Wer beim Whisky-Sammeln auch immer Douglas Laing & Co. im Auge hat, dem wird nie fad. Der unabhängige Abfüller hat eine leicht verständliche Einteilung, die aber mit ihren Variationen immer wieder für unverkennbare Etiketten – und köstlichen Inhalt! – sorgt. Die Überschrift dazu heißt „Remarkable Regional Malts“. Für jede der sechs schottischen Whisky-Regionen gibt es quasi einen Paten, der immer wieder auftritt und so signalisiert, dass man z. B. Islay-Malts, Campbelltown-Abfüllungen oder einen Lowland-Whisky vor sich hat.
„The Epicurean“, ein distinguierter Genießer mit Zylinder, repräsentiert so die Lowlands. Und die neue Ausgabe ließ ihn quasi nach Frankreich reisen. Oder sagen wir: Er bekam Besuch aus der Normandie. Denn dieser Single Malt erfuhr in den Fässern des französischen Apfelbrands Calvados seine finale Reifezeit. Das Finish des „The Epicurean Calvados“ lieferte für Scott Morrison „nuancierte Aromen, die ihm zu neuen Höhenflügen verhelfen“. Denn auch wenn 48% vol. am Etikett stehen, traf eine sanfte Lowland Lady (aus welchen Destillerien auch immer) auf den vierschrötigen Normannen.
Damit ist auch der Apfel im Duft gleich einmal erstaunlich präsent für ein „cask finish“. Sofort riecht man hier den „Golden Delicious“! Es ist eine angenehme und helle Fruchtnote, in der man auch noch nicht ganz reife Ananas erkennen kann. Der Österreicher schweift aber auch in die Konditorei ab; denn ein Quäntchen Zimt und röstiges Getreide lässt beinahe an einen Apfelstrudel denken. Weich und druckvoll zugleich, umgarnt der Apfel-Geschmack auch einen präsenten, hellen Malz-Kern. Auch im Nachhall sind beide Elemente vorhanden, hier wäre dann die Patisserie-Assoziation „Apfel-Streusel-Kuchen“ angebracht. Denn überaus saftig und mit einer tollen Konsistenz klinge die franko-schottische Kombination aus. Wenn es einen „sonnigen“ Whisky gibt, dann schmeckt viel anders.
Die einzige Trübung bei diesem goldigen Schluck liefern die Angaben zur „Limited Edition“. Es gibt nur 1.800 Flaschen von diesem ohne Altersangabe gefüllten „The Epicurean“. Was fast viel ist, wenn man es mit einem weiteren Neuling vergleicht, der diesmal den Foxterrier „Scallywag“ am Label trägt. Dieses Hündchen – ursprünglich ein reales Haustier der Laing-Familie – steht für Whisky aus der Speyside. Und man kann sagen, Mister Dog hat sich stadtfein gemacht. Mit Kübelhut taucht Scallywag zwischen Fernsehturm und Brandenburger Tor auf – die kleine Auflage widmet sich nämlich Berlin. Als Destillerie-Ursprung kommen z. B. Mortlach, Macallan und Glenrothes in Frage. Eines ist aber unverkennbar, wenn man eine Schnüffelnase wie der Terrier besitzt: Es war ein „sherried Malt“ im Spiel.
Zu präsent ist die rote Frucht, die auch einen weinigen Unterton in der Nase zeigt. Ribisln, Sauerkirschen und Cranberry sind zuerst da, aber auch die nussige Seite eines guten Sherry-Fasses. In diesem Fall stellen sich Assoziationen zu Walnuss-Marzipan beim 48% starken Blended Malt ein. Der Geschmack von Schokolade-Guss und erneut viel Beeren-Charme prägen den ersten Eindruck am Gaumen. Der würzige, fast pikante Abgang hält da gut dagegen – hier vermeint man fast ein wenig Rauch zu schmecken. Wollte man da vielleicht auch Berlins Kultsnack Currywurst zitieren? Oder ist es einfach die fleischige Würze des „Beasts of Dufftown“ – falls doch eine Charge Mortlach im Spiel wäre? Das sind Fragen, die man sich nicht zu lange stellen sollte, denn so oder so werden die „Berlin Edition“-Flaschen schnell weg sein. Und dann kiekste doof…
Bezugsquelle:
The Epicurean, „Calvados Edition“ wird um EUR 59,90 (0,7 Liter-Flasche) angeboten;
Scallywag, „Berlin Edition“ kostet EUR 54,90, alle beide über Whisky.at, https://at.whisky.de