Dass er ein Mann der Superlative ist, hat auch Her Majesty erkannt. Queen Elizabeth II verlieh David C. Stewart 2016 den „member of the British Empire“ (MBE) – der Malt Master ist seit 60 Jahren für The Balvenie tätig. In dieser Zeit hat er vor allem eine Pioniertat gesetzt, die seinen Namen für immer mit der Speyside-Destillerie, ja: der gesamten Scotch-Welt, verknüpfen wird: Das Double Ageing – heute als „Fass-Finish“ gängige Praxis – feiert lustiger Weise auch Geburtstag. 1982 füllte Stewart den ersten „Double Wood“, also einen Whisky, der nach seiner ersten Reifung auch noch eine kürzere Phase (eben das „Finish“) in anderen Fässern erfuhr. Der Rest ist Legende.
Vor allem der bis heute gefüllte „Double Wood“ und das berühmte „Caribbean Cask“, das ehemalige Demerara-Rum-Fässer nutzt, kennen Single Malt-Fans. Nun wurde zum 40. Jubiläum ein neues „Cask Finish“ von Balvenie aufgelegt. Mit 16 Jahren ist dieser Whisky namens „French Oak“ auch der zweitälteste Whisky der Reihe neben dem „Portwood 21 years“. Destillerie-Eigentümer William Grant stapelte sogar ein bisschen tief beim „16 years French Oak“. Denn in der Regel sind es Rotweinfässer mehr oder weniger prestige-trächtiger Herkünfte, die so bezeichnet werden.
In diesem Fall spielte aber eine ungewöhnliche Flüssigkeit eine Rolle, die wir als alte Frankophile lieben. Der Pineau des Charentes hat mit „Pinot“ nichts zu tun, auch wenn man da die lustigsten Verwechslungen erlebt. Er ist eine der vielen Mischungen aus Traubenmost und Destillat, die es in etlichen Regionen gibt. Persönlich war uns der Floc de Gascogne (= die Armagnac-Variante) der Führer in diese ebenso süße wie kräftige Kategorie, die gerne als Apéro dient, aber auch zur Gänseleber keine schlechte Figur macht (so kein Sauternes oder Monbazillac eingekühlt wurde).
In diesen Fässern aus der Cognac-Region, die seitens des Traubensafts ordentlich Süße mitbringen, erfolgt die Nachreifung des Single Malts und das ergibt eine spannende Mischung, die man so nicht oft hat. Mit einer Füllstärke von 47,6% vol. hat man chez Balvenie dem neuen „16 years“ auch eine gewisse Urtümlichkeit bewahrt.
Die Mischung aus süßer Frucht und nussiger Würze der Fassreifung, die an die Nase kommt, differenziert sich mit ein wenig Luft noch klarer aus. Cremige Nüsse wie Macadamia und Erdnuss sind zu riechen, aber auch rote Früchte, die eingekocht und dicht wirken als Duftakkord. Eine ganz dezente Rauchigkeit und Säure fasst man am besten als karamellisierte Ananas zusammen. Es ist ein Whisky-Geruch, der Freude und Neugierde erzeugt. Wie wird das komplexe Gespinst am Gaumen aufschlagen?
Nun, der erste Schluck zeigt Kraft und eine schöne Mandel-Note, die im Rückaroma nochmals auftritt, der Biss der fast 48% lässt sich auch nicht leugnen. Die weinige Süße im Finale verweist auf die Traubenmost-Vorbelegung, vor allem aber hält sie lange an. Man mag uns vielleicht als Whisky-Memmen brandmarken, aber auch das Erkenntnisinteresse gebietet es, einen Tropfen Wasser zuzusetzen – wie steckt der „16 years“ das weg? Wunderbar! Die Nasse wird noch schöner von Holz-Tönen, in diesem Fall sogar Kokosnuss, geprägt und lädt förmlich ein. Und im Mund addieren sich Zitrus-Töne und etwas Birne zum Geschmacksmix. Richtiggehend animierend wird dann das Finale, das zum Abschluss noch einmal einen satten Weinbrand-Gruß sendet. Ein würdig-schönes Alterswerk des unermüdlichen David C. Stewart, fürwahr – und voller Vielschichtigkeit!
Bezugsquelle:
The Balvenie, „16 years“ French Oak kostet EUR 155 (0,7 Liter-Flasche) bei Weisshaus, www.weisshaus.at