Der Weinbau rund um den Bodensee hat enorm aufgeholt. Als letztens die Sommeliere von Sternekoch Christian Jürgens die Herkunft des Weißweins zur getrüffelten „Kartoffel-Kiste“ des Meisters lüftete, stammte der präzise Chardonnay aus dem Badischen. Aber wie so oft, wenn es um deutschen Wein geht, kennt man zu wenig ausserhalb von Mosel, Rheingau und ev. noch der Saar. Dabei sind es die Preis-Genuss-Weine, die oft abseits der Großen Gewächs-Hochburgen der Entdeckung harren. Es muss ja nicht gleich ein Auxerrois sein, den sie auch gerne mögen im Ländle, aber wie wäre es mit Burgunder?
Der 2016er Grauburgunder wirkt reifer, als es die Jahrgangsangabe vermuten lässt. Neben den Butterkeks-Noten und der Mandarine im Duft ergibt sich mit mehr Luft auch eine an weissfleischige Birne erinnernde, kühle Frucht. Auch im Mund dominieren dann Eindrücke wie Karambolfrucht, etwas Quitte, vor allem aber der Apfel-Birnen-Mix, der schon in der Nase hinter den kräftigeren Duftnoten zum Vorschein kam. Das Ganze wird von einer zarten Mineralik und leichter Säure begleitet, die dem 13%igen Weißen auch einen schönen Zug verleihen. Was fehlt also noch zum kompletten Trinkspaß? Die Würze beispielsweise.
Und auch da kann der Badener punkten; zum Abschluss wird noch mit Würzkräutern der Gaumen erfrischt. Für uns am prägnantesten dabei der Koriander im Abgang. Viel Wein also, der in der Jugend getrunken werden sollte, jetzt ist alles da, vor allem mit milderer Säure würde der Hagnauer in zwei Jahren nur enttäuschen.
Regent, eine rote Sorte, die auch ein eigener Stil ist
Die milde Art prägt auch eine rote Abfüllung unter dem Label „Burgstall“, sie führt in die jüngere Rebzüchtungsgeschichte. Denn seit der „Regent“ 1995 als Sorte zugelassen wurde in Deutschland, hat er mittlerweile mehr als 1900 Hektar erobert. Die pilzwiderstandsfähige Sorte bringt fruchtintensive Weine, das sollte man vorab wissen. Ansonsten überrascht einen der satte Brombeer-Ton, der dem Weinglas entströmt. Wahlweise kann man das auch als schwarze Johannesbeere ansprechn, in jedem Fall mischt sich darunter eine schöne Schokonote. Auch am Gaumen gibt es reichlich Beeren, dazu auch etwas Vanille. Mit dem zarten Tannin, das sich ab der Mitte deutlicher abzeichnet, erinnert diese Kombination an Hollerkoch (und falls das Dessert jemand nicht kennt: an Holunderbeeren denken).
Die Säure, die der „Burgstall Regent“ 2015 mitbringt, hat er sich für den Schluss aufgehoben. Sie bewahrt ihn aktuell davor, sich nur über die dunkle Beeren-Komponente definieren lassen zu müssen. Beim Blind-Verkosten sorgte der Wein für anerkennendes Augenbrauen-Heben, denn ein solcher Weinstil ist in Österreich nicht üblich. Dabei paßt er jetzt im Sommer, etwas gekühlt vielleicht, durchaus gut. Und hilft die Wartezeit bis zum selbstgemachten „Hollerkoch“ verkürzen.
Bezugsquelle:
Winzergenossenschaft Hagnau, Grauburgunder „Burgstall“ 2016 kostet 8 EUR, der Regent 2015 EUR 8,90, beide im Webshop der Winzer, http://hagnauer.org