Wenn der Bildschirm sich erhellt, mit dem Glenmorangie alljährlich die Erst-Verkostung der „Private Edition“ in die Welt überträgt, steigt die Spannung. Was wird es diesmal sein, das den Whisky aus Tain anders macht? Neun Ausgaben der limitierten Abfüllung gab es und die Sammler bekamen Single Malt aus Madeira-Fässern, ehemaligen Barriques des legendären Sassicaia oder von den Côtes du Rhône. Auch eine vernachlässigte Gersten-Sorte wurde destilliert (Anno 2015, wir schrieben hier darüber) oder die Rye Whiskey-Fässer im Vorjahr (hier von uns vorgestellt) mit Scotch Whisky befüllt. Mit dem Holz ist man also weitgehend durch.
Doch Dr. Bill Lumsden, für Whisky-Geeks kurz: Dr. Bill, hat sich auch dieses Jahr an ein Gespräch mit dem Whisky/Bier-Autor Michael Jackson seligen Angedenkens erinnert. Der meinte einst, es muss wohl eine eigene Hefe bei Glenmorangie geben, die den Geschmack der Single malts präge. Die gab es zwar nicht, doch Dr. Bill machte sich auf die Suche, welche Hefe hier wohl in die engere Wahl käme. Denn immerhin ließe sich dann zum zehnten Bestehen der „Private Editions“ an der Hefekultur feilen.
In den Gerstenfeldern in der Nähe der Destillerie bei Cadboll fand sich dann ein Hefe-Stamm, der sich nicht nur züchten ließ, sondern auch die erwünschten Eigenschaften hatte. „Saccharomyces diaemath“, wie die Wildhefe getauft wurde, bringt laut Dr. Bill „weniger Ertrag, aber mehr Geschmack“ mit. Und für Dumme hängt er im Video-Chat einen Vergleich an: „Auch Pizza-Teig hat mal mehr Geschmack – dafür sorgt die Mutterkultur“. Keine Angst, es wurde kein Single Malt mit Oregano und Mozzarella, aber ein sehr gehaltvoller, der noch dazu getauft wurde wie ein respektvoller Ausruf: „Allta“ heißt er und man hört das Ausrufezeichen dahinter fast mit. Dabei kommt der für unsere Ohren heitere Name vom gälischen Wort für „wild“ (wie in Wild-Hefe).
Der „Allta“ wurde ohne Altersangabe gefüllt, wie immer gab Dr. Bill einen Hinweis, denn der ursprünglich angedachte 15 Jahre alte Glenmorangie musste ausgrund der intensiven Hefe schon früher aus dem Fass. Und die Assoziationen aus der Backstube stellen sich bei dem mit 51,2% Alkohol gefüllten „Allta“ tatsächlich ein: Irgendwo zwischen Shortbread und Haferkeksen bewegt sich der Duft, in den sich auch Mandarinenschale und Orange (man denke an „Pimms Cake“) mischen.
Würze von kandiertem Ingwer ergänzt die Getreidenoten auch im Kostschluck, der für 51,2% Alkohol sanft ausfällt: Braune Butter, Kokosflocken und pochierte Birne ist zu schmecken. Das Finish bringt dann Chili-Fäden und Röstmandeln mit. Diese Note verstärkt sich, wenn man etwas Wasser zu seinem „dram“ gibt. Um es mit Bill Lumsdens Vergleich zu sagen: Dieses Sammler-Stück von einer „Malz-Pizza“ wurde hier luxuriös und recht würzig belegt!
Bezugsquelle:
Glenmorangie, Allta (= Private Edition No. 10) ist um EUR 89 beim Whisky-Spezialisten Potstill erhältlich, http://potstill.org