Man sieht der Flasche an, dass sie schon einige Jahre auf dem Buckel hat. Aber sie erzählt eine Geschichte. Denn „Obstgut Pfau Gasthof“ steht darauf und der befand sich in den 1980er Jahren noch zu Ruden im Kärntner Jauntal. Dass der Brenner hinter diesem historischen Williamsbirnen-Brand heute aber in Klagenfurt vor seiner Carl-Destille steht, hat mit dem Erfolg der ursprünglich am väterlichen Gasthof erzeugten Destillate zu tun. Geblieben ist aber bis heute der Pfau als Logo – „das war immer schon unser Hofname“, so Valentin Latschen – und die kompromisslose Qualität. Denn der Hinweis „Echter“ am alten Obstbrand zeigt, dass es schon vor 35 Jahren darum ging, beste Fruchtqualität zu verwenden.
Diesen Anspruch hat Latschen aufrecht erhalten, als er im Jahr 2000 in das Gelände der Schleppe-Brauerei in der Landeshauptstadt übersiedelte. Denn die nötige Vergrößerung seiner Kapazitäten in Ruden wollte die Bank nicht finanzieren. Der Platz in der historischen Braustätte, in der er den gesamten Keller gemietet hat, bietet aber wer Möglichkeiten als damals geplant. Vor allem ist der Zugang zur Brauhefe, aber auch zu Malz gegeben, was für Destillateure natürlich nahe legt, Whisky zu erzeugen. 2002 wurde auch der gemälzte Erstling in Klagenfurt destilliert. Und auch hier liebt es das 64-jährige AWA-Mitglied puristisch: „Ich mag keine Fass-Finishs“.
Der acht Jahre in der heimischen Eiche gereifte Standard-Single Malt von Pfau bringt daher auch den Fass-geprägten Duft von Haselnuss mit. Ergänzt wird dieser Röstnote von erdigen Anklängen, die helleren Frucht-Akkorde wiederum erinnern an jugendliche Zwetschke. Das erste Mal begegnet uns hier auch ein Charakteristikum von Valentin Latschens Whiskyserie – leichte Süße, die sich nicht nur der Interaktion mit dem Holz verdankt. Geschmacklich leitet sie einen schönen Ton ein, der an Nuss-Schokolade erinnert. Der Mundraum wird viskos ausgekleidet. Dieses cremig-nussige Spiel bricht nur kurz ab oder sagen wir besser: wird ergänzt; von einer feinen Holz-Ton im Finish dieses „8 years“ aus Kärnten nämlich.
„Die obergärige Hefe geht ins Fruchtige“, nickt der Whiskybrenner dann beim zweiten Kost-Schluck, bei dem uns diese helle Obstnote auffällt. Es ist ein Dinkel-Brand, der frisch gefüllt ist, nachdem er zehn Jahre im Schleppe-Keller reifen durfte. Die feine Süße zeigt sich hier bereits im Duft, der mit seiner angenehm weichen Art an gedämpfte Kastanien erinnert. Frischt die Holz-Note stärker auf, hat man den trockenen Geruch von Grissini und Eichenspänen in der Nase. Das alles bereitet aber nicht auf die saftige Süße am Gaumen vor. Sie bringt puren Marillen-Geschmack mit und erstaunt, auch weil sofort röstige Haselnuss nachdrängt. Der Nachklang bringt dann die Kraft von 43% vol., mit denen der Dinkel-Brand gefüllt worden ist, mit.
Der größte Schatz unter den Whiskies von Valentin Latschen ist aber eine Einzelfass-Abfüllung, die 15 Jahre lang reifen konnte und zum Jubiläum der Brennerei (30 Jahre) bzw. der Pfau-Whiskies (15 Jahre) gefüllt wurde. Da sind die Sinne schon gespannt, ehe die Rarität ins Glas kommt! Es ist auch einer der ungewöhnlichsten heimischen Single Malts geworden, wie sich herausstellt – denn dieser Reichtum an Aromen ist auch international nicht die Norm. Fast Rum-artig fällt die erste Nase aus, ganz intensiv ist hier Kokos zu riechen. Die helle Marillen-Frucht, die wir nun schon als Haus-Ton der obergärigen Hefe kennen, zeigt sich hier ebenfalls schon im Duft. Süße Vanille zeugt dann vom langen Austausch mit dem Eichenholz.
Erneut Süße finden wir dann im Antrunk. Steinobst ist auch da, eigentlich schon erstaunlich nahe am Pfirsich geparkt. Dann wieder erinnert der Mittelteil an Erdnussbutter. Das wäre schon eine ganze Menge und vor einem 15-jährigen Austro-Whisky ist generell etwas Respekt angebracht. Doch im Finish dreht dieser mit 53% vol. gefüllte Single Cask-Schluck dann aromatisch. Beinahe medizinale Noten sind dann zu merken, erstmalig auch ein Rauch-Ton, aber plötzlich kommen auch Kräuter zum Vorschein. Vor allem an Salbei-Blätter erinnert uns dieser Whisky. Anstatt ein wenig zu brennen am Gaumen, was ein so hochgrädiges Destillat ruhig dürfte, liefert er im Finale noch einen Ausklang nach Grüner Nuss. Wobei dieses leichte „Bitterl“ erst recht zum Nachtrinken animiert. Dass diese Rarität irgendwann neben der historischen Williams-Flasche im Pfau-Archiv stehen wird, darf als fix gelten!
Bezugsquelle:
Pfau, Single Malt Whisky kostet EUR 34 (0,35 Liter-Flasche), der Single Malt 15 Jahre limited edition ist um EUR 105 (0,35 Liter) erhältlich, beide im Webshop der Brennerei, https://pfau.at