Blüten, das sei vorausgeschickt, machen uns nicht sehr froh. Und da reden wir nicht vom Falschgeld, sondern von Pflanzenteilen in Getränken. Was beim Gin und seinen Botanicals meist passt, entgleitet nämlich bei alkoholfreien Säften leicht: Entweder verwechselt man „floral“ mit „nicht existent“, wenn es um Blütenauszüge geht, oder man übertreibt maßlos. Insofern waren wir neugierig, welche Wiesen das grüne Schaf abgegrast hatte.
„Green Sheep“ nennt sich nämlich die Firma, mit der Michael Priessnitz im niederösterreichischen Wolfsgraben seit 2011 Blüten- und Kräutersirupe herstellt. Alle Zutaten, inklusive des Rohrzuckers (ohne Zucker kein Sirup) und der Zitronen, stammen aus biologischer Landwirtschaft und tragen das Bio Austria-Logo. Neun Sorten fangen Kräuter-, Blüten- und auch Gemüsearomen ein. Statt für die aromatisch sattsam bekannten Holunder-, Melisse- oder Lavendelsirupe entschieden wir uns für den Test für eine rot-grüne Kombi.
Grasiges Grün: Fünf Minzen
„Fünf Minzen“ – für Botaniker: es sind Apfel-, Limonen-, Woll-, Pfeffer- und Krause Minze – kombiniert Priessnitz zu einem Blend, der in seiner grasigen und herben Duftnote erst einmal an marokkanischen Minztee erinnert. Später kommen auch satte Honignoten (noch besser trifft es: Agavensirup) und Limettenschale dazu. Der erste Schluck davon schmeckt ebenfalls wie mit Honig gesüßter Grüntee. Doch auch Zitrusfrüchte ergänzen die minzigen Noten, irgendwo zwischen Pink Grapefruit und Limette verrichten die Zesten im Hintergrund ihr aromatisches Werk. Damit verhindert das „Green Sheep“, dass auch nur ansatzweise Zahnpasta-Geschmack aufkommt bei so viel Minze, auch scharf ist das Aroma nicht, eher leicht zitronig. Und damit haben Faule auch schon ihren idealen Bausatz für den sommerlichen „Mojito“ entdeckt. Denn auch mit weissem Rum funktioniert „Fünf Minzen“ – nur 1:6 sollte man ihn in diesem Fall nicht mischen.
Blumiges Finale: Zuckerarme Malve
Als zweites Beispiel haben wir – im Sinne des Farbkontrasts – den rötlichen Malven-Blüten-Sirup herausgepickt. In Früchtetees meist als unsägliches Färbe- und Aromatisierungsmittel eingesetzt, geht der Blüte nicht unbedingt das beste Image voraus, wenn es um Getränke geht. Doch auch hier hat man Dezenz walten lassen bei der Abstimmung der „Green Sheep“-Fassung. Eine Überraschung liefert der Geruch frisch aus der Flasche; er lässt an Schwarze Johannesbeere denken, zum Cassis-Aroma kommt auch noch ein bisschen grüner Paprika.
Aber es wird auch „röter“ beim Kosten, eine Mischung roter Früchte, vor allem Trauben, macht sich am Gaumen bemerkbar. Wie auch bei der Minz-Variante bringt die Zitrusnote eine erfrischende Komponente ein. Der Malven-Saft wirkt nie zu süß, wenn man sich an die 1:6-Verdünnung hält, aber auch wer weniger Wasser erwischt, bekommt keinen Zuckerschock. Wo aber ist das Blumen-Aroma? Das kommt ganz am Ende, zumindest wenn man Leitungswasser wählte. Ganz zart und floral meldet sich dann die zart herbe Malve, von der Penetranz aromatisierter Tees ist man hier weit entfernt. Ja selbst im Müsli, so unsere Tester, machte der Blumensirup gute Figur als Honig-Ersatz. Schau, schau…!
Bezugsquelle:
Green Sheep, „Fünf Minzen“ und „Malven Blüten“ sind wie die anderen sieben Sirupe um EUR 7,90 (0,5 Liter-Flasche) im Reformhaus Staudigl erhältlich – lediglich die Rote Rüben-Variante „Raunen“ kostet EUR 8,90, www.staudigl.at