Wozu legt man Wodka in ein Holzfass? Die gute alte „weiße“ Spirituose zählt schließlich den reinen Geschmack (im US-Gesetz sogar als „neutral spirit“ festgeschrieben) zu ihren Merkmalen. Im Gegensatz zu manchen weißen Rums wird hier in der Regel nie gelagert und entfärbt, sondern der klare Korn- oder Kartoffelbrand genossen. Bevor wir uns dem „warum“ des fass-gereiften Wodkas widmen, lässt sich aber das „wer“ beantworten. Denn die Brenner-Familie Horvath, Erfinder des „Kartoff“-Wodkas (dessen Ausgangsmaterial sich unschwer erraten lässt), hat ihren Erdäpfelbrand einmal im Holzfass „vergessen“. Zehn Jahre lang nahm das Destillat die Aromen auf, als rare „Oak“-Edition kann man dieses unfreiwillige Experiment noch kosten.
Doch Andreas Horvath wollte eine subtilere Version kreieren und kam dafür mit Markus Kirnbauer vom Weingut K+K in Deutschkreutz ins Gespräch. Dessen Vierer-Cuvée „Phantom“ reift bis zu 18 Monate im Barrique-Fass. Neben Blaufränkisch hinterlassen auch die Anteile von Cabernet Sauvignon, Syrah und Merlot ihre Frucht-Noten im danach geleerten Fass. Und die sollte es nun an den Wodka abgeben, ohne ihn zu überfrachten. Die Lager-Zeit hatte also kurz zu sein, was sich das Brenner-Winzer-Duo einig: „Ein dreiviertel Jahr nur, sonst hätten die harten Eichennoten überwiegt“, präzisiert Winzer Kirnbauer.
Neben den fruchtigen Komponenten seines „Phantom“, die an den Brand abgegeben wurden, veränderte sich auch die Wodka-Farbe zu einem Ton zwischen Himbeere und Zwiebelschale. Der animiert irgendwie stark zum Kosten – so viel zum „Warum“. Denn sowohl Aromatisieren, als auch Färben hätte man auch künstlich machen können. Wie ungleich cooler aber ist die Story von einem der bekanntesten Rotweine des Landes, der sich nun mit Wodka verbindet?
Wie aber geht dieses Match am Gaumen aus? Wir kosten gleich einmal: Sanfte rote Fruchtaromen – Herzkirsche und Kirsch-Stängel, mit Luft auch Johannesbeere – brechen durch die Holz-Noten von gerösteter Kokosnuss, Muskatnuss und Milchschoko („Milky Way“). Was noch klar auf die Fasslagerung verweist und weniger an Wodka denken lässt, erfährt am Gaumen eine Metamorphose – von der Eiche zum Erdapfel. Denn der weich und mit einer leichten Rum-Note (hier spricht wieder die Schokolade dafür) beginnende Brand wird ab dem mittleren Gaumen immer „klarer“.
Nicht, dass sich der „K+K-Kartoff“ plötzlich entfärben würde; aber die Aromen werden eindeutig dem Wodka zugeordnet: Zart röstig, vor allem aber mit weißem Pfeffer und einem kühlen Erdäpfel-Touch im Finish zeigt der gelagerte „Kartoff“, dass der Balance-Akt gelungen ist. Vor allem im Vergleich zum aktuell wachsenden Segment fass gelagerter Gins hat der Wodka hier seinen Charakter erhalten. Die Nase spricht Whisky- und Cognac-Freunde an, das Finish überrascht Wodka-Trinker. Denn gedacht ist der Neuzugang im Sortiment der Deutsch Wagramer Destillerie zum Pur-Genuss – im Cocktail würde er die subtilen Aromen des Blaufränkischlands wohl wieder verlieren. Und das wäre doch schade.
Bezugsquelle:
Kartoff, „Phantom Exklusiv Edition“ ist um EUR 48 (0,5 Liter-Flasche) über den Webshop erhältlich, www.kartoff.at