Hugo v. Hofmannsthal-Schlössl, Privat-Schule Sta. Christiana und jetzt auch noch eine neue Brauerei – das kleine Rodaun steht für edles Wienertum. Das pflegt auch Kurt Tojner, denn die Namensgebung des Rodauner Brauers ist eindeutig wienerisch gefärbt. „Klaner Schwoarza“ und „Strizzi“ heißen die beiden Abfüllungen des Kleinbrauers, die er erstmalig auch in den kommerziellen Verkehr bringt. Vor allem das Wiener Lager pflegt aber auch die Biertradition der Hauptstadt. Der 1841 von Anton Dreher begründete Bierstil hat in den letzten Jahren eine kleine, überfällige Renaissance erfahren, doch die Balance des malzigen Lagers ist gar nicht so leicht zu finden.
Der „Strizzi“ entgeht der ersten Falle, mit dem dunkleren Malz auch Süße ins Bier einzubringen, schon einmal – es duftet nach Laugengebäck und dunklem Knäckebrot aus der Flasche mit dem Schiebermützen-Träger. Rezent im Antrunk, mit frischer Kohlensäure bringt das kastanienbraune Rodauner Lager einen würzigen Zug mit. Der erinnert an Roggenbrot und Gewürze wie Kümmel und Fenchelsamen, definitiv fehlt hier die Pumpernickel- und Schokoladenote, die manches Wiener Lager zu üppig ausfallen ließ. Hier wird es im Gegenteil kühl im Nachtrunk, die Würze reichert sich noch um einen Hauch Kaffee an im Finale. Mit 4,7% hat Tojner den Alkohol niedrig gehalten, die Drinkability unterstützt das noch zusätzlich.
Auch wenn man dem neuen VP-Obmann Sebastian Kurz mit ein paar Wiener Flaschen „Klaner Schwoarza“ huldigen könnte, das Vorbild in diesem Fall ist ganz klar britisch: Das Rodauner Stout bringt den Roggenbrot-Charakter wieder mit, in diesem Fall duftet es aber nicht nur nach Schwarzbrot, auch die charakteristische dunkle Schokolade einer Weinbrand-Bohne findet sich, auch wenn lediglich 5,6% Alkohol zu Buche stehen.
Im Mund beginnt das „Schwoarze“, das auch mit etwas Hafer eingebraut wurde, kühl. Vanille und Espresso stehen am Beginn, das Trinkanimo bleibt auch in diesem Fall gewahrt, trotz der intensiven Aromen. Denn eine zarte nachhängende Bittere sorgt für Abwechslung und verhindert den „Nachspeisen-Charakter“ cremigerer Stouts aus der Guinness-Fraktion.
Wenn schon Nachspeise, dann empfiehlt Brauer Tojner ein paar Tropfen „Schwoarza“ auf Vanilleeis. Wie gesagt, in Rodaun mag man es edel…
Bezugsquelle:
Rodauner Bier, „Strizzi“ (Wiener Lager) ist um EUR 2,75 (0,33 Liter-Flasche) bei BeerLovers erhältlich, das Stout „Klaner Schwoarza“ momentan noch nicht, www.beerlovers.at