Ein House of Gin – wer kann da wiederstehen? Londons letzte große Gin-Destillerie „Beefeater“ hat direkt neben dem Cricket-Stadion in Kennington auch ein witzig-informatives Besucherzentrum zu bieten. Dort wartet nicht nur ein limitierter Gin, sondern wenn man Glück hat, auch Sebastian Hamilton-Mudge. Der Brand Ambassador als Guide ist natürlich ein Luxus, abernatürlich sagt man als Trinkprotokollant nicht „nein“, wenn er zur Verkostung lädt.
Zumal es den „London Garden“ tatsächlich nur an diesem einen Ort zu kaufen gibt. Auch die wenigen Bars, die ihn ausschenken (etwa das „Dandelyan“ im Hotel Mondrian, nahe der Tube-Station „Blackfriars“), müssen ihn „ab Destillerie“ kaufen. Wir kosten die „endemische Edition“ vor Ort und staunen über den Unterschied zum klassischen Beefeater: Herbal und an Grasschnitt erinnernd ist der erste Eindruck. Die Zitronenmelisse, eines der neuen Botanicals im „Garden“, merkt man bereits im Geruch, der Thymian (Aroma-Geber Nummer 2) hingegen hat sich verkleidet. Es sind zwar etliche Kräuternoten da, am ehesten würde man den Geruch aber als Basilikum bezeichnen.
Das Mundgefühl überrascht nach diesem kühl-kräutrigen Auftakt, es ist fast cremig zu nennen und setzt gleich einmal mit einem ordentlichen Schub Zitrone ein. Weich und zugänglich zu Beginn, lässt der „Garden“ dann auch seine würzige Seite raus. Im Finish kommt der Pfeffer durch, die eigentliche, zart bittere Thymian-Note spart sich die „endemische Edition“ des Beefeater für den Schluss auf. Im Rückaroma sind es nur noch die Kräuter, die man spürt – das aber lange. Vielleicht hätte er auch mehr als die 40% Alkohol vertragen, aber die britische Abfüllung ist auch beim klassischen Beefeater niedriger im Alkohol, als was wir gewohnt sind.
Dazu gab es noch einen Besuch im Reifekeller. Denn mit der Einführung der „Burrough’s Reserve“ verfügt man seit heuer auch über einen fass-gelagerten Gin. Wobei es hier mehr um Aroma, als um die dunkle Farbgebung geht, wie Hamilton-Mudge beim Verkosten auf die blassgelbe Färbung hinweist. Der Wacholder macht auch weiterhin nicht auf Whisky! Den gelernten Österreicher erinnert der offiziell als „Oak rested Gin“ bezeichnete 43%-ige Neuzugang an den Kräuterschnaps , mit dem kroatische Segler gerne Neptun besänftigen. Etwas Zwetschke und Vanille, dazu die herbalen Noten prägen den Geruch. Dass der Wacholder immer wieder durchschlägt, erklärt sich mit der kurzen Lagerzeit von sechs Wochen. „Es soll immer noch Gin sein“, so Hamilton-Mudge.
Rund wie ein Marillenbrand beginnt die ungewöhnliche Melange aus Wacholder und Fassaromen am Gaumen, ehe sich dann eine kräftigere Gangart entwickelt. Ab der Mitte übernimmt die holzgeprägte Aromatik, dann kommt die Vanille durch, aber auch Dörrobst, in der gedeckten Verkostung würde man wohl auf einen jungen Speyside-Whisky tippen. Denn auch ein wenig Milchschokolade lässt sich schmecken.
Spannend dürften auch die weiteren Experimente werden, die Lillet-Fässer gehen auch bei der geringen Menge von 5.000 Cases (á 12 Flaschen) bald aus, aktuell wird auch mit anderen französischen Weinfässern „herumgespielt“.
Bezugsquelle:
Beefeater, London Garden Gin ist – wie erwähnt – nur im „House of Gin“, also direkt in der Destillerie in Kennington, erhältlich um umgerechnet EUR 31; die fassgelagerte „Burrough’s Reserve“ führt in Österreich z. B. Getränke Del Fabro um EUR 64,90 (0,7 Liter-Flasche), http://delfabro.at