinmarketing (ÖWM) heuer geändert. Vor allem das stumme Verkosten, bei dem in Ruhe 79 Weine in thematischen Flights abgerufen werden konnten, hat sich bewährt. Auch wenn in den insgesamt 20 Runden – siehe oben zum Stichwort: Welschriesling – nicht alles glänzte.
Doch genug gejammert, das Trinkprotokoll ist keine Watschen-Anstalt für Flüssiges, sondern pflegt einen Empfehlungsservice! In drei Teilen widmen wir uns also den positiven Erscheinungen aus den Jahrgängen 2016 und 2015 (Reserven), bei den erfreulich zahlreich vertretenen Schaumweinen aber auch älteren Abfüllungen. Alles Eigen-Kehlen-geprüft und für gut befunden.
Und wenn wir schon mit den untypischen Welschriesling-Düften hadern, weil uns die Sorte am Herzen liegt (und ihr schleichendes Verschwinden von Wirtshaus-Karten ärgert): Robert Goldenits hat die Ehre des „Welsch“ gerettet. Sein 2016er duftet kreidig und von Anfang an kühl ohne Nebenaromen einer Reinzuchthefe. Der Apfel-Ton der Sorte ist da, säuerlicher „Golden Delicious“, meint unsere Nase. Der mit 12,7 % schon kräftigere Weiße aus Tadten ist auch am Gaumen ein knackiger Typ; Zitronenzesten, wieder der Apfel-Biss, so gehört sich das!
Besonders aufgezeigt hat heuer Julius Klein, der den SALON-Sieg der Paradedisziplin „Grüner Veltliner klassisch“ ins Weinviertel holte. Aus dem größten Anbaugebiet der Austro-Sorte kommt sein 2016er „Wiege“, der mit Nuss und Marille zwar keine ungewöhnlichen Duftnoten mitbringt, diese aber in relativ dosierter, kühler Form. Der Trinkfluss von Kleins Veltliner ist besonders spannend, einem saftigen Beginn – mit viel Steinobst – folgt eine immer engmaschigere Aromen-Führung. Was das heißt? Dass die „Wiege“ pikanter wird, ja am Ende mit einem an gelbe Paprika erinnernden Abgang punktet.
Damit nicht genug, schrieb Julius Klein (unlängst auch bei uns gewürdigt) gleich zwei Mal in den Top 5 des kräftigen Grünen Veltliner an. Sein 2015er „Urmeer“ hat trotz seines maritimen Namens eindeutig zu viel des Landbewohners Eiche abbekommen hat für die Erstbegegnung mit ihm. [Der „Tatschler“ des GV, könnte man in Anspielung auf Andi Kollwentz‘ Chardonnay-Monument sagen, dem Holz aber viel besser steht]. Dafür ist der GV „Rustenberg“ 2016 schon in der Jugend ein überkompletter Wein, dessen Rauch-Ton im Duft sich auch am Gaumen mineralisch durchsetzt. Dem saftigen Grünen Veltliner mit seinen doch sechs Gramm Restzucker verleiht dieses „Backbone“ ebenso wie sein leichtes Bitterl eine hohe Zugänglichkeit. In jedem Fall: Für Winzer-Entdeckungen wie das „Junge Wilde Winzer“-Mitglied Klein ist der SALON nach wie vor gemacht.
Und dann war da noch der Sieger der Kategorie „Grüner Veltliner kräftig“, eine 2015er Kamptal DAC Reserve von Karl Angerer (nicht zu verwechseln mit dem ebenfalls in Lengenfeld wohnenden Winzer Kurt Angerer!). In diesem Fall reicht ein „nomen es omen“ aus, denn der „Optimum“ 2015 ist eine Wucht – und das aromatisch, nicht wegen der 14,8% Alkohol. Reife und kräftige Duftnoten von Kumquat, Marille und auch Räucherstäbchen strömen aus dem Kostglas. Dabei wirkt der Veltliner schlanker, wenn man ihn trinkt, ein fast bremselndes Mundgefühl ist der erste Eindruck. Davon wird noch nachgereicht, doch dazwischen prägt ein unglaublicher Schmelz diesen Wein, der zwischen Karamell und Nektarine angesiedelt ist. Die Spannung vom Anfang schließt am Ende den Aromenbogen – dann ist da weißer Pfeffer, aber auch eine Säure, die diese gewaltige Fruchtungetüm in Schach hält. Großartiger Wein, allerdings auf der Angerer-Homepage aktuell nicht mehr zu finden. Der „Optimum“ 2015 dürfte schnell seine Freunde gefunden haben – und das ist auch verdienter Weise so.
Bezugsquellen:
Robert Goldenits, Welschriesling 2016, ist um EUR 7 ab Hof bzw. im Webshop erhältlich, www.goldenits.at
Julius Klein, Grüner Veltliner „Wiege“ 2016 kostet EUR 8,20; der GV „Urmeer Grande Reserve“ 2015 EUR 22 und der GV „Rustenberg“ 2016 EUR 10, alle ab Hof bzw. per Webshop, www.weingut-klein.at
Weingut Angerer, Grüner Veltliner Kamptal DAC Reserve „Optimum“ 2015, ist aktuell nicht im Webshop des Weinguts zu finden, wir empfehlen individuelle Anfrage beim Winzer: weingutangerer.at