Die Weine im Zeichen der Venus, die Sara Pérez und René Barbier jun. zwischen Priorat und Montsant keltern, beobachten wir jetzt schon eine Weile. Die kargen Böden, für unser Auge oft mehr Steinhalden als Weingärten, bringen nämlich einen Stil hervor, mit dem Pioniere wie Barbier senior das Priorat als Spaniens spannendste Gegend etablieren ließ. Doch wir sprechen hier nicht über das Priorat, wohl aber über Schieferböden. Und vor allem geht es nicht um mächtige Rotweine mit mineralischem Tiefgang, sondern um eine weiße Sorte, die man sonst eher vom Schaumwein Cava kennt.
Cartoixà heißt sie hier, die Cava-Produzenten nennen die Sorte meist Xarel-lo und sie ergibt auch reinsortig feine Weine, etwa im Norden, wo die Kärcher-artigen Frischweine zum Fisch Galiziens gerne dieser Sorte entstammen. Bei Venus La Universal wurde der Natural Wine nach zwei Jahren Lagerzeit auf die Flasche – mit einem Pin up-Logo im Retro-Stil – gebracht. Spontanvergärung war dem Winzerpaar Ehrensache und seine 14% Alkohol sind auch kein „Lercherl“. Aber – sie sind nie wirklich zu spüren, denn dieser Weißwein ist das Paradoxon eines Meeresbewohners vom Berghang. Wie das?
Nun, die Sorte fällt nicht nur im Baskenland salzig aus, was man dort gerne als maritime Note abspeichert. In den Schiefer-Bergen von Montsant kommt vielleicht weniger der Gedanke an die See auf, aber Salzigkeit – man denke an Kapern, wenn man der Meinung ist, Salz könne man nicht riechen – ist die erste Note der weißen „Venus“ aus dem Jahrgang 2014.
Dazu kommen neben den leichten Birnen-Most-Tönen der Spontanvergärung (mit Betonung auf „leicht“) auch kräftige Zitrusakkorde, vor allem Bergamotten-Schale, und Guave. Wer hier immer noch einen Mostapfel-Geschmack wie bei vielen „Naturweinen“ vermutet, lehnt sich nach dem ersten Schluck entspannt zurück. Präzise verrichten Mineralik und Säure hier ihre Arbeit am Gaumen; der frische Auftakt wird von einer vollmundigen Salz-Karamell-Ladung gefolgt. Die Frucht ist nicht nur da, sondern auch klar als Gelber Apfel zu benennen.
Der zarte Gerbstoff im Finish trägt dann (im Verein mit Mineralik und Säure) zu der Haupteigenschaft dieses ungewöhnlichen Weines bei. Frei nach einem alten Hit der Les Négresses Vertes könnte man summen: „C‚est pas la mer a boire“. Aber man glaubt es fast. Denn wie bei einem Schluck Meerwasser will man hier immer nachtrinken. Und für Fortgeschrittene sei gesagt: „Venus blanco“ ist einer der raren Weine, auf den sich Naturwein-Apostel und Freunde klarer, traditioneller Weinbereitung einigen können.
Bezugsquelle:
Venus la Universal, „Venus Blanco“ 2014, ist um EUR 43 bei der Bodega Rioja erhältlich, www.bodegarioja.at