Wer die Serie unserer Whisky-Brenner-Porträts verfolgt hat, weiß um die Unterschiede im heimischen Single Malt. Vieles hat sich von selbst bei den Mitgliedern der Austrian Whisky Association ergeben, etwa die Präferenz heimischer Fass-Hölzer und Getreide. Doch manches entstand auch als bewusstes Konzept. Harald Keckeis etwa, den viel für seinen Gin kennen (und feiern), hat sich bewusst für das komplexere Brennerzeugnis Whisky entschieden. Und auch dafür hat er in Rankweil ein klares Rezept. „Ein schlankes Sortiment“ sei ihm stets wichtig gewesen, dazu soll der Single Malt mit dem Tropfen als markantem Logo auch seine „kontinentale Herkunft betonen“. Konkret dient dazu die obergärige Hefe der Fohrenburger Brauerei. Aber auch das 100% mit Buchenholz geräucherte Malz gehört zu den Eigenschaften, die den Vorarlberger Whisky klar verorten.
Dafür können Whisky-Liebhaber bei Keckeis zwei Teilschritte nachvollziehen, die es so selten in professioneller Form zu trinken gibt. Da wäre zum einen das Ausgangsprodukt, die als „distiller’s beer“ bezeichnete Vergärung des Gerstenmalz. Dieses kommt nicht nur in die Brennblase, sondern wird – ergänzt um Hopfen – zu einem richtigen Bier gemäß des Deutschen Reinheitsgebots. Mit 8% eingebraut, zeigt das „Still Man’s“ einen malzigen Charakter, lässt aber auch die leichten Rauchnoten (vor allem im Finish) des verwendeten Getreides gut erkennen.
Mein Whisky muss reproduzierbar sein.
Harald Keckeis, Brenner
Der „new make“, also das ungelagerte Destillat, findet sich im Shop als „Moonshiner XXX“ mit satten 50% vol. Wie sehr das Fass das Ausgangsdestillat verändert, kann man da entsprechend vergleichen. Zumal hier auch Keckeis‘ Philosophie greift, der ausschließlich Sherry-Fässer für die Standard-Version seines Single Malts verwendet. Die Fruchtigkeit – nicht mit Süße zu verwechseln! – schlägt im Whisky durch, die 42% vol. transportieren dieses Erbteil der Fässer aus Spanien auch entsprechend gut. Erdnuss-Creme, Malz und „burnt orange“, wie das britische Kollegen bezeichnen würden, sind zu erschnuppern. Gibt man dem Single Malt mehr Zeit, dreht das Duftbild in Richtung Dörrzwetschke.
Ähnlich sanft zeigt sich der Whisky am Gaumen. Die feinen Malznoten werden um frisch geröstete Haselnüsse ergänzt. Doch weniger die aromatische Aufschlüsselung ist hier das wesentliche Element. Sondern die überaus feine Art, die man als „leichtfüssig“ bezeichnen könnte. Und wer versteht, was gemeint ist, wenn ein Whisky als „trinkanimierend“ durchgeht, kann das für den Keckeis-Single Malt getrost so umschreiben.
Es ist also eine Seltenheit, wenn Keckeis eine Single Cask-Abfüllung anbietet. Der „Still Man’s Finest“ ist eine solche Rarität, die er mit höheren 45% vol. gefüllt hat. Die Idee eines leichten Rauchtons hat er von Brenner-Kollege Bruno Broger übernommen, der diesen Stil „medium smoke“ nennt. Das Ergebnis dieser Sonderfüllung erinnert in seinen Umami-satten Duftnoten an Walnuss, getrocknete Tomaten und Sojasauce. Mit Luft kommt das prägende Sherry-Fass klarer zur Geltung. Dann sind es Orangenspalten, die man zu riechen meint.
Am Gaumen bringt der Single Cask aus Rankweil die typische Dramaturgie eines höhergrädigen Spätzünders mit – alle Kraft konzentriert sich im Finale. Der cremige Auftakt weist dunkle Dörrobst-Töne aus, dazu gesellen sich Pekan-Nuss und Schokolade. Das feine, leicht trocknende Finish erinnert an Timut-Pfeffer in der Lebendigkeit und zitrusfruchtigen Lauerstellung, aus der es die Zunge belebt. Diese trockenere Variante aus dem Hause Keckeis eignet sich perfekt als Pre-Dinner-Whisky.
P.S.: Schon demnächst wird es auch phänomenale Herrengedecke geben. In Göfis entsteht neben dem Whisky-Lager eine neue Brauerei, betrieben von Keckeis‘ Sohn. Malz-Veredeln liegt offenbar in der Familie.
Bezugsquelle:
Destillerie Keckeis, Single Malt kostet EUR 75, 60 (0,7 Liter-Flasche) beide im Webshop des Brenners, der „Still Man’s Finest“ ist in Restflaschen und auf Anfrage erhältlich, https://destillerie-keckeis.at