Gälische Bestellung in der Bar des Vertrauens? Mit dem „An Oa“ könnte das gelingen. Denn der neue Islay-Malt klingt, als hätte man ihn für die Landgasthäuser Österreichs benamst. Tatsächlich ist der Name aber einer 150 mal 200 Meter breiten Klippe vor der Bucht geschuldet, in der sich die Brennerei Ardbeg befindet. Der „Mull of Oa“ stand Pate für die erste dauerhaft erhältlich, neue Abfüllung seit Jahren. Denn im Gegensatz zu den Limited Editions, wie sie alljährlich zum Ardbeg Day vorgestellt werden (zuletzt hatte wir hier den „Kelpie“), kommt der „An Oa“ in die sogenannte „Core Range“. Er wird also nach dem März 2018 – bis dahin haben ihn nur die Ardbeg-Botschafter (fünf Mal gibt es die „Embassy“ hierzulande) – ganzjährig erhältlich sein.
Der „Neue“ wird im ehemaligen Getreidespeicher, der nun als „Gathering Room“ dem Blenden dient, aus Whiskies gemischt, die in Pedro Ximénez-Sherryfässern, neuen französischen Eichenfässern sowie ehemaligen Bourbon-Fässern reiften. Süße (15-20% ex-Sherry-Fässer) und Würze (15-20% French Oak) sollen so die DNA von Ardbeg (nahezu 60% First Fill-US-Weißeiche) ergänzen, lautet die Idee hinter der Rezeptur des „An Oa“. Der – wie stets außer beim „Ardbeg 10 years“ – ohne Altersangabe gefüllte Islay-Malt bringt am Ende 46,6% Alkohol mit.
Im Duft sucht man natürlich zuerst das Rauchmalz, den „Islay smoke“. Er ist vorhanden, aber deutlich softer als etwa beim 10-jährigen Ardbeg. Dafür mischt sich eine süßliche Note dazwischen, die an Mandelgebäck, Orangenmarmelade und etwas Rosine erinnert. Der „An Oa“ lässt sich anfangs mit mehr Struktur und Würze an als mit Frucht-Charakter. Ledrige Noten und wieder ein zartes Mandelaroma (vielleicht sind die Gedanken an Spekulatius-Kekse dem nahenden Weihnachten geschuldet?!) werden von einem intensiven Finish gekrönt. Hier mengt sich in den weißen Pfeffer, der für eine gewisse Schärfe sorgt, auch Muskatnuss und im Rückgeschmack Minze (wie im Gunpowder-Tee aus Marokko) dazwischen.
Mit drei Tropfen Wasser im Kostglas wird der 46,6% starke Single Malt noch zugänglicher. Jetzt ist eine ausgeprägte Dörr-Marille, aber auch noch mehr von den Gewürzen, zu schmecken. Insgesamt bringt die „Jaffa Cake“-Note einen im Beginn sanfteren, im Finish aber würzigeren Dram hervor, als ihn der „Zehner“ von Ardbeg darstellt. Aber den „10 years“ gab es ja bereits – und man kann ihn schwerlich neu erfinden. Nun steht eine Abfüllung zu einem nebenbei interessanten Preis zur Verfügung, die Islay-Fans zur Vergleichskost förmlich herausfordert.
Bezugsquellen:
Ardbeg, „An Oa“ ist vorerst bei den Wiener „Ardbeg-Botschaften“, Halbestadt Bar und Vinothek St. Stephan, um EUR 59 (0,7 Liter-Flasche) erhältlich, www.halbestadt.at bzw. www.vinothek1.at