Fast hätten wir ihn schon vergessen, den Rum, den Jillionaire mitverantwortet hat. Das Mitglied des DJ- und Produzententrios Major Lazer begab sich nach Puerto Rico, um dort einen Bacardi nach seinen Vorstellungen zu kreieren. Die Pressemeldung dazu liegt anderthalb Jahre zurück, doch plötzlich stand die besagte „Limited edition“ auf dem Tresen bei Erich Wassicek in der Wiener Halbestadt. Möglichkeiten zum Komponieren gibt es schließlich auch in den Warehouses des Rumgiganten und nicht nur am Apple-Rechner. Schließlich werden immer zwei Arten von Destillaten eingelagert: Die leichteren Aguardientes und die alkoholreichen Redestilados. Aus diesen Bestandteilen, die einzeln gereift werden, entsteht dann der finale Blend. Im Falle der „Major Lazer Edition“ kamen frische Aguardientes mit deutlich älteren Redestilados zusammen.
Charakteristika eines „Blanco“-Rums und eines kräftigeren braunen Rums sollten sich gleichermaßen in diesem Projekt wiederfinden. In punkto Geschmack kann man eines vorweg nehmen: Der DJ und Produzent (Snoop Dogg) steht für ein mehrheitsfähiges Destillat, das als „sipping Rum“ – etwa zur Zigarre – Kennern Freude macht, aber auch Einsteiger abholt. Der Grund liegt in einer fruchtigen Süße, die aber nie eindimensional wird. Klar, die Frucht ist im Duft bereits ausgeprägt. Man denkt angesichts der traubigen Noten kurz an Cognac; doch auch „indische“ Gewürze bringt der Major Lazer-Rum mit. Neben brauner Senfsaat und Asant fanden wir auch geröstete Haselnüsse in seinem Duft.
Der Nougat-Touch kommt auch beim Trinken wieder schnell durch. Hier macht er den Auftakt für einen immer würziger werdenden Brand, der über eine Zwischenstufe (Weißer Pfeffer) dann die Endstufe seines Gewürz-Feuerwerks zündet. Dann erinnert das finish an eine dunkle Schokolade mit Chili. Die Süße dieses limitierten Bacardi ist gut dosiert, zusammen mit der Nougat-Note bringt sie so eine Art „Ferrero-Creme für Erwachsene“ zustande.
Doch eigentlich ging es um eine Österreich-Premiere, die im Zeichen der Fledermaus (Bacardis Trademark seit den Tagen Don Facundo Bacardis) in den Stadtbahnbögen stieg. Der neue „Zehner“ rundet die bekannten Bar-Rums „Cuatro“ (vier Jahre) und „Ocho“ (acht Jahre) nach oben ab. Offiziell als „Gran Reserva Diez“ benamst, ist dieser neue Bacardi in Österreich noch nicht erhältlich. Hat uns das schon einmal vom Kosten abgehalten? Natürlich nicht!
Und es war gut, denn der „Diez“ bringt nicht nur eine ansprechende Kastanien-braune Farbe mit. Aus dem Glas steigen die Kokostöne der langen Fass-Lagerung (Laktone, täten die Biochemiker sagen), weitere Sekundär-Aromen steuern Nougat und Macadamia-Nüsse bei. Die Nase verrät noch wenig vom süßen Antrunk der aber schnell einem ganzen Gewürzregal weichen muss, das einfährt wie ein D-Zug. Denn neben Piment und Zimtrinde findet sich da auch Muskatnuss. Rote Tropenfrucht-Noten (Papaya vor allem!) werden von diesem Potpourri aus geriebenen Gewürzen begleitet. Das Finish gehört dann einem karibischen Gruss, der von karamellisierten Ananas‘ auf den Gaumen dargebracht wird.
Das einzige, was hier noch an Geschmacksrichtungen „fehlt“, wäre Bitteres. Daher standen sowohl Schokoladen jenseits des 65%-igen Kakaoanteils bereit, als auch der Passalacqua-Kaffee aus der Espressomaschine des Vettore-Baristas. Und dann wurde aus dem „Zehner“ plötzlich ein „360er“ – am Aromenrad nämlich.
Bezugsquelle:
Bacardi, „Major Lazer Edition“ ist um EUR 19,90 (0,7 Liter-Flasche) erhältlich, der „Gran Reserva Diez“ um EUR 35,90, beide im Onlinehandel „Rum & Co.“, www.rumundco.de