Neu erfunden hat Christoph Ströck nichts. Der gerade frisch gebackene Diplomsommelier – bei der Bäckerdynastie werden halt auch Weinkenner „gebacken“ – hat nur „der uralten Idee Brot und Wein“ neuen Esprit verliehen. Während er seinen Ex-Chef aus dem „Meinl am Graben“, Christopher Schramek, und den Lieblingspatissier Pierre Reboul (mit Café Central-Ruhm) für die eßbare Komponente geholt hat, zeichnet er für den Wein verantwortlich. Wo sind wir eigentlich? Ah ja, in der Landstraßer Hauptstraße, der neuen Bäckerstraße Wiens, wo sich neben dem Rudolf Ölz-Café und Joseph Brot nun der „Feierabend“ der Ströck-Söhne (Brot kommt von Bruder Philipp) befindet.
Leistbares Zusammensitzen bei Brot und Wein nach der Arbeit, könnte man den ellenlangen Pressetext nacherzählen, doch für’s Trinkprotokoll tut’s ein Blick auf die Weinkarte auch. Hier hat man sich in Wien-Jedlersdorf, bei Rainer Christ, bedient und den schönen Brauch der Haus-Cuvée aufleben lassen. Der weiße „Feierabend“ ist ein Gemischter Satz, brav wie immer, die 2011er Cuvée aus Zweigelt (70%), Cabernet Sauvignon (20%) und Merlot (10%) fanden wir spannender.
Der – ohne ihn beleidigen zu wollen – bewußt für „easy drinking“ gedachte Wiener Rote zeigt sich schon in der Nase gefällig. Anfangs leicht süße rote Früchte („Haribo“-Erdbeeren lassen grüßen), Hibiskus und Cranberry, die von einer würzig-grünen Ader begleitet werden: Waldmeister, falls das Kraut jemand kennt, aber auch grüner Pfeffer. Rund und samtig ist der erste Schluck, der Merlot prägt quasi den ersten Akt, während sich der Cabernet mehr und mehr gegen das Finale in Szene setzt: Grüner Paprika und wieder der Pfeffer sorgen dafür, dass der kantenglättende Merlot nicht zu soft wird.
Der Zweigelt liefert die Leinwand, auf der die beiden ihre jeweiligen Aromaakzente setzen, vor allem aber bringt er auch eine frische Note ein, immerhin stehen 15 Monate Barriquelagerung am Etikett. Dafür kommt der „Feierabend“ doch leichtfüßig daher. Entweder als Begleiter zu den Hausbratwürsteln vom Fleischermeister Hödl ordern, die zur Bindung des Bräts auch altes Ströck-Brot verwenden, oder als „Schüttwein“ mit Freunden!
Bezugsquelle:
Rainer Christ, Cuvée „Feierabend rot“ gibt es exklusiv bei Ströcks Feierabend-Filiale, Landstraßer Hauptstraße 82, um EUR 26 die Flasche (das Achtel um EUR 4,40), www.ströck-feierabend.at