Die letzten weißen Flecken am Whisky-Weltatlas füllen sich stetig. Denn Getreide wächst bis in den hohen Norden, und Importe sind auch in tropische Gefilde nicht verboten. Ein wahres Boom-Land des Whiskys – auch wenn wir es bislang so gut wie nicht wahrnahmen – ist Australien. Als wir letztens mit dem neuen Eigentümer der schottischen Bladnoch-Destillerie sprachen, berichtete David Prior zwischen den Probierschlucken vom gnadenlosen Preiskampf daheim, also „down under“ (kann man hier nachlesen). Doch kaum jemand kennt, was die Brenner, die von Seppeltsfield im Weinmekka Barossa bis zur Insel Tasmanien aktiv sind, so an Single Malts und Blends machen.
Das ändert nun Maurice van Vliet, der mit seiner Vienna Distribution auch schon ungewöhnliches aus Japan nach good old Austria (not Australia!) brachte. Mit der „New World Whisky Distillery” bringt der niederländisch-österreichische Vertrieb deren Marke Starward aus Melbourne mit. In einem ehemaligen Fliegerhangar gebrannt, hat die Marke immerhin schon den Spirituosengigant Diageo zu einer Beteiligung veranlasst. Der zugängliche „Two-Fold“ bringt eine ungewöhnliche Mashbill – Weizen und gemälzte Gerste – zusammen. Er erinnert damit an die Tradition von Australien als Kornkammer, die bis in die 1950er per Segelschiff auf der berüchtigten Kap Hoorn-Route auch Europa belieferte.
Die klare Whiskymalz-Nase spielt zwischen pikanten Noten (Erdnüsse im Teigmantel) und softerer Anmutung (Nuss-Schokolade), entscheidet sich am Ende aber für die weichere Gangart: Vanillemark, wie frisch aus der Schote gekratzt, und etwas Herzkirsche. Der erste Schluck des „Two-Fold“ ist rund und ziemlich karibisch in der Anmutung: Karamellisierte Ananas, ganz wenig auch Kokos-Raspel und erst dann die „schwarz-brotige“ Würze aus Piment und Fenchelsaat. Der Nachdruck ist vor allem für die 40 Volumsprozent, die der Australier aus dem ehemaligen Flugzeug-Hangar mitbringt, beachtlich. Der „Signature Drink“ ist laut Destillerie ein Highball, wobei sich der „Two-Fold“ auch mit Schokolade gut verträgt. Ein „Manhattan“ mit Chocolate Bitters könnte hier in jedem Fall etwas sein.
Der zweite Starward-Whisky, der es nun nach Europa schafft, dreht noch stärker an der Rotwein-Stellschraube. „Nova“, wie er heißt, kam als in ehemalige Shiraz-, Cabernet- und Pinot Noir-Fässer aus Weinregionen wie dem Yarra Valley oder dem Barossa Valley. Der Aromeneintrag beim Gerstenmalz-Whisky, einem in Mindestzeit gelagerten (also: drei-jährigen) Single Malt, ist erwünscht. Idealer Weise sind die Fässer noch feucht vom Rotwein, wünscht man sich in Melboure. Im Duft kommen die weinigen Noten erst mit Verzögerung durch, dann begleitet leichte Säurigkeit den Eichenholz-Duft – man kann an Himbeer-Joghurt denken. Vorgelegt wird aber mit Créme brulée und den Milchkaramellen (die mit der Kuh am Einwickelpapier!). Der schmeichelnde Duft täuscht aber, ein feiner gewürziger Zug wie Chili durchzieht den schokoladig-cremigen Single Malt.
„Nova“ wird auch Rum-Trinker nicht abschrecken, vor allem aber sorgt der satte, mit leichtem Gerbstoff versehen Nachhall für einen komplexen Schluck. Hier finden sich kühle (!) rote Beeren versammelt, aber auch die angesprochene zarte Säure. Ein Touch Eichenholz und Gewürznelke, beides gut dosiert, runden den Aussie-Malt ab. Gut gemacht und im Grunde findet sich schwer ein Vergleich unter den Schotten. Gut so! Denn genau deshalb bereichern Whisky-Exoten auch den Bar-Schrank.
Bezugsquelle:
New World Whisky Distillery, Starward „Two-Fold“ ist um EUR 78,14 erhältlich, der Single Malt Starward „Nova“ um 73,95, alle beide via Amazon, www.amazon.de