Der Herr Martin hat den Winzer im Urlaub kennen gelernt. Und so stehen wir jetzt zu zweit beim Stand von Andrea Bernardini bei der „Selezione Italia„, der großen Verkostung im Wiener Hotel Regina. Acht Jahre gibt es das Weingut erst, das der Industrielle Eugenio Marcantoni in der Provinz Pesaro parallel zu seinen mitlerweile für ihre Qualität berühmten Oliven-Bäumen anlegte. Il Conventino hat er den Keller genannt, in dem also Martin schon einfrig gepichelt hat – und daher den ersten Wein guten Gewissens empfehlen kann.
Einen Namen wie „Famoso“ (der Berühmte) musste man sich hier gar nicht ausdenken für den Weißen, denn so heißt die Rebsorte. Berühmt ist sie allenfalls für ihre herzförmigen Blätter. Aber die kann man nicht trinken, ergo kosten wir lieber die Empfehlung. Die rare Rebsorte ergibt beim 2015er einen frischen Duft nach kühler Ananas und etwas Kreide. Auch am Gaumen zeigt sich die zart tropische Note, zur Ananas gesellt sich noch etwas Kokos, Spuren von Joghurt und eine deutliche Säure, die ihn frisch und lebendig ins Finish trägt. „Il Famoso nel Convento“ schließt mit einem leichten Gerbstoff-Bitterl nebst etwas weißem Pfeffer ab, das gleich wieder Lust auf das nächste Glas macht.
Doch der eigentliche Favoriten unseres Wein-Scouts, der uns zu Signore Bernardini geleitete, ist ein Rotwein. Genauer gesagt ein Sangiovese, der in den Marken aber anders ausfällt als in der Toskana. Der Klon hier sei „beim Kern und dem Fruchtfleisch anders“, klärt der Verkaufschef von „Il Conventino“ auf. Aktuell schenkt man den Jahrgang 2013 aus und in einem treffen sich die beiden Sangiovese-Typen doch: Nach vier Jahren beginnt er gerade erst Trinkfreude zu bereiten.
Während der Cardomagno mit einem blumigen Duftstrauß beginnt – hier trifft Malve auf Veilchen – geht er es im Geschmack sanfter an. Langsam, fast ätherisch legt sich dieser 2013 auf den Gaumen. Man schmeckt die säurig-herben Noten von Kornellkirsche (Dirndl) und Himbeere, im Abgang dreht auch die Espresso-Röstigkeit wild am Stand um. Das Tannin stützt den immer noch jugendlichen Wein gut, es wirkt aber nie zuviel.
Bezugsquelle:
Il Conventino di Monteciccardo, „Il Famoso del Convento“ 2015 ist um EUR 11,50 erhältlich, der „Cardomagno“ 2013 um EUR 19,50, beide bei Delicius, www.delicius.at