Die Basilikata gehört (mit dem Aosta-Tal) wohl zu den unbekanntesten Regionen Italiens. Wein wird natürlich auch hier gekeltert und zwar vorwiegend aus Aglianico del Vulture, einer roten Rebsorte. Vom Weingut Basilisco kommt eine ausdrucksstarke Variante. Hierzulande wäre sie als Jahrgang 2013 vermutlich schon getrunken, in Italien fängt da gerade einmal die Trinkreife an, wie sich noch zeigen wird.
Doch zunächst ein paar Worte zum Weingut und dem minimalistischen Etikett des „Teodosio 2013“. Neben dem Namen – Teodosio – zeigt die Flasche nur eine Münze aus dem 5. Jahrhundert. Sie wurde in der Nähe des Weinguts in Barile gefunden und so kommt der byzantinische Kaiser zu späten Ehren bei den Besitzern um Antonio Capaldo. Innerhalb der Weine von „Basilisco“ stellt der maximal ein Jahr in gebrauchtem Holz ausgebaute „Teodosio“ den Einstieg in die Welt des Aglianico dar. Anderswo haben wir die Sorte als „Kirsche in einer Lederjacke“ charakterisiert – und diese Kombination begegnet uns auch beim 2013 des Teodosio wieder.
Er ist allerdings deutlich präziser in seiner Art als die gerbstoff-lastigen Aglianicos in Kampanien. Hier beginnt der Kontakt auch durch zartes Anbändeln – da ist eine softe, rotfruchtige Duftspur, die an Kirsche (ohne die geht es nicht!) und Himbeere erinnert. Ein wenig Marzipan gaukelt weiterhin Zugänglichkeit vor. Doch dann kommt der erste Schluck, der mit seiner kernig-herben Art daran erinnert, dass wir weiter oben auch von Leder geschrieben haben. Doch schnell wird der Teodosio 2013 wieder zutraulicher. Dann offenbart er sein fruchtiges Herz: Viel Beeren-Schmelz, ein wenig dunkler als im Duft, aber immer saftig, findet sich im Kern des Weins. Das zweite Gesicht, die gerbstoffig-zupackende Seite, obsiegt am Ende. Im Abgang gibt es noch einen Nachklang von röstigem Espresso.
Viel Wein für das Geld, kann man zusammenfassend sagen, doch die letzte Balance hat er auch nach vier Jahren nicht erreicht. Im Gegensatz zum Flaggschiff des Hauses, dem aktuell aus 2010 stammenden „Basilisco“. Genau genommen, verantworten ein Friulaner und eine Ligurerin dieses Aushängeschild aus dem Süden: Viviana Malafarina, die vor sechs Jahren aus Genua in die Basilikata kam, steht mit dem „Rebschnitt-Innovator“ Pierpaolo Sirch hinter der Kellerarbeit und den Rebflächen.
Dem Byzantiner steht auch die Lederjacke gut
Der Name des Erst-Weins führt wieder zu den Byzantinern zurück, für die der Statthalter in der Basilikata der „kleine König“ (vom griechischen „basileus“=König) war. Vier Hektar Rebfläche stehen heute für die Selektion der besten Trauben des Aglianico zur Verfügung. 15 Monate Ausbau in diversen Holzfässern (Barriques, Tonneaux und große Holzfässer) erlauben die Entwicklung zu einer Endform, die man hier „strenge Weichheit“ nennt. Eine der 15.000 Flaschen haben wir vor uns und der Duft nach Lakritze und Bockshörndl bereitet nicht auf die Komplexität dieses sieben Jahre alten Weins vor.
Der mächtige Gerbstoff der hölzernen Dreifaltigkeit ist von Beginn weg da, zu den herben Fruchtaromen – Cranberry und Kornelkirsche („Dirndl“) – gesellen sich aber auch ausgeprägt florale Noten. Aus dem Rosen-artigen Mittelstück entwickelt sich eine Wildkirschen-Note, die auch von Würzkräutern begleitet wird. Und – wie beim kleinen Bruder – schließt die Röstkaffee-Note den Eindruck dieses 2010er Aglianico del Vulture DOC ab. Der Basilisco gehört eindeutig nach Italien, nach wie vor ist aber von byzantinischer Ausschweifung nichts zu merken. Die Lederjacke wird dem „kleinen König“ des Jahres 2010 noch einige Zeit gut stehen. Aglianico stylt eben auch Könige.
Bezugsquelle:
Basilisco, Aglianico del Vulture DOC „Teodosio“ 2013 ist um EUR 10,30 erhältlich, der „Basilisco“ 2010 um EUR 27,-; beide bei Weinhandel Morandell, www.vinorama.at