Sind die Schotten die Tiroler Großbritanniens? Zumindest in Sachen harter Aussprache blieben sich die Männer aus Reutte und Paul Malone von der Insel Islay nichts schuldig – und am Ende festigte der Whisky das Band vom Gipfel zum Strand. Denn der Schotte, weltweiter Botschafter für Ardbeg-Whisky, war zur Einweihung der neuen „Embassy“ in Pinswang ins Ausserfern gekommen. Gefeiert wurde das Whisky-Fest aber in Höfen am Gipfel des Hahnenkamms. Mit einem „Peaty Menü“, das die Torfrauch-Bomber mit Feinem aus der Küche Christian Reschers („Aurelio“, Lech) paarte. Der Höhepunkt des Abends war zweifellos eine Flasche 1978er Ardbeg aus der Sammlung von Andreas Osler, dem Spirituosen-King aus dem Ausserfern. Doch es gab neben der Rarität auch noch leichter erwerbbare Malts von der Insel Islay – und hier folgen die Kostnotizen zu dem ungleichen Duo.
Beim „Corryvreckan“ – den es zur Räucherforelle gab – schwingt das englische Wort für Schiffswrack – wreck – mit und das passt irgendwie. Nicht zum Whisky, der sich in Bestform zeigte, aber zum namensgebenden größten Meeresstrudel Europas, der Legionen von Schiffen vor der Nachbar-Insel Jura zum Verhängnis wurde (und der Welt beinahe auch den Autor George Orwell geraubt hätte). Ehemalige Bourbon-Fässer und erst-befüllte französische Eichenfässer ergeben einen herben Duft, der Leder und Haferflocken mit der Islay-typischen kalten Rauch-Note verbindet. Es braucht einige Zeit, bis sich aus den Fass-Aromen des Corryvreckan auch fruchtige Akzente schälen, vor allem Ananas riecht man dann. Die Tropenfrüchte haben auch am Gaumen einige Kraft; diesmal erinnert die Mischung mehr an saftige Papaya, ehe der Dram würzig ausklingt.
Der hohe Alkohol von 57% lässt Mister Malone zur Wasserflasche greifen. Folgt man der schottischen Einladung, den Brand zu zähmen („to tame the dram“) und fügt ein paar Tropfen Wasser dazu, ändert sich der Geschmack deutlich. Cremiger im Mundgefühl, mit einer fast öligen Textur wie dichter Espresso, kommen die Fruchtnoten noch intensiver durch.
Anleihen im Bonbon-Geschäft: Der „Uigeadail“
Benannt wurde dieser Single Malt nach der Wasserquelle der Destillerie, einem See. Leicht weniger alkoholstark (54,2%) fällt der Uigeadail aus, er hat aber auch andere Aromen aufzuweisen als der Corryvreckan, die sich vor allem dem Einsatz von Sherry-Fässern verdanken. Die trockene Art seines Portfolio-Kollegen weicht hier einem von Nuss- und Frucht geprägten Duftbild. Haselnuss-Schnitte wie aus der „Manner“-Fabrik und Kirsche notieren wir sofort.
Die Zeit im Sherry-Fass hat tatsächlich auch weinige Note hinterlassen – es riecht nach Rioja am Hahnenkamm! Selbst der Rauch-Ton fällt deutlich süßer aus als beim „kühleren“ Corryvreckan.
Salz-Mandeln und eine nicht eindeutige Fruchtigkeit („wie Jellybeans“, ruft der Nachbartisch) vermengen sich im Kostschluck dieses Ardbegs. Im Ausklang kommen dann noch die rauchigen Akzente durch. Auch hier wirkt das „zähmende“ Wasser zu einem softeren Erscheinungsbild: Süß und cremig wie „Stollwerck“-Karamellen wird der Single Malt dann. „My personal favourite“, kommentiert Paul Malone den Uigeadail – und erntet dazu ein begeistertes Nicken von uns.
Bezugsquelle:
Ardbeg, „Corryvreckan“ ist um EUR 75 erhältlich, der „Uigeadail“ um EUR 69,90, beide im Weisshaus-Shop, www.weisshaus.at