Mit einem Brenner durch das Fasslager der Whiskys, das „warehouse“, zu schlendern, gehört zum Schönsten im Verkosterleben. Bei Walter Pfanner in Lauterach macht dieser Rundgang besonders viel Freude. Das liegt zum einen am historischen Firmengelände der Fruchtsaft- und Brenner-Dynastie. Zum anderen ist Pfanners Freude an den Fässern und ihren Feinheiten ansteckend. Fast hätten wir uns bei den Rums und ihren Finessen zu lange aufgehalten, ehe es wieder zurück auf den Whisky-Pfad ging. Denn als zweites AWA-Mitglied, das wir in Vorarlberg besuchen, hat er Geschichte geschrieben. Der 2005 gebrannte und vier Jahre später vorgestellte Single Malt war nämlich der erste aus diesem heute so aktiven Whisky-Bundesland. Die Basis hat sich mit einem 30%-igen Rauchmalz-Anteil mit mittlerem Rauchanteil (für Kenner: 25 ppm) über die Jahre etabliert. Dazu kommt das Fass-Management, das Pfanner auch deshalb so akribisch betreibt, weil seine Whiskys bereits jung gut schmecken sollen. Aktuell etwa faszinieren ihn die Sherry-Fässer, die er seit einer Reise nach Spanien sein Eigen nennt.
Der „Classic“ stellt den Einstieg in den Whisky-Kosmos von Lauterach dar, er zeigt eine helle und Malz-geprägte Art, die mit ihrer Frucht an Pfirsich anstreift, aber sanfte Nussigkeit mit einem dezenten Beeren-Duft kombiniert. Saftig am Gaumen, erinnert die Kombination aus hellen und dunklen Nougat-Noten an „Ildefonso“. Die feinen Mandelcreme-Noten werden gerade dann von einem „Spice“-Ton konterkariert, als man sich fragt, ob der Vorarlberg-Whisky nicht zu sanft ist. Doch da ist noch die Himbeer- und Hibiskus-Note, die mit dem leichten Pfeffer im Abgang nochmals für Aufruhr sorgt. Damit sind die Sinne aber auch für die weiteren Pfanner-Brände geschärft!
Die eigentliche Spezialität Pfanners, mit der er auch international unter den Pionieren war, stellt aber das Finish in heimischen Rotwein-Fässern dar. „Red Wood“ nennt sich die Serie, die mittlerweile meist aus mehreren gebrauchten Barriques burgenländischer Winzer kommt. Im konkreten Fall sind viele Fässer von Robert Keringer im Keller. Die aktuell vorliegende 2014er Version des „Red Wood“ enthält aber auch einen Anteil der mittelburgenländischen Blaufränkisch-Gebinde Markus Kirnbauers, mit dem diese Serie begonnen wurde. Der Whisky selbst zeigt eine klare Getreidekante in der Nase; man denkt an Frühstückscerealien, vielleicht auch an Milchschokolade. Ein wenig Leder würzt dieses Duftbild, dazu kommen rote Beeren-Düfte, wenn man den Whisky atmen lässt.
Richtig schön nussig legt der „Red Wood“ dann am Gaumen vor – Pekannuss und gesalzene Erdnüsse sind zu schmecken. Der leichte Gerbstoff des Eichenholzes wird von der weichen und wärmenden Frucht (roter Apfel und Beeren) gut abgefedert. Ein wenig Würze gibt im Finale noch einen weiteren Akkord zu diesem reichhaltigen Destillat. Feine Fichtennadel-Töne und ein leicht weinig-säuriger Nachklang beschließen den mit 43% gefüllten Pfanner-Malt aus den Rotwein-Fässern vom anderen Ende Österreichs.
Der 2014 wiederum gebrannte „Smoky“ verwendet belgisches Gerstenmalz mit Rauchnoten. Die phenolischen Noten sind hier aber gut dosiert; sie überlagern die gelben Frucht-Düfte nicht. Der Duft von Rum-Trüffeln liegt in der Luft, das aromatische Mittelstück wurde hier perfekt eingefangen. Die Würze bricht sich dann ohnehin am Gaumen ihre Bahn. Wacholder-Schinken und Salzmandeln, aber auch die süßere Mandelcreme, sind Eindrücke, die wir notieren. Wieder sind da die schwer zu fassenden Gelben Früchte, die in ihrer Saftigkeit an Melone und Nektarine anklingen. Final kommt dann auch etwas Rauch auf den Gaumen. Das lange und wärmende Finish dieses 43%-igen Whiskys bestätigt den Eindruck eines komplexen, gut ausgewogenen Single Malts.
Mit dem „X-Peated“ steigert Walter Pfanner die Rauchdosis noch. Dieser mit 46% vol. gefüllte Whisky in Kleinauflage (500 Flaschen) riecht nach „Nussini“, Mignon-Schnitten und blanchierter Erdnuss. Die Torfnote erinnern ein wenig an Tankstellen-Duft, haben aber nichts Chemisches oder Störendes. Auch am Gaumen ist zunächst die sanfte, malzige Seite des Vorarlberger Malts präsent: Milchschokolade legt vor, während der Hall dann die Vermählung von Fass und Rauchmalz feiert. Man denkt an Salzmandeln, Serrano-Schinken und trockenen Rauch. Wir formulierten das im Keller so: Es ist das Geselchte und nicht, wie international so oft, die Selch selbst, die sich hier aromatisch durchsetzt. Ein würziger und würdiger Abschluss der Pfanner-Serie!
Bezugsquelle:
Pfanner Destillate, „Classic“ kostet EUR 42,80 (0,7 Liter-Flasche), der „Red Wood“ EUR 42, der „Smoky“ ist um EUR 42 zu haben und der „X-Peated“ um EUR 57 (die letzten beiden im 0,5 Liter-Format), alle im Webshop Pfanners, https://pfanner-destillate.com