Das Plakat für das „Geburtstagskind“, das bei der Falstaff-Spirituosen-Gala in der Hofburg hing, erinnerte ein wenig an Loriots Badeenten-Sketch. Der Humorklassiker „Herrren im Bad“ (mit dem unvergesslichen: „Die Ente bleibt draußen!“) wurde 1978 gezeichnet. Das datiert den Drink, um den es geht, auch nahezu perfekt. Denn der „Swimming Pool“ entstand 1979. Charles Schumann, heute Bar-Ikone von Weltruf und Patron der Münchener Institution Schumann‘s, stand da noch bei Bill Deck hinterm Tresen der „Harry’s New York Bar“ (heute Pusser’s Bar).
Sein „Swimming Pool“ sorgte als „Colada“, die um Blue Curaçao erweitert worden war, für ein Farbenspiel in Blau und Weiß – daher auch der Name. Der aromatische Kern aus Kokos und Ananas funktioniert auch heute noch, dem weißen Rum entzog ein gleicher Anteil Wodka die Schärfe. Heute würde Schumann den Drink anders machen, ließ er uns anlässlich des Cocktail-Geburtstags wissen: „Zu großes Glas, zugefüllt mit Fruchtsaft, Sirup, Sahne und Kokos-Creme“, so sein Verdikt.
Eine kleine Adaption hat Charles Schumann bereits 1991 im berühmten Handbuch „American Bar“ vorgenommen: Es sind nunmehr sechs Zentiliter Ananassaft, die den Drink fruchtig machen. Damit ergibt sich folgende Rezeptur, die auch im Winter karibische Aromatik ins Glas bringt:
Swimming Pool 1979
(Charles Schumann)
2 cl Wodka
2 cl weißer Rum
1 cl Blue Curaçao
2 cl Kokosnuss-Creme
2 cl süße Sahne
6 cl Ananas-Saft
Glas: Fancy-Glas oder Tumbler
Dekoration: Kirsche und Ananas-Schnitz
Zubereitung:
Im Shaker auf Crushed Ice kalt schütteln und in das ebenfalls mit Crushed Ice gefüllte Gästeglas abseihen. Curaçao langsam über einen Barlöffel auf den Schaum rinnen lassen (diese Technik nennen Profis „floaten“). Mit Kirsche und Ananasstück dekorieren.
Zum Jubiläum des Drinks kam er daher nicht im Fancy-Glass (der bauchigen und kleineren Version eines „Hurrican“-Glases) zu den Gästen. Im Schumann’s, wo der „Swimming Pool“ auch nach der Übersiedlung von der Maximilianstraße an den Odeonsplatz gern bestellt wird, kommt er in einen Tumbler. Hier entstand auch der „Remix“ zum 40 Jahr Jubiläum des Cocktails, der einen der weniger deutschen Beiträge zum Klassiker-Kanon des Mixgetränks darstellt. Noureddine El Moussaoui und Leonhard Sommerfeld nahmen sogar den Namensgeber Blue Curaçao aus dem Glas; er darf aber als Pulver immer noch für die Deko der 2019er Version sorgen.
Die Süffigkeit des cremigen Originals haben „Nouri“ und „Leo“ durch Weglassen der Sahne und einen Ersatz für den Ananas-Saft erhöht. Dafür verwenden sie einen „Cordial“ aus Ananas, Zitrus-Saft und Zucker. Champagner – es geht aber auch jeder trockene Sekt – sorgt für eine säurige und prickelnde Note im neuen Rezept zum 40. Geburtstag:
Swimming Pool 2019
(Noureddine El Moussaoui und Leonhard Sommerfeld)
5 cl weißer Rum
2 cl hausgemachter Pineapple Cordial
1 Esslöffel Kokosnuss-Creme
Schaumwein (Champagner, Sekt etc..)
Glas: Tumbler
Dekoration:
Getrocknete Ananas und Blue Curaçao-Pulver
Zubereitung:
Im Shaker auf Crushed Ice kalt schütteln, einfach in einen Tumbler abseihen.
Mit Schaumwein auffüllen und mit Ananas-Stück und Blue Curaçao-„Staub“ garnieren.
Eines bleibt aber auch für den „Geburtstags-Remix“ wesentlich: „Bitte nur hochwertigste Kokoscreme verwenden“, so „Nouri“ El Moussaoui. Dann kommt der karibische Ananas-Kokos-Geschmack auch ohne Schlagsahne perfekt durch. Happy birthday, „Swimming Pool“!
Bezugsquelle:
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