B-Movies und rauchiger Single Malt. Zwei Leidenschaften, die sich eher selten vereinen lassen, bringt der neue „13 years“ von der Insel Islay zusammen. Und als wäre das nicht genug, um voll in unser pop-kulturelles Whisky-Trinker-Herz einzugehen, kommt noch eine wesentliche, technische Frage und ein Wortspiel hinzu. Mehr an Treffsicherheit seitens des Ardbeg-Marketings geht aus unserer Sicht kaum. Klares Outing: „Ja, ich bin die Zielgruppe für so etwas“!
Doch der Reihe nach, denn der „Fermutation“ ist zwar – leider! – auf wenige Flaschen für Österreichs Whisky-Community limitiert, verdient aber Aufmerksamkeit. Denn er ging aus der längsten Fermentation in Ardbegs Geschichte hervor. Statt der üblichen rund 72 Stunden gärte die Maische für drei Wochen. Zudem dürfte sie auch einige wilde Hefen abbekommen haben, denn Bill Lumsden ließ kurzerhand die Gärbottiche (washbacks) öffnen, nachdem der Boiler der Destillerie nicht mehr zu reparieren war. Offene Vergärung ist in Brauereien seltener geworden, aber funktioniert genau so gut. In diesem Stadium der Whisky-Herstellung stellt sie aber ein Novum dar – vor allem auch hinsichtlich der Länge der Gärung.
So kam es aber 2007 zur „Invasion of the Washbacks”, wie es das trashig-witzige Etikett des „Fermutation“ in Anlehnung an Bodysnatcher und andere Aliens nennt. Es war ein Zufall, der es aber ermöchlichte, den Einfluss längerer Fermentation und anderer Hefestämme zu testen. Die Alternative hätte im Ausleeren von sechs Washbacks mit gut 140.000 Litern bestanden. Will man dann auch nicht. Und so ließ man den Hefen von Islay freien Lauf.
Trockener, fleischiger und mit versteckter Tropenfrucht
In der Tat ist schon der Duft etwas anders als gewohnt. Klar, den mächtigen Rauch-Schwall eines Ardbeg wird man nicht so leicht „killen“ (wer will das auch?), aber deutlich trockener sind diese Noten hier. Jod-Tinktur und salzige Rauchmandeln – wie man das ab und ab bei Mezcals erlebt – sorgen für die verschobene Torf-Signatur. Sie maskieren aber auch die dahinter sitzende Tropenfrucht-Noten, die vor allem an Papaya und auch gegrillte Ananas denken lassen.
„Schärfere, malzige Noten“ attestierte Dr. Bill Lumsden dem „Fermutation“ und das trifft den Eindruck am Gaumen gut. Denn er startet beinah fleischig in seiner Würze. Köche mögen an „demi glace“ denken, aber auch Jerk Chicken wäre eine Assoziation. Piment tut sich nämlich besonders hervor, was ans jamaikanische Hendl erinnert. Der reichhaltige Würze-Eindruck hat aber auch etwas von fermentierter Bohnenpaste und Kardamom. Frucht sucht man hier eher vergeblich, dafür kommt im Nachklang wieder der Salzrauch zur Geltung. Die 49,4 % vol. sind natürlich ein kräftiges Argument dafür, es auch mit ein paar Tropfen Wasser im Glas zu versuchen. Hier geht der expressive Rauch ein wenig zurück, gibt dafür aber schöne Nuss-Noten frei. Im Mund zeigt sich plötzlich auch eine viel fruchtigere Seite des „Fermutation“; Ananas ist da, vor allem aber auch Mango.
Der Tiefgang dieses Ardbegs ist also beträchtlich. Das Artwork hat sowieso alles, finden wir „leicht“ Parteiischen. Nur schnell sollte man nach dem 8. Februar sein – die raren Flaschen des „Lang-Fermenter-Whiskys“ sind sicher begehrt.
Bezugsquelle:
Ardbeg, „Fermutation“ ist nur online und exklusiv für Ardbeg Committee-Mitglieder um EUR 180,- erhältlich; der Beitritt zum Committee ist kostenfrei möglich: www.ardbeg.com/committee