Die Suche nach „Austria’s next Topwinzer“ heißt zwar etwas anders, den Bewerb namens „Schlossquadrat-Trophy“ gibt es aber schon zum sechsten Mal. Sechs Weingüter, die sich in Stefan Gergelys namensgebendem Lokal-Geviert in Wien-Margareten dem Publikum präsentieren, werden jährlich aus den Winzern des „Salon Österreichischer Wein“ ausgewählt. Damit ist eine Grundqualität gegeben, ein wenig Strategie ist aber seitens der Teilnehmer gefragt. Denn nur zwei Weine werden pro Weingut im Finale ausgeschenkt. Und so machte heuer das Rennen kein reifer Vin de Garde, keine wuchtige Spielerei jenseits des realen Marktgeschehens (die manche mithatten), sondern es punkteten Winzer, die dem schwierigen Jahr 2014 Großes abtrotzten.
Am Ende hatte das Publikum nämlich den sympathischen Christoph Berger vorne, der bescheiden seine Veltliner präsentierte. Sieben Abfüllungen der Weinviertler Paradesorte gibt es insgesamt – und die Preise sind mehr als kundenfreundlich. Selbst die „extreme Selektion“, die ihm der Jahrgang abverlangte für seinen „Galgenberg“, läßt er sich mit weniger als sechs Euro abgelten. Und dabei wurden immerhin stattliche 13,5 Volumsprozente abgefüllt, ein Indiz für die Reife dieses Veltliners aus dem schwierigen Jahrgang.
Tatsächlich macht der Duft nach Banane und etwas Blutorange klar, dass hier ein saftiger und wenig 2014-typischer GV geerntet wurde. Auch am Gaumen singt der „Galgenberg“ des 28-jährigen Röschitzers, saftig und mit viel gelber Frucht zeigt er das, was man gerne ein „Mäu voll Wein“ nennt. Das kühle Finish täuscht, denn der Veltliner klingt lange nach. In der jetzigen Form ist er ein feiner Speisenbegleiter, der so gar nicht dem knackig-spritzigen Typus entspricht. Trinkspaß ist garantiert!
Und wo bleibt das Urgestein? Schließlich ist Röschitz für diese mineralien-gesättigte Formation bekannt. Klar also, dass Berger auch einen solchen Veltliner mithatte. Der 2014er „Reipersberg“ duftet fast expressiv nach einem Mix aus Ananas und gelbem Apfel, mit der Zeit kommen auch frischere Noten wie grüne Birne durch. Dicht und kühl ist der erste Schluck, diesmal dominierte die Birne den Geschmack, bis ins Finale bleibt die fruchtige Note dominierend. Die Mineralik tritt in den Hintergrund, zumindest in diesem Jahr. Aber Christoph Berger wird man ja sicher noch öfter treffen. Gratulation zum „Jungwinzer des Jahres“!
Bezugsquelle:
Weingut Berger, Grüner Veltliner Weinviertel DAC „Reipersberg“ 2014 ist um EUR 5,50 ab Hof erhältlich, der Grüne Veltliner „Galgenberg“ 2014 um EUR 5,80, www.bergerwein.at