Es gibt sie in Sankt Gilgen, Baden oder eben Bozen – die Batzen-Häusln. Historisch mußte hier irgendwann ein „Batzen“, eine Silbermünze, entrichtet werden. In Gilgen war es der Zoll zwischen Habsburger Landen und dem Erzbistum Salzburg, in Bozen hatte man es eher mit einem „Ein Kreuzer-Shop“ für Weine zu tun. Das über 680 Jahre alte Haus dient heute als Brauerei und bezahlt wird mit Euro. Robert „Bobo“ Widmann hat Bozen 2012 damit nicht nur um ein Stadt-Brauhaus (samt Biergarten) bereichert, sondern auch die Batzen-Bühne im Keller eingerichtet. Und natürlich heißt auch seine Biermarke „Batzen“.
Heute gibt es Weißbier und Porter nebst anderen Spezialitäten aus der Andreas Hofer-Straße, doch begonnen hat alles mit dem Wiener Lager namens „Vienna“. Das in Bozen herangezogene, alte Rezept erinnert an die Hoch-Zeit dieses von Anton Drehers Schwechater Brauerei bekannt gemachten Stils in der K.u.k. Monarchie. Mehr Malz und eine ordentliche Dosis Hopfen, wie es auch das ältere Pilsener vorzeigte, standen hinter dem vor allem auch farblich glänzenden Wiener Bier-Stil, der in den letzten fünf Jahren wieder entdeckt wird.
Der Salzgebäck-Duft des Biers mit dem dicken „B“ am Etikett erinnert an „Soletti“ und Laugenbrezen, ein Touch Bergamotten-Abrieb ist auch dabei. Doch die malzigen, wenn auch nicht süßen, Duftnoten obsiegen. Entsprechend vollmundig ist der Antrunk des „Vienna“, der neben den dunklen Getreidenoten auch etwas Nuss-Schoko mitbringt. Die gut eingebundene Kohlensäure verhindert, dass es hier ein „Trinkbrot“ wird, sie trägt die malzig-cremige Melange bis ins Finale.
Wo dieser Abgang genau einsetzt, ist allerdings das große handwerkliche Geheimnis der Bozener. Denn fast unmerklich wird aus den brotigen Nuancen eine herbe Note, die am Ende gar zu einer schönen Bittere ausapert. Wie gegrillte Artischocke kommt dieser letzte Geschmackseindruck auf den Gaumen: Das 4,8% Alkohol starke „Vienna“ endet „extra dry“.
Womit wir bei Essen wären, denn bei „Batzen“ empfiehlt man das Wiener Lager etwa zur Pizza. Der Vergleich trifft auch das Bier selbst: Viel „Teig“, also getreidiges Rückgrat, belegt mit herber Würze, für die etwa Oregano beim Pizzabäcker stünde. Oder – mit den Worten unseres alten Jugendfußball-Trainers Pater Engelbert – „a Botzen-Sache“!
Bezugsquelle:
Batzen Bräu, „Vienna“ ist um EUR 10,98 (6×0,33 Liter-Flasche) im Web-Shop der Südtiroler zu beziehen, www.batzenshop.com